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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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wagte sie keine Widerrede, sondern drehte sich um und stolzierte hinaus.
     
    An dem Abend betrank ich mich übrigens tatsächlich. Nicht bis zur Besinnungslosigkeit, aber ich – genauer gesagt Marie und ich – hatten ganz schön einen sitzen, als wir endlich schlafen gingen.

KAPITEL 28
     
    Die nächsten Tage schwemmten eine nicht enden wollende Flut an Beileidspost ins Haus. Irgendwer würde sie beantworten müssen, und ich fand, das könnte eine prima Aufgabe für die First Lady sein – die sich im Übrigen auch unaufgefordert dazu bereiterklärte. Später stellte es sich heraus, dass letztendlich die bedauernswerte Marie die Danksagungen adressieren, kuvertieren und frankieren durfte, denn Susanne pflegte das Gemeindebüro zuweilen als ihr persönliches Sekretariat zu betrachten.
     
    Am Tag der Beisetzung blieb das Geschäft geschlossen. Meine Mutter hatte eine Zeit lang an einer Option herumgedoktert, den Laden mit Aushilfen geöffnet zu halten, aber Paps hatte irgendwann ein lautstarkes Machtwort gesprochen und es ihr verboten.
    Mein Vater hatte sich verändert, und ich wusste nicht, ob mir der neue Peter Bernauer uneingeschränkt gefiel. Er setzte sich zwar rigoros gegen seine dominante Gattin durch, aber die Art und Weise, wie er das tat, war mir unheimlich. Er verlor von einer Sekunde zur anderen die Beherrschung und war nach jedem dieser Ausbrüche ungewöhnlich erschöpft.
     
    Ich fuhr gemeinsam mit meinen Eltern zum Gemeindesaal. Wir hätten die Strecke problemlos zu Fuß bewältigen können, aber Waltraud wollte unbedingt mit großer Karosse vorfahren, und mein Vater stimmte zu. Susanne und Lutz würden wir dort treffen.
    Alle Plätze bis auf die erste Reihe waren besetzt, als wir ankamen. Der Sarg stand etwas erhöht und war von einem Meer an Gestecken und Kränzen umgeben. Den Blumenschmuck auf dem Sarg – dicke, rosafarbene Rosen – hatte sie selbst bestimmt. Ein Organist spielte getragene Melodien. Ich bedauerte, dass Marie nicht hier sein konnte, aber das Büro im kleinen Rathaus durfte nicht unbesetzt sein.
    Wir nahmen in der ersten Reihe bei Susanne und Lutz Platz. Nachdem der Pfarrer eine Rede gehalten hatte, die von Plattitüden nur so strotzte, ging zu meinem Entsetzen ausgerechnet Majestix nach vorn an das kleine Rednerpult und ließ einen seiner gefürchteten Monologe vom Stapel. Susanne starrte ihn verzückt an, als wäre sie eine amerikanische Politikergattin, und vergaß für einen Moment das leise Schluchzen. Lutz ließ sich weitschweifig über meine Oma aus und erging sich in Allgemeinplätzen à la emsig bis ins hohe Alter und Ehrfurcht vor schlohweißen Haaren . Was gab ihm eigentlich das Recht dazu? Ich erwartete beinahe, dass der Sargdeckel auffliegen und Oma ihm das Mikrofon aus der Hand schlagen würde, das hätte zu ihr gepasst.
    Noch eine Menge Leute fühlten sich berufen, eine kleine Rede zu halten. Der Präsident der Handwerkskammer, diverse Kommunalpolitiker, Abgeordnete von gemeinnützigen Organisationen, die Cäcilie Bernauer unterstützt hatte. Es wurde gebetet, gesungen, wieder gepredigt, noch einmal gesungen. Schließlich erschienen die Sargträger, und der Trauerzug bewegte sich langsam zum kleinen, uralten Friedhof des Dorfes.
    Mir wurde mit jedem Meter mulmiger. Ich hasste dieses Ritual, dass der Sarg in die Erde gelassen und dann zugeschaufelt wurde – und alle sehen dabei zu. Mir behagte das nicht. Ich wollte das nicht sehen.
    Die Sonne schien, und ich hatte eine dunkle Sonnenbrille aufgesetzt, was bei meiner Mutter ein kurzes Stirnrunzeln ausgelöst hatte. Allerdings war ich nicht die Einzige, die eine Sonnenbrille trug, und so musste Waltraud die Unfehlbare nicht befürchten, dass ich sie mal wieder blamierte.
    Als wir am Grab standen, schloss ich die Augen hinter den schwarzen Brillengläsern. Ich wollte diese Holzkiste mit den Rosen darauf nicht mehr sehen, ich wollte die gähnende Grube darunter nicht mehr sehen. Wie ein Hörspiel im Radio lief die Beisetzung um mich herum ab, aber als es dazu kam, dass jeder ein Schäufelchen mit Erde auf den bereits herabgelassenen Sarg warf, blinzelte ich kurz, damit ich das Gefäß mit Erde und Schaufel nicht verfehlte. Ich brachte das Ritual so schnell wie möglich hinter mich.
    Auch das Nächste schaffte ich, ohne durchzudrehen: Hunderte – so schien es mir – Menschen defilierten an uns vorbei, um uns die Hand zu schütteln und ihr Beileid auszudrücken.
     
    Ich war völlig erschöpft, als wir schließlich im

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