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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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und ich musste mir den Zutritt zum Allerheiligsten erst wieder verdienen.
    Ich respektierte seine Zurückhaltung. Irgendwann würde ich wieder neben ihm an der Arbeitsplatte stehen, und bis dahin musste ich halt ein braves Mädchen sein und neben der gnadenlosen Waltraud im Geschäft arbeiten.
    Ich zog eine Grimasse beim bloßen Gedanken daran, aber ich war hier weiß Gott nicht in der Position, Bedingungen zu stellen. Leider, möchte ich hinzufügen.
    Ich ging zur Hintertür hinaus und folgte dem gepflasterten Weg durch den Hof zum Häuschen meiner Oma, das genau genommen ein bungalowähnlicher Anbau war, den meine Großeltern vor dreißig Jahren an ihr Haus gesetzt hatten, nachdem meine Eltern ihr zweites Kind bekommen hatten und der Platz für alle nicht mehr reichte. Nach Opas viel zu frühem Tod vor mittlerweile beinahe zwanzig Jahren hatten Oma und meine Eltern einfach die Wohnungen getauscht.
    Durch das Küchenfenster sah ich sie am Tisch sitzen, vor sich eine Patience. Ich klopfte an die Scheibe, und sie blickte hoch, lächelte und winkte mich herein.
    »Na?«, begrüßte sie mich, als ich hereinkam. »Wie läuft dein erster Arbeitstag?«
    Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen und grinste. »Ich war pünktlich, hatte saubere Fingernägel und war nicht frech zu Kunden. Ich denke, es gibt nichts zu meckern.«
    »Aha. Sonst nichts? Keine besonderen Vorkommnisse?« Sie drehte eine Karte um, begutachtete sie ausgiebig und legte sie dann an, bevor sie mich anblickte. Um ihre Mundwinkel herum zuckte ein Lachen.
    Sie wusste also bereits von Susannes und meinem kleinen Scharmützel.
    »Wieso? Ich weiß nicht, was du meinst«, tat ich unschuldig.
    »Ich habe euch gehört, mein Kind, ich war nämlich vorne im Laden«, verkündete sie.
    »Du kennst doch Susanne.« Ich verdrehte die Augen und seufzte. »Wir können halt nicht in einem Raum sein, ohne uns zu streiten. Das wird sich wohl niemals ändern.«
    »Lass dich einfach nicht ärgern«, sagte sie, »du wirst deinen Weg machen.«
    »Sieht im Moment nicht danach aus«, erwiderte ich, »aber vielleicht steht mir ja eine Riesenkarriere in einer Gefängnisküche bevor, wenn sie mich mal derart provoziert, dass ich ihr leider mit Gewalt ihren großen Mund stopfen muss. Und ihrem dämlichen Bürgermeister gleich mit, wenn ich schon mal dabei bin. Was ich da immer von Marie höre, stimmt mich auch nicht gerade friedlich.«
    Oma lachte und schob die Spielkarten zu einem Stapel zusammen. »Schade, dass wir das nicht vertiefen können, aber ich muss rüber. Kommst du mit?«
    Ich schüttelte den Kopf und stand auf. »Die Chefin hat mich für heute entlassen. Ab morgen helfe ich dir beim Essenmachen, versprochen. Oder ich übernehme das ganz, wenn du möchtest.«
    Ich hielt ihr die Tür auf, und während wir über den Weg zur elterlichen Hintertür gingen, sagte sie: »Nee, lass mal. Das macht mir Spaß. Aber vielleicht irgendwann einmal, wenn ich in den Urlaub fahre oder so.«
    Wir umarmten uns, dann stieg ich aufs Fahrrad. Ich beschloss spontan, Marie bei der Arbeit zu besuchen, und fuhr zum Rathaus.
    Damit wir uns nicht missverstehen: Rathaus bedeutet in diesem Fall ein kleines Einfamilien-Backsteinhäuschen, das kurioserweise von einem hübschen Zwiebelturm mit Uhr gekrönt wurde, die zu jeder vollen Stunde ein Bimmelkonzert veranstaltete. Als ich mein Rad abstellte, schlug es gerade zwölf.
    Durch das Sprossenfenster links von der Eingangstür sah ich Marie, die Kopfhörer trug und konzentriert auf ihre Computertastatur einhackte. Ich ging hinein und klopfte an ihre geschlossene Bürotür. Ein griesgrämiges, wenig einladendes »Herein!« war die Antwort. Ich öffnete und streckte meinen Kopf durch den Türspalt.
    »Darf ich dich stören?«
    »Helene!« Maries Gesicht hellte sich auf, und sie zog den Kopfhörer herunter. »Nichts lieber als das. Ich versuche seit Stunden, aus Majestix’ Gestammel eine einigermaßen verständliche Rede zu konstruieren. Ich kann eine Pause gut gebrauchen. Kaffee? Cappuccino? Mokka? Espresso? Milchkaffee?« Sie deutete auf ein verwirrend aussehendes Gerät mit diversen Hebeln und Knöpfen.
    »Was ist denn aus der guten alten Kaffeemaschine geworden?«, fragte ich erstaunt, denn jahrelang hatte hier ein uraltes, röchelndes Ding mit einer schon blinden Glaskanne gestanden.
    Sie grinste breit. »Dieses Wunderwerk moderner Technik hat dein Schwager hier angeschleppt, aber er könnte sie nicht mal dann bedienen, wenn sein Leben davon abhinge.

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