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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
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fing seinen Blick ein, entdeckte darin – ja, was? Greta runzelte angestrengt die Stirn. Sie wurde einfach nicht schlau aus ihm.
    Â»Siggo, bitte …«
    Â»Ja?«
    Â»Ich wollte … also, wenn du … ach nichts.« Selten war sie so um Worte verlegen gewesen wie in diesem Moment. Sie wollte unbedingt das Richtige sagen, aber sie wusste nicht, was das sein sollte.
    Siggo half ihr nicht. Siggo schwieg. Nur sein Blick wurde weicher. Aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein. Vielleicht hatte nur die schwache Abendsonne sein Gesicht gestreift.
    Â»Auf Wiedersehen«, murmelte sie und wandte sich um. Sie setzte ihre Schritte langsam, erwartete jeden Moment, er würde sie zurückrufen oder ihr nachlaufen.
    Er tat nichts dergleichen. Ließ sie ziehen und rührte sich nicht.
    Erst als Greta schon halb die Georgstraße hinauf war, hörte ihr Zittern auf, und in ihrem Herzen bildete sich ein kleiner harter Klumpen.

    Carl mochte sich wundern, warum Siggo noch eine kleine Ewigkeit lang mit verschränkten Armen bewegungslos im Hof stehen blieb. Es war ihm gleichgültig. Sollte der junge Kutscher denken, was er wollte. Siggo war zu sehr damit beschäftigt, um seine Beherrschung zu kämpfen. Der Drang, Greta in seine Arme zu reißen, war so stark gewesen, dass seine Kiefernmuskeln schmerzten. So fest hatte er die Zähne zusammengebissen. Als er sie gesehen hatte, wie sie aus der Kutsche stieg, klein und zierlich, jedoch mit diesem unnachahmlich durchgedrückten Rücken, da hatte er vor Sehnsucht leise aufgestöhnt. Sie dann ganz nah zu haben, ohne sie berühren zu dürfen, war fast über seine Kräfte gegangen. Er verstand nicht, warum sie hergekommen war, und war vollkommen ratlos gewesen. Da war etwas an ihr gewesen, ein halb verstecktes Leuchten in ihren Augen oder die Art, wie sie ein wenig den Kopf schief legte, was ihm Hoffnung geben wollte. Aber er hatte sich schnell daran erinnert, wie sinnlos alles Hoffen und Begehren war, und er hatte nichts getan. Das war richtig gewesen, sagte sich Siggo nun, fragte sich aber zugleich, warum ihm dabei so unwohl war.
    Erst als er sicher sein konnte, dass Greta längst zu Hause war, wagte er es, seine Arme zu lösen und zurück an die Arbeit zu gehen. Solange er sie noch auf dem Heimweg gewähnt hatte, war die Gefahr zu groß gewesen, erkönnte ihr nachlaufen, sobald er nur einen einzigen Muskel in seinem Körper bewegte.
    Seine Hände fühlten sich beinahe taub an, so fest hatte er die Arme verschränkt, und als nun das Blut wieder frei zirkulierte, war er dankbar für das Stechen und Brennen in den Fingerspitzen. Wenigstens fühlte er noch etwas anderes außer dieser schrecklichen Leere in seinem Innern, die ihm kälter schien als der Tod.
    Eine Stunde später, als er die Stallarbeit beendet hatte und die Treppe zur elterlichen Wohnung hinaufstieg, fiel Siggo wieder ein, dass er etwas Wichtiges vergessen hatte. Er musste Greta etwas mitteilen, aber vorhin hatte sie ihn zu sehr durcheinandergebracht. Er hatte Neuigkeiten für sie, und es waren keine guten. Siggo stieß einen Fluch aus und betrat die Wohnung. Gerlinde warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »Sohn, was ist das für ein Benehmen? In unserem Heim wird nicht geflucht. Ich habe dich nicht zu einem groben Stallburschen erzogen.«
    Â»Verzeih, Mutter.«
    Sie lächelte ihn an und fuhr ihm durchs Haar. »Ist gut. Setz dich. Du musst Hunger haben nach dem langen Tag. Es gibt grüne Heringe und Bratkartoffeln.«
    Siggos Magen knurrte, aber als das Essen dann vor ihm stand, bekam er kaum einen Bissen herunter. Selbst sein Vater aß mit größerem Appetit als er.
    Â»Was ist los?, fragte Gerlinde, nachdem sie ihn eine Weile schweigend beobachtet hatte.
    Â»Nichts. Alles in Ordnung.«
    Â»So siehst du aber nicht aus.« Dann fragte sie wie nebenbei: »Wie geht es Greta? Ich habe sie eine Weile nicht mehr gesehen. Weil ich für deine neuen Angestelltenmitgekocht habe, hatte ich keine Zeit für den Backunterricht.«
    Â»Greta geht es gut«, erwiderte Siggo so knapp, dass keine weitere Frage kam. Seine Mutter akzeptierte die Abfuhr, und darüber war er froh.

    Am nächsten Morgen wechselte Greta nur einen kurzen Gruß mit Carl, und als er sie am Abend in Blankenese abholte, ließ sie sich direkt nach Hause fahren. Von nun an, das schwor sie sich, würde sie mit Siggo keinen

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