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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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Milchflasche aus der Hand. »Hör mal, ich bin hier kein Gast, sondern ich wohne hier. Ich mache Frühstück, und du machst, wozu auch immer du Lust hast. Ich werde schon alles finden, was ich brauche.«
    »Aber du brauchst Ruhe«, sagte sie zögernd.
    »Stimmt nicht, ich brauche Alltag – ich hatte ja keinen Schlaganfall oder so was. Und ich brauche einen Job. Je eher, desto besser. Und wenn ich mir dafür wieder ein Auto kaufen muss, dann soll es eben sein. Ich will mir hier nicht den Hintern platt sitzen und Trübsal blasen.«
    Ich schob sie aus der Küche. Sie verschwand in dem kleinen Raum neben der Gästetoilette und kam mit einem Korb voll nasser Wäsche wieder heraus.
    »Du kommst klar?«, fragte sie, als sie zur Hintertür zum Wäscheplatz hinausging. Ich war gerade dabei, nacheinander alle Schranktüren, Klappen und Schubladen zu öffnen, um mich in der noch fremden Küche zu orientieren.
    Da Marie ein von Natur aus strukturierter Mensch war, fand ich mich rasch zurecht. Während ich den Tisch deckte, hörte ich sie draußen mit heller, singender Stimme mit dem Kater sprechen: »Na, mein Dicker, da hat wohl jemand Hunger?«
    Schorsch antwortete mit einem lauten Miauen und kam eilig in die Küche getrabt. Als er mich sah, stoppte er und starrte mich an, aber ich wandte schnell meinen Blick ab, damit er sich nicht bedroht fühlte, und fuhr damit fort, Maries Einkäufe auszupacken. Die duftende Papiertüte mit den Brötchen hatte den Aufdruck »Bäckerei Konditorei Cäcilie Bernauer & Sohn« – klar, wo hätte sie auch sonst frische Brötchen kaufen sollen?
    Schorsch war neben dem Tresen sitzen geblieben und beobachtete mich aufmerksam. Als ich mich ihm näherte, stellte er die Ohren auf, lief aber nicht weg. Marie kam herein, und der Kater entspannte sich sofort und fing an, laut schnurrend um Maries Beine zu streichen.
    »Der scheint dich aber doch zu mögen«, sagte ich.
    Marie lachte und winkte ab. »Das macht der auch beim Postboten, wenn der ihm die Katzenfutterdose öffnet. Das hat nix mit Sympathie zu tun, fürchte ich. Immerhin verjagt er mich nicht vom Grundstück.« Sie beugte sich herunter, kraulte Schorsch hinter den Ohren und gurrte: »Stimmt’s, du lässt mich hier gnädigerweise wohnen.«
    Schorsch antwortete mit einem lauten, geradezu herrischen Miauen.
    »Oh, Ihro Gnaden verlieren die Geduld«, sagte Marie und machte sich daran, die Näpfe des Katers zu füllen. Schorsch schien sich durch meine Anwesenheit nicht gestört zu fühlen und hockte schmatzend über seinem Futter.
    Die Brötchen meines Vaters schmeckten himmlisch, besonders in Kombination mit dem hausgemachten Fleischsalat aus der Dorfmetzgerei.
    »Das habe ich vermisst«, stöhnte ich mit vollem Mund, »ordentliche Körnerbrötchen und den Fleischsalat von Oma Oltmanns.«
    Was hatte ich da gesagt?
    Ordentliche Körnerbrötchen? Aufpassen, Helene, du klingst wie deine Mutter!
    »Das habe ich mir gedacht.« Marie grinste breit. »Damit konnte man früher schon deine Lebensgeister wecken. Und wir brauchen schließlich Kraft, wenn wir gleich durch den Möbelladen marodieren.«
    Sie kaute konzentriert auf einem Stück Rosinenbrötchen, schluckte, schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann aber anders und biss wieder vom Brötchen ab, kaute, schluckte und sagte dann unvermittelt: »Vorhin hast du doch gesagt, du willst so schnell wie möglich arbeiten gehen.«
    Befürchtete sie, ich könne meinen Anteil an den monatlichen Kosten nicht zahlen? Aber sie wusste doch, dass es ein Konto mit einer respektablen Rücklage gab.
    »Hast du Sorge, dass du mich durchfüttern musst?«
    Sie sah mich verdutzt an. »Quatsch. Also wirklich. Du könntest von mir aus bis an dein Lebensende umsonst hier wohnen. Nee, ich habe da nur eine gewisse Information, und wenn du wirklich schnell einen Job suchst …«
    Sie zögerte, aber ich war ja nicht doof und konnte eins und eins zusammenzählen: Sie hatte bei meinen Eltern Brötchen geholt, sie hatte plötzlich irgendeine ominöse »Information« … Garantiert hatte sie mit meiner Mutter gesprochen, denn die ewig emsige Waltraud stand immer im Laden. Immer. Und ich wusste von Marie, dass meine Mutter sie manchmal nach mir fragte.
    »Hast du meiner Mutter gesagt, dass ich hier bin?« Bitte nicht, dachte ich, ich bin noch nicht bereit …
    Marie riss die Augen auf und rief: »Natürlich nicht! Wofür hältst du mich? Aber eure Marianne ist schwanger, und deine Mutter braucht dringend jemanden, der

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