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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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Tomatensauce und Unmengen Parmesan geschlemmt, während ich erzählt hatte, was in Paris vorgefallen war. Marie hatte immer nur ungläubig den Kopf geschüttelt.
    Bei der zweiten Flasche waren wir noch einmal zu der Szene im Krankenzimmer zurückgekehrt, was mit kreischendem Gelächter geendet hatte, denn je betrunkener wir waren, desto komischer fanden wir – ja, auch ich – diese absurde Situation mit den streitenden Mädchen und den drei gleichen Ringen.
    Und mittendrin Leon, der sich für einen tollen Hecht hielt. In einem Boulevardtheater hätte diese Szene das Publikum todsicher von den Sitzen gerissen.
    Klar, dass unsere entfesselte Heiterkeit einen eindeutig hysterischen Einschlag hatte – für mich trotzdem in diesem Moment die beste Medizin. Ich konnte Marie nur von Herzen danken, dass der gestrige Abend mit Gelächter und nicht mit Tränen geendet hatte.
     
    Ich schlug die Bettdecke zurück und schwang meine Beine aus dem Bett. Die erste Nacht in meinem neuen Zuhause war vorbei. Ich stand auf und wäre fast über meinen Koffer gestolpert, der aufgeklappt mitten im Zimmer stand.
    Im Haus war es still. Ob Marie noch schlief? Ich ging aufs Klo und dann in die Küche, mir war nach einem Kaffee.
    An der Kaffeemaschine klebte eine Nachricht: Guten Morgen! Ich gehe doch recht in der Annahme, dass Dein erster Weg Dich hierhin geführt hat? Kaffee ist in der Warmhaltekanne. Ich bringe Brötchen mit. Und nach dem Frühstück gehen wir shoppen! Bis gleich … M.
    Ich goss mir einen Kaffee ein und ging mit der Tasse zurück in mein karg ausgestattetes Zimmer, um mich anzuziehen. Es würde Spaß machen, Möbel zu kaufen. Bevor ich zu Leon gezogen war, hatte ich meine Wohnung in Jever komplett aufgelöst und mein Auto verkauft, um zusätzliches Kapital für meinen Laden in Paris zu haben. Mein gut gefülltes Konto befand sich nach wie vor hier bei meiner alten Sparkasse. So bedauerlich es war, dass ich mit diesem Geld nun doch nicht meinen Traum erfüllen würde, so froh war ich jetzt, mir von Marie kein Geld leihen zu müssen.
    Ich zog die Vorhänge zur Seite und blickte in den Garten. Unter dem Fenster stand auf einer winzigen, mit verwitterten Ziegeln gepflasterten Fläche eine hölzerne Gartenbank. Ich nahm meine Tasse, öffnete die Terrassentür und trat hinaus in den sonnigen, aber kühlen Maimorgen. Der Garten war mir sofort wieder vertraut, Marie und ich hatten uns als Kinder oft hier aufgehalten. Die Obstbäume schienen noch ein wenig knorriger als früher, aber sie lieferten bestimmt noch immer die köstlichen Äpfel, aus denen Tante Alma früher Kompott und Kuchen gemacht hatte.
    Ich folgte dem gepflasterten Weg um das Haus herum bis zur zweiten Terrasse, die ans Wohnzimmer grenzte. In einem hölzernen, himmelblauen Strandkorb mit blauweiß gestreifter Polsterung lag Kater Schorsch in der Sonne und schnarchte leise. Das muss man sich mal vorstellen – es war so still, dass ich den Kater schnarchen hörte! In Paris hatte ich mich an einen Vierundzwanzig-Stunden-Lärmbrei gewöhnen müssen, der zu siebzig Prozent aus Autohupen zu bestehen schien.
    Ich trank kleine Schlucke von meinem Kaffee und wanderte weiter durch den Garten. Hinter der nächsten Hausecke fand ich Wäscheleinen und ein Kräuterbeet, außerdem die Hintertür mit der Katzenklappe für Schorsch. Ich durchquerte ein Carport – eigentlich nur ein Dach auf Stelzen – und stand auf der Einfahrt vor dem Haus. Rundgang beendet.
    Ich wollte gerade zurück ins Haus gehen, als ein Transporter mit Marie am Steuer auf die Einfahrt bog. Sie bremste und sprang aus dem Auto.
    »Na?«, rief sie strahlend. »Gut geschlafen?« Sie beugte sich ins Auto und angelte eine Einkaufstasche vom Beifahrersitz. »Unser Frühstück«, erklärte sie und warf die Autotür zu. »Wie geht es dir heute Morgen?«
    Leicht überfordert von Maries sprudelnder Laune – ich war noch lange nicht so wach wie sie – hob ich meine Tasse und prostete ihr damit zu.
    »Bestens geschlafen, danke. Wo hast du denn das Auto her?«
    »Geliehen. Aus dem Fuhrpark der Gemeinde. Manchmal ist es wirklich von Vorteil, für den Bürgermeister zu arbeiten. Muss um fünf wieder hinter dem Gemeindehaus stehen«, sagte sie und schloss die Haustür auf.
    Ich schlurfte hinter ihr her ins Haus.
    »Setz dich, ich mache uns Frühstück«, kommandierte sie und begann, die Einkaufstasche auszupacken.
    Ich gab mir und meiner Schlaftrunkenheit einen mentalen Tritt in den Hintern und nahm Marie die

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