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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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Sie macht es nicht nur anderen schwer, sondern in erster Linie sich selbst. Du kennst sie doch lange genug, oder?«
    Klar, deshalb mache ich mir ja Sorgen, dachte ich düster. Gleichzeitig war ich verblüfft über seine treffsichere Diagnose, die mir eines klarmachte: Mein Vater hatte sich damit versöhnt, wie meine Mutter war, und versuchte auch nicht, sie zu verändern.
    Das musste echte Liebe sein.

KAPITEL 19
     
    »Helene, kannst du mal bitte in den Laden kommen?«
    Ich sah von meinen Erdbeertörtchen hoch, die ich gerade üppig mit kleinen, froschgrünen Zitronenmelisseblättern dekorierte. Es war keine zwei Minuten her, da hatte Meike, die Aushilfe, meinen Vater nach vorne gerufen. Jetzt stand er in der Tür und sagte: »Ich glaube, das ist eher was für dich.«
    Mir standen vermutlich gleich mehrere Fragezeichen ins Gesicht geschrieben, als ich in den Verkaufsraum kam. Meine Mutter bediente Kunden, Meike ebenfalls. An einem der beiden kleinen Stehtischchen, die rechts und links der Tür dazu dienten, besondere Angebote zu präsentieren, stand ein junger Mann und blätterte im Hochzeitsalbum. Er schlug eine Seite um und murmelte kopfschüttelnd: »Das gibt’s doch nicht!«
    Ich wartete, bis meine Mutter kurz Zeit hatte, und fragte: »Was ist denn los?«
    Sie deutete auf den jungen Mann am Stehtisch. »Ein Kunde für dich.«
    Für mich? Für eine meiner Torten?
    Mein Herz klopfte, als ich auf ihn zuging. Die Petit Fours, die wir seit ein paar Tagen anboten, gingen gut weg, aber eine richtige große Torte zu machen, würde mich wahnsinnig freuen.
    Er bemerkte mich nicht, als ich mich zu ihm stellte, denn er war gerade in den Anblick meiner schinkenförmigen Torte vertieft.
    »Hallo, ich bin Helene Bernauer. Was kann ich für Sie tun?«
    Er sah hoch, als wäre er gerade aus einem Traum erwacht, und sagte: »Hm?«
    »Ich bin Helene Bernauer«, wiederholte ich. »Sie möchten mich sprechen?«
    Er staunte mich weiter an und fragte schließlich: »Sie haben diese unglaublichen Torten gemacht?«
    Also, allmählich …
    »Ja. Was kann ich denn für Sie tun, Herr …?«
    »Oh. Oh, natürlich.« Er streckte mir seine Rechte entgegen und sagte: »Foerster, Patrick Foerster. Ich … Ich suche Torten.«
    »Na, die haben Sie ja jetzt gefunden, Glückwunsch«, gab ich zurück, und er errötete prompt und verstummte wieder.
    Ich wollte ihm auf die Sprünge helfen und fragte: »Suchen Sie etwas zu einer besonderen Gelegenheit? Für eine Hochzeit oder einen Geburtstag? Oder wollen Sie etwas anderes feiern?«
    Er schüttelte den Kopf und starrte mich an. Hatte ich etwa Mehl im Gesicht? Oder eine halbe Erdbeere an der Stirn kleben? Unwillkürlich fuhr ich mir mit der Hand übers Gesicht.
    »Ich kann Ihnen aber auch eine individuelle Torte entwerfen, zu jedem Thema, wenn Sie möchten.«
    »Das trifft es schon eher«, sagte er langsam, »ich brauche mehrere Torten.«
    Mehrere? Hatte ich mich verhört? Das versprach, interessant zu werden.
    Ich bat ihn, mir in unsere Küche zu folgen und am großen Holztisch Platz zu nehmen. Dann entschuldigte ich mich kurz und ging mit einem Kuchenteller in den Laden zurück. Ich wählte ein paar von den knallbunten Petits Fours aus und stellte sie auf den Küchentisch.
    »Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
    Er nahm dankend an, und dann saßen wir uns gegenüber, zwei dampfende Becher Kaffee zwischen uns.
    Patrick Foerster hatte das Album wieder aufgeschlagen und deutete auf das Foto einer hohen, mehrstöckigen Torte in Pink und Türkis, die aussah, als wären mehrere Hutschachteln schief übereinandergestapelt. »Sie sind eine Künstlerin, wissen Sie das?«
    Alles klar, allmählich fing ich an, es zu glauben. Ich lächelte erfreut.
    »Vielen Dank, Herr Foerster. Ich bin mit Leib und Seele Konditorin, und es ist ein großes Glück für mich, wenn ich die traditionellen Pfade einmal verlassen kann.«
    »Sie sind genau richtig für das, was ich brauche«, sagte er bewundernd, beinahe ehrfürchtig, »genau richtig.«
    »Für was denn, Herr Foerster? Sie haben mir noch immer nicht gesagt …«
    Ich ließ den Satz unvollendet.
    Er wusste schließlich am besten, was er mir noch nicht gesagt hatte.
    Er erzählte mir, er sei Modeschöpfer, »kein großer Name, ich fange gerade erst an«, und im Schloss von Jever und im umliegenden Park werde in zwei Wochen eine Fotoproduktion mit seinen Kleidern stattfinden. Er habe sich überlegt, große und farbenprächtige Torten auf einer opulenten, barocken Tafel

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