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Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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nach Fietje Ausschau. In solchen Situationen half am besten eine angenehme Plauderei mit einem Menschen, der höchstens halb so gesprächig war wie sie selbst. Diese Therapie half im Übrigen auch bei Zahnschmerzen, Sorgen um Enkelkinder, Ungeziefer im Gemüsegarten und roten Socken in der Kochwäsche. Aber so gründlich sie sich auch umsah, Fietje war nicht zu sehen. Das Strandwärterhaus war verriegelt, auch die Toiletten für die Badegäste, die im hinteren Teil des Häuschens untergebracht waren, ließen sich nicht öffnen. Und hinter dem großen Fenster konnte Mamma Carlotta nur einen verwaisten Schreibtisch erkennen, auf dem es nichts gab, was an Fietje erinnerte. Wenn er neben dem Strandwärterhaus stand, um die Kurgäste zu kontrollieren, lag dort seine Pudelmütze. Wenn es ihm draußen zu kalt oder zu windig war und er seine Kontrollen hinter der Scheibe durchführte, hing sie am Haken, und Fietje saß an seinem Schreibtisch und zog eine bedeutsame Miene. Außerhalb der Hauptsaison machte Fietje nur Stippvisiten an seinem Arbeitsplatz. Anscheinend störte das niemanden, wenn er dafür in der Hauptsaison bereit war, rund um die Uhr zu arbeiten.
    Enttäuscht gab Mamma Carlotta die Hoffnung auf eine Plauderei auf und stellte sich darauf ein, ihre Depression noch eine Weile zu ertragen. Ob Tove schon hinter den Kulissen seiner Imbissstube die Mittagsmahlzeiten vorbereitete? Es war einen Versuch wert, an der Rückseite des kleinen Backsteinhauses zu klopfen.
    Schon als sie in den Hochkamp einbog, sah sie Toves zerbeulten Lieferwagen ankommen. Tove bemerkte Mamma Carlotta erst, als er aus dem Wagen sprang. Er blieb neben der Fahrertür stehen und trommelte nervös auf dem Außenspiegel herum, bis sie endlich vor ihm stand. »Gut, dass ich Sie sehe, Signora! Haben Sie schon das Inselblatt gelesen?«
    »Das brauche ich nicht. Ich weiß auch so, dass schon wieder ein Mord geschehen ist.«
    »Natürlich wissen Sie das! Klar! Der Hauptkommissar wird es Ihnen erzählt haben.« Tove zog die Zeitung aus der Tasche und drückte sie Mamma Carlotta in die Hand. Dann ging er zur Eingangstür von Käptens Kajüte und schloss sie auf. Er winkte ihr, ihm zu folgen.
    Mamma Carlotta betrat den kalten, düsteren Raum, der noch kälter und düsterer wurde, als Tove die Tür wieder hinter sich abschloss. Er ließ die Fensterläden stets so lange geschlossen, bis er bereit war, dem ersten Gast die Pommes frites vorzusetzen.
    Tove stellte die Heizung an und drückte den Lichtschalter. Erst als er auch den Herd, den Grill und die Kaffeemaschine angeschaltet hatte, wurde es ein wenig behaglicher in Käptens Kajüte.
    Carlotta faltete das Sylter Inselblatt auseinander und erstarrte, als sie die Titelzeile las. Schläft die Kriminalpolizei auf Sylt? Sie schnappte nach Luft, suchte nach Worten, sah dann aber ein, dass es für die Unverschämtheit der Inselblatt-Reporter keine gab.
    Aufgeregt begann sie zu lesen. Noch waren die Berichte dürftig, die Zeitungsreporter konnten nicht mit vielen Fakten aufwarten. Weibliche Leiche auf dem Parkplatz an der Braderuper Heide aufgefunden! Mamma Carlotta ließ die Zeitung sinken. Erik hatte den Tatort nicht erwähnt, nur von Ullas parkendem Auto hatte er gesprochen. »Das ist ja dort, wo wir uns gestern gesehen haben.«
    »Wir? Gestern?« Tove gab sich große Mühe, so auszusehen, als verstünde er kein Wort. Aber es gelang ihm nicht besonders gut. »Ja, ja, schon möglich.«
    »Warum haben Sie sich dort mit Fietjes Freund getroffen? Der Mann hat doch nach Fietje gefragt, nicht nach Ihnen!«
    »Freund?« Tove spuckte das Wort in seine Fritteuse. »Sie haben vielleicht eine Ahnung.«
    »Ist er nicht Fietjes Freund?«
    »Nein, ist er nicht.«
    »Was ist er dann?«
    »Halten Sie sich da raus, Signora. Das ist besser für Sie.«
    Mamma Carlotta war gekränkt. Eigentlich wollte sie sich auf der Stelle erheben, um beleidigt den Imbiss zu verlassen. Aber sie tat es nicht, weil sie merkte, dass trotz des unschön verlaufenden Gesprächs ihre Depression nachließ. Besser ein Gespräch mit einem ungehobelten Kerl wie Tove als gar keine Plauderei. Und Fietjes Freund, der keiner war, ging sie ja auch wirklich nichts an.
    »Hat Ihr Schwiegersohn eine Ahnung, wer Ulla Andresen umgebracht hat?«, fragte Tove und ging in den Vorratsraum, um den Rotwein aus Montepulciano zu holen. Ihm war nicht verborgen geblieben, dass er Mamma Carlotta wehgetan hatte und wollte nun dafür sorgen, dass sie ihm verzieh. »Geht aufs

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