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Die Tote im See

Die Tote im See

Titel: Die Tote im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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reingefallen bin und indem ich mich nicht zu sehr vor professionell harten Burschen gefürchtet habe. Nur ein Schwächling würde das gemacht
    haben, was Almore gemacht hat. Nur ein Schwächling und ein tief
    verängstigter Mann, der Sachen zu verbergen hat, die kein Tages-licht vertragen können. Technisch mag er sogar des Mordes schuldig sein. Ich glaube nicht, daß dieser Punkt je geklärt worden ist.
    Aber bestimmt wäre er durch die Hölle marschiert, wenn er hätte beweisen müssen, daß sie schon in einem so tiefen Koma war, daß
    es keine Möglichkeit mehr gab, sie zu retten. Aber wenn man fragt,
    wer sie praktisch getötet hat, dann wissen Sie genau, daß es das Mädchen war.«
    Degarmo lachte. Ein grelles unangenehmes Lachen, nicht nur ohne
    Freude, sondern auch ohne Sinn.
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    Wir erreichten den Foothill Boulevard und bogen wieder in Rich‐
    tung Osten ab. Ich empfand es noch als kühl, aber Degarmo
    schwitzte. Wegen des Revolvers unter seinem Arm konnte er die
    Jacke nicht ausziehen.
    Ich sagte: »Das Mädchen, Mildred Haviland, hat’s mit Almore ge‐
    trieben, und seine Frau wußte das. Sie hat ihm gedroht. Ich weiß das
    von ihren Eltern. Das Mädchen, Mildred Haviland, kannte sich mit
    Morphium aus. Sie wußte, wo sie so viel bekommen konnte, wie sie
    brauchte, und wie man es dosiert. Sie war im Haus allein mit Florence Almore, nachdem sie sie ins Bett gebracht hatte. Es war eine glänzende Gelegenheit, um eine Spritze mit vier oder fünf Gramm zu füllen und sie einer bewußtlosen Frau durch den gleichen Ein-stich einzujagen, den Almore schon benutzt hatte. Sie würde ster-ben, vielleicht während Almore noch außer Haus war, und wenn er
    heimkäme, würde er sie tot finden. Es würde sein Problem sein, das
    er zu lösen hätte. Niemand würde glauben, daß irgend jemand an‐
    drer seine Frau zu Tod gespritzt hätte. Niemand, der nicht alle Um‐
    stände kannte. Aber Sie kannten sie. Ich müßte Sie für einen noch größeren verdammten Idioten halten, als ich es schon so tue, wenn
    ich glauben sollte, daß Sie’s nicht gewußt hätten. Sie haben das Mädchen gedeckt. Sie haben sie immer noch geliebt. Sie haben ihr einen solchen Schrecken eingejagt, daß sie aus der Stadt, aus der Gefahr, aus Ihrer Reichweite floh, aber Sie haben sie gedeckt. Sie ließen den Mord einfach sausen. Soweit hatte sie Sie gebracht. Warum sind Sie in die Berge raufgefahren und haben sie gesucht?«
    »Und wie sollte ich wissen, wo ich sie suchen sollte«, sagte er grob.
    »Wenn Sie die Güte hätten, mir auch das zu erklären.«
    »Aber natürlich«, sagte ich. »Sie hatte Bill Chess satt. Seine ständi‐
    ge Sauferei, seine Wutausbrüche, seine bescheidenen Verhältnisse.
    Aber sie brauchte Geld, um Schluß machen zu können. Sie glaubte
    sich sicher, daß sie gegen Almore was in der Hand hätte, das ihr Gefahrlosigkeit garantierte. Sie schrieb ihm also um Geld. Er hat Sie
    raufgeschickt, um mit ihr zu reden. Sie hatte Almore nicht geschrie‐
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    ben, wie sie sich momentan nannte. Und auch keine Einzelheiten darüber, wo und wie sie genau lebte. Ein Brief an Mildred Haviland,
    postlagernd nach Puma Point geschickt, würde sie erreichen. Sie brauchte ja nur danach zu fragen. Aber es kam kein Brief, und niemand brachte Sie mit Mildred Haviland in Verbindung. Sie hatten nur ein altes Foto und Ihre üblichen rüden Manieren, und das hat Ihnen bei den Leuten da oben nicht weitergeholfen.«
    Degarmo sagte knirschend: »Wer hat Ihnen erzählt, daß sie ver‐
    sucht hat, von Almore Geld zu kriegen?«
    »Niemand. Ich mußte irgendwas finden, das zu dem paßte, was
    passiert war. Wenn Lavery oder Mrs. Kingsley gewußt hätten, wer Muriel Chess in Wahrheit ist, und jemand einen Wink gegeben hätten, dann hätten Sie gewußt, wie sie sich nannte. Aber Sie wußten’s
    nicht. Deshalb mußte der Hinweis von dem einzigen Menschen
    kommen, der dort oben wußte, wer sie ist. Und das war sie selbst.
    Daher vermute ich, daß sie an Almore geschrieben hat.«
    »Okay«, sagte er schließlich. »Wir können das alles vergessen. Es spielt ja jetzt überhaupt keine Rolle mehr. Wenn ich in der Scheiße
    stecke, ist das meine Sache. Ich würde es wieder tun – unter den gleichen Umständen.«
    »Das ist richtig«, sagte ich. »Und ich habe nicht vor, irgend jemand
    was anzuhängen. Nicht mal Ihnen. Ich habe Ihnen das hauptsäch‐
    lich deshalb erzählt, damit Sie nicht auf die Idee kommen, Kingsley
    irgendwelche Morde anzuhängen, mit

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