Die Tote im Keller - Roman
Hannu kümmern sich weiter um die Burschen, die Torleif Sandberg auf dem Gewissen haben. Tommy und ich gehen die Zeugenaussagen von der Töpelsgatan vom Mordabend durch. Irgendjemand muss schließlich was gesehen haben, was mit dem Mord zu tun hat. Und mit diesem Paar aus dem Volvo würde ich mich auch gerne unterhalten. «
Bei JC am Backaplan hatten sie Erfolg. Die Verkäuferin konnte sich sehr gut an das seltsame Paar erinnern, das am Wochenende zuvor eine Jeans der Marke Crocker gekauft hatte.
»Ich erinnere mich an sie, weil das Mädchen einen kurzen Jeansrock und eine wahnsinnig hässliche rosa Daunenjacke trug. Ihre Stiefel waren auch schon hundert Jahre alt, und außerdem trug sie keine Strumpfhose. Meine Güte, dachte ich, und das bei zehn Grad minus! Und dann wollte ihr Papa, dass wir die Hosenbeine einnähen, damit sie die Hosen in die Stiefel reinbekam. Es war Samstag, und ich sagte, dass wir das nicht sofort machen könnten, aber da wurde er wahnsinnig sauer«, berichtete die junge Frau am anderen Ende der Leitung.
»Sprach er Schwedisch?«, wollte Birgitta wissen.
»Nee. Englisch. Megaschlecht.«
»Sprach das Mädchen ebenfalls Englisch?«
»Nee. Das Mädchen sagte kein Wort. Sie nickte nur, wenn der Typ was sagte.«
»Wissen Sie, in welcher Sprache sie sich unterhielten?«, fragte Birgitta.
»Tja … es klang irgendwie wie Finnisch.«
Estnisch klang fast so wie Finnisch, zumindest wenn man keine der Sprachen beherrschte. Birgitta war sich recht sicher, dass sie den richtigen JC-Laden gefunden hatte. Sie bat die Verkäuferin, einen Moment zu warten.
»Irene. Ich glaube, wir haben den Laden. Aber ich muss erst noch beim Dezernat für Menschenhandel vorbeischauen und Linda Holm fragen, ob sie ein Foto von diesem Heinz Becker hat. Außerdem brauche ich ein Foto von dem Mädchen. Dann fahre ich zum Backaplan, um der Verkäuferin die Fotos vorzulegen. «
»Super«, sagte Irene und strich die Nummer durch, die sie gerade gewählt hatte.
Es wäre verfrüht gewesen, die Liste der Läden wegzuwerfen. Es konnte schließlich sein, dass die Verkäuferin vom Backaplan die Personen auf den Fotos nicht wiedererkannte.
»Ich gehe zu Linda rüber, dann kannst du dich um das Foto von dem Mädchen kümmern. Die Zeichnung für die Zeitungen müsste inzwischen auch fertig sein«, meinte Irene.
»Falls nicht, kannst du auch das Foto aus der Pathologie nehmen. Sie sieht darauf ganz friedlich aus. Sie hat auch keine Verletzungen im Gesicht«, dachte Birgitta laut nach.
Im Gesicht nicht, dachte Irene, und sie schauderte.
Als Irene in Linda Holms Büro eintraf, kämpfte die Kommissarin gerade wieder mit ihrer Strickjacke, die sie während des Telefonierens anzuziehen versuchte.
»Okay. Ich fahre sofort.«
Sie legte auf und winkte Irene zu, die in der offenen Tür stand. Rasch fragte Irene, ob sie ein Foto von Heinz Becker bekommen könne. Linda Holm öffnete die oberste Schreibtischschublade und nahm einen vergrößerten Ausdruck heraus.
»Hier. Ein ganz neues Passfoto. Erst drei Monate alt.«
Heinz Beckers Augen waren schmale Schlitze in seinem fleischigen
Gesicht mit fliehender Stirn. Sein dünnes angegrautes Haar trug er nach hinten gekämmt in einem Pferdeschwanz. Irgendwann in seinem Leben hatte er sein Nasenbein gebrochen, und diese Fraktur war nie behandelt worden. Seine Kartoffelnase ragte schief nach rechts. Er wirkte mindestens zehn Jahre älter, als er eigentlich war.
»Meine Güte. Eine richtige Verbrechervisage!«, meinte Irene verblüfft.
»Stimmt! Willst du übrigens an der Razzia teilnehmen? Ich fahre jetzt. Wir legen in knapp einer Stunde los.«
Irene dachte einen Augenblick nach. Birgitta konnte sich auch allein mit der Verkäuferin am Backaplan unterhalten. Und wenn sich herausstellte, dass sich das Mädchen aus dem Leichenschauhaus vor ihrem Tod in der Wohnung aufgehalten hatte, sparten sie eine Menge Zeit.
»Gerne. Kann ich Fredrik Stridh mitnehmen?«
»Klar. Kein Problem.«
Irene rannte zurück, gab Birgitta das Foto von Heinz und fragte Fredrik, ob er sie bei der Razzia begleiten wolle.
»Klar doch«, erwiderte er.
Er freute sich, eine Weile hinauszukönnen. Wie Irene verabscheute er die Schreibtischarbeit. Er strahlte eine jungenhafte Freude und Energie aus, die man leicht als etwas kindisch missverstehen konnte. Irene wusste seine gute Laune und Unbekümmertheit zu schätzen, genauso wie seine Begeisterung für seine Arbeit. Fredrik war immer noch der Meinung, den
Weitere Kostenlose Bücher