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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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küssen, hat Patrick ihn von mir weggezerrt. Den Rest hast du selbst gesehen.«
    »Und wie hat Patrick reagiert?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich sarkastisch, »ich war mit mir selbst beschäftigt, sorry.«
    Meine Stimmung drohte zu kippen. Ich hatte noch ein paar harte Tage vor mir und absolut keine Lust, mir über die Befindlichkeiten anderer Leute den Kopf zu zerbrechen. Was interessierte es mich, wie es Patrick, Leon oder sonst wem ging?
    Marie spürte mein inneres Stirnrunzeln sofort und wechselte schnell das Thema.
    »Wenn du willst, helfe ich dir heute in der Backstube. Ich habe nichts vor.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich möchte allein sein. Ein bisschen runterkommen und darüber nachdenken, was gestern passiert ist und wie ich mich damit fühle. Ich bin völlig verwirrt. Aber ich finde es gut, dass ich Leon begegnet bin, denn ich habe ihn schließlich seit dem Zwischenfall im Pariser Krankenhaus nicht gesehen. Auch, dass ich nicht darauf vorbereitet war. Aus der Distanz kann ich mir gut einreden, über ihn hinweg zu sein. Ich hocke nicht in einer Wohnung, in der wir einmal gemeinsam gelebt haben und in der mich alles an ihn erinnert. Ich konnte ihn einfach aus meinem Leben streichen, indem ich alles zurückgelassen habe. Kein Souvenir an ihn existiert noch, nichts. Ich habe zu tun, ich bin von netten Menschen umgeben – ich hatte ja kaum Zeit, mich einsam zu fühlen und ihn zu vermissen.«
    »Tust du das? Ihn vermissen?«
    »Das ist ja genau die Frage. Vermisse ich ihn, oder will ich schlicht nicht allein sein? Weißt du, es war wirklich schön mit Leon, solange ich nicht wusste …«
    Marie sah mit einem Ruck von ihrem Frühstücksbrettchen hoch. »Aber jetzt weißt du es, und du wirst es niemals wieder vergessen können. Hoffe ich doch. Und wenn euer Sex noch so gut war.«
    Danke, Marie. Noch ein Thema, über das ich nicht nachdenken will: erderschütternder Sex mit Leon. Ich sah auf meine Armbanduhr.
    »Ich muss los, wenn ich rechtzeitig fertig sein will.«
    »Du kannst mich jederzeit anrufen, ich komme dann angeflitzt.«
    »Mach ich. Falls nicht – warte nicht auf mich, es wird spät. Wir bringen heute Abend die Torten ins Schloss.«
     
    Ich war bereits vier Stunden bei der Arbeit und überzog die letzte Torte mit tiefblauem Fondant, als meine Mutter in der Backstube erschien. Nach einem kurzen Gruß sah sie mir schweigend bei der Arbeit zu, aber ich ließ mich nicht ablenken.
    Schließlich sagte sie: »Helene … der junge Mann gestern, der zuletzt aufgetreten ist, war das nicht dein...?«
    Hatte sie ihn also doch erkannt. Ich hatte gehofft … na ja, schließlich war sie ihm nur einmal begegnet. Aber Waltraud das Superhirn vergaß selten ein Gesicht.
    »Ja, das war Leon.«
    »Er hat die Haare anders.«
    »Kann schon sein.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Bist du gekommen, um dich mit mir über Leons neue Haarfarbe zu unterhalten? Dazu habe ich nämlich keine Lust. Ich habe zu tun, wie du siehst.«
    Ich hatte gehofft, sie würde gehen, aber das tat sie nicht.
    »Schöne Grüße von deinem Vater, ich habe ihn heute Morgen besucht. Er hat mir das Album gezeigt, die Fotos von den Torten. Und von dir. Sehr schön, Helene, wirklich.« Sie deutete auf die dunkelblaue, fünfstöckige Kreation, an der ich gerade arbeitete, und fuhr fort: »Die ist auch außerordentlich beeindruckend. Ich wusste ja nicht …« Sie verstummte.
    Du wolltest es ja auch nicht wissen, grollte ich innerlich, und jetzt versagt dir die Stimme daran, mir ein Kompliment zu machen.
    »Schon gut, Mutti«, sagte ich.
    »Na, dann lasse ich dich jetzt mal in Ruhe. Falls wir uns nicht mehr sehen – ich wünsche dir, dass morgen alles gut klappt und du glücklich mit deiner Arbeit bist.«
    »Danke, das ist nett.«
    Ja, das war es wirklich. Ich konnte mich nicht erinnern, meine Mutter jemals so erlebt zu haben. Irgendwie ein bisschen unheimlich.
    Sie ging zur Tür, drehte sich aber noch einmal um. »War es schlimm für dich, Leon zu begegnen? Ich habe euch kurz miteinander sprechen sehen.«
    Nanu? Meine offizielle Version war doch gewesen, dass Leon und ich uns in Freundschaft getrennt hatten. Hatte meine Mutter doch mehr verstanden, als ich ihr zutraute?
    »Alles bestens«, benutzte ich meinen Standardspruch für alle Fälle, auf den ich immer dann zurückgriff, wenn ich keine Lust auf Erklärungen hatte.
    Sie nickte. »Gut, dann bin ich beruhigt. Ich geh dann mal. Viel Glück.«
    Sie verließ die Backstube und ließ mich mehr

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