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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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und strich mir sanft die Haare aus dem Gesicht. »Du hast doch nicht wegen Susanne und Majestix so geweint, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Willst du mir erzählen, was los ist?«
    »Ich habe mit Leon gesprochen«, schniefte ich.
    »Hast du ihn angerufen?«
    Ich reagierte nicht auf diese Frage. War es nicht völlig egal, wer wen angerufen hatte? Entscheidend war das Ergebnis des Gesprächs, und das hatte sie direkt vor ihrer Nase.
    »Pass auf«, fuhr sie fort, »du putzt dir die Nase und gehst dein Gesicht waschen. Und dann erzählst du mir, was passiert ist.«
    Das entlockte mir ein schwaches Lächeln, und ich krächzte heiser: »Ja, Mama.«
    Ich ging hoch ins Bad und starrte mich im Spiegel an. Mein Gesicht erinnerte in Farbe und Struktur an eine aufgeblähte Himbeere; ein anderer Vergleich fiel mir so schnell nicht ein. Meine Augenlider sahen aus wie Cocktailwürstchen, und meine Lippen wirkten wie aufgespritzt. Nicht sehr sexy.
    Ich band meine wirren, aufgelösten Haare am Hinterkopf zu einem buschigen Zopf und verbrauchte ein gutes Dutzend Papiertaschentücher, bis meine Nase wieder einigermaßen frei war.
    Als ich in die Küche kam, sah mich Marie mitleidig und zugleich erwartungsvoll an. »Erzähl. Was war los?«
    »Mein Handy hat geklingelt, als ich auf dem Rückweg von dir war, und ich dachte, du wärst es. Und ich dachte … ich dachte …«
    Ich brach ab, weil ich wieder den Drang verspürte zu weinen.
    »Du dachtest, du könntest es aushalten«, vervollständigte sie meinen Satz. »Du Arme. Ich hoffe, du hast ihm ordentlich den Marsch geblasen. Das hast du doch getan?«
    Ich zuckte mit den Achseln.
    Hatte ich das? Keine Ahnung.
    »Was wollte er denn von dir?«, fragte Marie.
    »Jammern und betteln«, antwortete ich, »das erzähle ich dir gleich. Aber vorher: Hast du so etwas wie eine Kompresse im Eis? Ein Beutel Tiefkühlerbsen tut es auch.«
    »Ich bin professionell ausgestattet«, sagte sie grinsend und holte eine blaue, brillenförmige Kompresse aus einer Schublade des Tiefkühlschranks. »Die habe ich mir damals angeschafft, als ich herausfand, dass Klaus … na ja, du weißt schon. Ich habe jeden verdammten Morgen so ausgesehen wie du gerade.«
    Sie legte mir die Kompresse auf – die Linderung durch die Eiseskälte fühlte sich himmlisch an – und schloss die Gummiriemen am Hinterkopf. Dann kam sie wieder um mich herum, sah mich an und lachte auf.
    »Du siehst aus wie ein verrückter Waschbär.«
     
    Der Strandkorb knarrte leise, als ich mich hineinsinken ließ. Marie setzte sich an den Tisch, goss Tee ein und lehnte sich zurück. »Erzähl schon.«
    Ich berichtete brav vom Gespräch mit Leon und verschwieg auch nicht, dass er behauptet hatte, eine seiner Freundinnen zur Abtreibung genötigt zu haben.
    »Dieses Schwein!«, rief Marie empört. »Der verdient doch Schläge, das ist ja wohl völlig abartig!«
    »Finde ich auch. Aber offenbar hat er gedacht, genau das würde mich davon überzeugen, dass er es ehrlich mit mir meint. Das könnte mich höchstens dazu bringen, nach Paris zu fahren und ihn windelweich zu prügeln.«
    »Weiß er, wo du bist?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich achselzuckend, »er hat mich danach gefragt. Kann sein, dass er mich nach wie vor in Paris vermutet.«
    »Spätestens seine nächste Telefonrechnung dürfte ihm zeigen, dass du nicht mehr in Frankreich bist, oder? Hoffentlich taucht er nicht hier auf.«
    Mir wurde bei dieser Vorstellung heiß und kalt. Das fehlte noch, dass Leon auf der Suche nach mir in der Konditorei auf der Matte stand und Theater machte. Unser Gespräch hatte mir eines klargemacht: Ich hielt es nicht einmal aus, seine Stimme zu hören.
    »Ich werde Marcel anrufen«, verkündete ich.
    »Marcel? Wieso das denn? Ich denke, der kann dich nicht leiden.«
    »Das dachte ich ja auch, aber er hat sich wirklich nett um mich gekümmert – nach dem Zwischenfall im Krankenhaus. Er hat mir versprochen, Leon im Zaum zu halten. Er kann natürlich nicht rund um die Uhr auf ihn aufpassen, aber …«
    Ich verstummte. Aber? Was – aber? Was konnte Marcel schon tun, um mich vor Leons Kontaktversuchen zu schützen? Trotzdem – vielleicht hatte Marcel ja eine zündende Idee, wie ich es erreichen konnte, dass Leon mich zufrieden ließ.
    Kurz entschlossen sprang ich auf. »Ich rufe ihn jetzt sofort an.«
    »Hm.«
    Maries Gesichtsausdruck sprach Bände. Sie hielt das eindeutig für keine gute Idee. Aber das war mir egal. Leon musste aus meinem Leben verschwinden, und

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