Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
ein minutenlanges Schweigen.
Dann räusperte Robert sich. »Du fragst dich sicher, warum ich das alles wissen will. Dann muss ich dir etwas erzählen. Ich war nicht wegen eines Spiels in Berlin …«
Ausnahmsweise unterbrach Francesca Roberts Erzählung nicht ein einziges Mal. Nur als er berichtete, dass jemand ihn vor die U-Bahn gestoßen hatte und er fast getötet worden wäre, hielt sie ihre Hand vor den Mund und stieß ein erschrockenes »Madonna!« hervor. Die Episode mit Eva-Maria Koska alias Eva König ließ Robert aus. Auch, dass er meinte, sie gesehen zu haben, behielt er für sich.
»Auf jeden Fall ist unbestreitbar, dass Celli Kontakt mit diesen Leuten in Berlin hat und dass sie jeden Mitwisser aus dem Weg räumen. Und mir wird immer klarer, dass es dabei nicht ausschließlich um Mussolinis Schatz gehen kann.« Robert machte eine Pause. Dann atmete er tief ein. »Francesca, würdest du mir eine Frage klipp und klar beantworten?«
Francesca schaute ihn erstaunt an.
»Warst du zur selben Zeit wie ich in Berlin?«
Sie lachte kurz auf. »Was? Wie kommst du denn darauf?«
Robert schaute kurz zu ihr hinüber. »Weil ich glaube, dass ich dich gesehen habe. Zwei Mal.«
»Roberto, bist du verrückt geworden?« Francesca lachte hysterisch. »Ich war in meinem ganzen Leben noch nicht in Berlin. Und ich wüsste auch nicht, was ich dort sollte. Außerdem habe ich dir doch erzählt, dass ich in Mailand war. Willst du das anhand meiner Einkaufsquittungen überprüfen?« Dann fiel sie wieder in ihren ironischen Ton zurück. »Da kann man mal sehen, wie genau du mich anschaust. Verwechselst mich mit einer anderen Frau! Womöglich mit einer Deutschen. Das lässt tief blicken, mein lieber Freund.«
Robert schlug mit beiden Händen auf das Lenkrad. »Francesca, ich will dir ja glauben. Aber das war kein Zufall. Das war gesteuert. Jedes Mal, wenn diese Frau auftauchte, bin ich in Lebensgefahr geraten. Und ich bin sicher, dass dieser Celli dahinter steckt. Keiner in Berlin konnte wissen, dass es eine Beziehung zwischen dir und mir gibt.«
Francesca war erstaunlich ruhig geworden. Dann atmete sie tief ein. »Ich glaube, ich brauche jetzt einen doppelten Espresso.«
Robert parkte den Rover auf dem Parkplatz an der Viale Antonio Pacinotti am Rande der Stadt, denn es war Markttag in Pistoia und die Innenstadt voll mit Menschen und Fahrzeugen.
Am Caffè Valiani , das im ehemaligen Baptisterium San Antonio Abate untergebracht war, machten sie halt. Leichter Regen hatte eingesetzt, und sie waren froh, dass sie gleich im ersten Saal einen leeren Tisch fanden. Das Caffè Valiani war Stammplatz für alle, die in Ruhe Zeitung lesen wollten, und daher schenkte dem attraktiven Paar niemand besondere Aufmerksamkeit.
Francesca sprach mit gedämpfter Stimme. »Also, hör zu, Roberto. Es ist richtig, was du gesagt hast: Celli hat solche Partys veranstaltet, und er veranstaltet sie noch immer. Er selbst nimmt an den Aktivitäten nicht teil. Er trinkt nicht, er kokst nicht, und er lässt die Finger von den Mädchen. Er macht das nur, um andere Leute unter Druck setzen zu können. Denn, wenn Celli etwas liebt, dann ist es, Macht über andere zu haben. Als Anwalt verfügt er natürlich auch über alle Möglichkeiten, Informationen zu sammeln. Über Klienten, über deren Gegner, über Prozesse und andere Vorgänge, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollten. Anscheinend hat er bereits ein riesiges Archiv.«
»Und warum macht er das alles?«
»Sagt dir der Name Licio Gelli etwas?«, fragte Francesca und trank den Rest ihres Espressos.
Robert schüttelte den Kopf.
»Das ist der Mann, den Celli am meisten verehrt. Er ist eine Art Gott für ihn. Es ist übrigens ein unglaublicher Zufall, dass wir bei unserer Fahrt ins Blaue hier gelandet sind. Licio Gelli wurde nämlich 1919 hier in Pistoia geboren.«
Wieder ein Beweis, dass es keine Zufälle gibt , dachte Robert und schwieg.
Francesca fuhr fort. »Im selben Jahr wurden übrigens die faschistischen Kampfbünde, die Fasci italiani di combattimento, gegründet. Aber auf die Zusammenhänge komme ich später.«
»Das ist ja fantastisch, was du alles weißt. Das hätte ich nie vermutet«, sagte Robert erstaunt.
Francesca blickte ihn strafend an. »Danke für die Blumen. Aber ich habe nicht nur BWL studiert, sondern auch ein paar Semester italienische Geschichte. Ich bin Patriotin, und ich möchte möglichst viel über mein Land wissen, verstehst du?«
Der Kellner servierte
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