Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition)
Haus«, brummte er, während er das Glas füllte.
»Grazie«, murmelte sie, ohne den Blick zu heben.
Minutenlang blieb es still, wenn man mal von der Margarine absah, die sich schmurgelnd in der Pfanne auflöste. Erst als die Putenschnitzel aufschrien, die ins Fett geworfen wurden, hob Mamma Carlotta den Kopf. »Woher wissen Sie eigentlich, dass Ulla Andresen das Opfer ist? In der Zeitung steht nichts davon.«
»So was spricht sich schnell herum.«
»Davvero?« Mamma Carlotta nahm einen Schluck Rotwein und stellte erst dann erschrocken fest, dass es für Alkohol noch viel zu früh war. Sie horchte in sich hinein und stellte fest, dass ihr Körper einverstanden war. Also war es nicht nötig, einen freigebigen Menschen zu kränken, indem man sein Geschenk zurückwies.
»Ich war bei Fisch-Andresen, um zu sehen, ob dort alles okay ist. Ich habe Ihnen doch versprochen, ein Auge auf Sie zu haben, wenn Sie in der Höhle des Löwen arbeiten.«
Mamma Carlotta legte verwirrt die Zeitung weg. »Und Sie haben heute Morgen bei Andresen erfahren, dass es seine Frau Ulla ist, die ermordet wurde? Waren Sie denn im Laden?«
»Das nicht, aber …« Tove Griess rettete seine Putenschnitzel vor dem Verbrennen, dann schaltete er seinen Reiskocher an und hob die Kaffeekanne auf die Theke. Bevor er zwei Tassen danebenstellte, sagte er: »Sie sollten ein Auge auf die Ermittlungen Ihres Schwiegersohns haben, Signora. Wahrscheinlich glaubt er auch diesmal nicht, dass Andresen der Mörder ist?«
Mamma Carlotta starrte in ihre Kaffeetasse. »Vielleicht ist er es ja wirklich nicht.«
Tove zögerte. »Schon möglich. Aber besser, wir helfen dem Hauptkommissar ein bisschen bei seiner Arbeit. Das wollten wir doch tun, erinnern Sie sich? Also – Sie kümmern sich weiter bei Andresen um die Antipasti, damit Sie dem Kerl auf die Finger gucken können! Und außerdem erzählen Sie mir, wie weit Ihr Schwiegersohn mit seinen Ermittlungen gekommen ist. Dann werden wir sehen, wie wir ihm helfen können …«
Erik und Sören stellten den Wagen im Hof des Polizeireviers ab und betraten das Gebäude durch den Hintereingang.
»Gut, dass Sie kommen!«, meinte Enno Mierendorf. »Ich wollte Ihnen gerade durchgeben, was meine Befragung in Braderup ergeben hat.«
»Haben Sie was herausgefunden?«
Mierendorf bedauerte: »Leider nicht viel. Die Anwohner haben natürlich im Lauf des Nachmittags einige Leute gesehen. Die typischen Heidewanderer! Die meisten haben ihre Autos dort abgestellt, wo später die Leiche gefunden wurde. Aber vor Einbruch der Dunkelheit sind die letzten Wanderer aus der Heide zurückgekehrt, haben sich wieder in ihre Autos gesetzt, und dann war Ruhe in Braderup. Einigen ist aufgefallen, dass ein Auto in Richtung Parkplatz fuhr, als alle anderen schon weg waren. Ein Mazda! Also das Auto des Mordopfers.«
»Sonst ist niemand gesehen worden, der nicht in das Bild der Heidewanderer passte?«
»Doch«, entgegnete Mierendorf zögernd. »Zwei Anwohnern ist am späten Nachmittag ein Mann mit einer roten Schirmmütze aufgefallen. Er sei nicht auf dem üblichen Weg in die Heide hereingewandert, sondern habe in der Gegend herumgelungert, so drückte es einer aus.«
»Herumgelungert hat dieser Mann also! Oder vielleicht ist er nur spazieren gegangen? Durch den Ort geschlendert? Kein Wanderer, sondern einer, der sich einfach die Zeit vertreibt? Wie das manche Urlauber so machen, die nicht wandern wollen, sich aber gern schöne Häuser und Gärten ansehen?«
»Ja, auch möglich«, wandte Mierendorf ein. »Später ist er noch in der Begleitung eines anderes Mannes gesehen worden.«
»Sieht nicht so aus, als würde uns das weiterbringen.« Erik ging auf die Tür seines Zimmers zu. Dort wandte er sich, mit der Klinke in der Hand, um. »Der Täter wird nicht zu Fuß gekommen sein. Aber vermutlich hat er seinen Wagen auch nicht auf dem Parkplatz abgestellt, auf dem wir die Leiche gefunden haben. Er wird entweder vom Weißen Kliff oder von der Straße gekommen sein, die zur Kläranlage führt.« Er ließ die Türklinke los und dachte nach. »Mierendorf, sehen Sie doch mal nach, wo in der Gegend ein Auto günstig geparkt werden könnte. So, dass der Täter sich schnell und unauffällig vom Tatort entfernen kann. Und wenn Ihnen frische Reifenspuren auffallen, verständigen Sie sofort Vetterich.«
»Wird gemacht«, kam es von Mierendorf. »Allerdings könnte der Täter auch mit dem Fahrrad unterwegs gewesen sein. Das ist ja noch unauffälliger
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