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Die Tote im See

Die Tote im See

Titel: Die Tote im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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vor Sauerstoffmangel zu zerplatzen drohte, wurde die Leiche unter meinem Arm lebendig und schwamm weg von mir, und
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    dann kämpfte ich mit dem Fisch, und die Leiche drehte und drehte
    sich im Wasser, wobei sie sich immer mehr in das lange Haar ein-wickelte.
    Als ich aufwachte, hatte ich den Mund voll Bettdecke, beide Hän‐
    de am Kopfgitter des Betts verklammert und versuchte mich
    krampfhaft hochzuziehen. Die Muskeln taten weh, als ich losließ und sie entspannte. Ich stand auf, wanderte durchs Zimmer und
    zündete mir eine Zigarette an, während ich den Teppich unter mei‐
    nen bloßen Füßen spürte. Als ich die Zigarette aufgeraucht hatte, ging ich wieder ins Bett.
    Es war neun Uhr, als ich wieder aufwachte. Die Sonne schien mir
    ins Gesicht. Das Zimmer war heiß. Ich duschte und rasierte mich, zog mich ein bißchen an und machte mir Toast und Eier und Kaffee
    in meiner Frühstücksnische. Während ich frühstückte, klopfte es an
    die Wohnungstür.
    Ich ging, mit vollem Mund an meinem Toast kauend, öffnen. Es
    war ein magerer, ernst dreinblickender Mann in einem korrekten
    grauen Anzug.
    »Floyd Greer, Lieutenant der Kriminalpolizei«, sagte er und kam ins Zimmer.
    Er streckte mir eine knochige Hand entgegen, und ich schüttelte sie. Er setzte sich auf die Kante eines Stuhls, wie das so ihre Art ist, drehte seinen Hut in den Händen und sah mich mit dem ruhigen Blick an, der bei ihnen so üblich ist.
    »Wir sind von San Bernardino wegen des Vorfalls am Puma Lake
    angerufen worden. Die ertrunkene Frau. Scheint, daß Sie zufällig dabei waren, als die Leiche entdeckt wurde.«
    Ich nickte und sagte: »’ne Tasse Kaffee?«
    »Nein, danke. Ich habe bereits vor zwei Stunden gefrühstückt.«
    Ich goß mir meinen Kaffee ein und setzte mich am anderen Ende
    des Zimmers hin.
    »Die haben sich bei uns nach Ihnen erkundigt. Wollten wissen,
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    wer Sie so sind.«
    »Klar.«
    »Wir haben ’s ihnen gesagt. Von uns aus gesehen sind Sie sauber.
    Komischer Zufall, daß ein Mann mit Ihrer Tätigkeit grade dort war,
    als die Leiche gefunden wurde.«
    »So bin ich nun mal«, sagte ich. »Ein Glückspilz.«
    »Daher dachte ich, ich schau mal bei Ihnen rein und sag guten Tag.«
    »Das ist reizend. Nett, Sie kennenzulernen, Lieutenant!«
    »Komischer Zufall«, sagte er noch einmal und nickte. »Sie waren sozusagen geschäftlich dort oben?«
    »Wenn’s so wäre«, sagte ich, »dann hätte das nichts mit dem ertrunkenen Mädchen zu tun, so weit ich weiß.«
    »Aber ganz sicher sind Sie nicht?«
    »Bevor ein Fall abgeschlossen ist, kann man nie ganz sicher sein, wie weit seine Verzweigungen reichen. Oder?«
    »Völlig richtig.« Er drehte seine Hutkrempe wieder durch seine
    Finger wie ein verschüchterter Cowboy. Aber seine Augen waren
    alles andere als verschüchtert. »Ich würde gerne sichergehen, daß Sie uns über diese Verzweigungen, von denen Sie sprechen, auf dem
    laufenden halten, falls die sich bis zur ertrunkenen Frau erstrecken
    sollten.«
    »Ich hoffe, Sie verlassen sich darauf«, sagte ich.
    Er fuhr, sich mit der Zunge über die Unterlippe. »Wir hätten da gern mehr als nur diese erfreuliche Hoffnung. Im Augenblick mö‐
    gen Sie nicht mehr darüber sagen?«
    »Im Augenblick weiß ich nichts, was Patton nicht auch weiß.«
    »Wer ist das?«
    »Der Sheriff von Puma Point.«
    Der magere ernste Mann lächelte nachsichtig. Er ließ seine Finger‐
    knöchel knacken und sagte nach einer Pause: »Der Staatsanwalt von
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    San Bernardino wird sich wahrscheinlich noch vor dem Verhör mit
    Ihnen unterhalten wollen. Aber das wird nicht so bald sein. Zur Zeit
    versucht man, ein paar Fingerabdrücke zu bekommen. Wir haben
    ihnen einen Fachmann ausgeliehen.«
    »Das wird nicht einfach sein. Die Leiche war schon ziemlich in Auflösung.«
    »Es ist trotzdem oft gemacht worden«, sagte er. »Das Verfahren dafür wurde in New York entwickelt, wo man alle Augenblicke Leichen aus dem Wasser zieht. Man trennt Hautfetzen von den Fin‐
    gern, härtet sie in einer Gerblösung und gewinnt so Abdrücke. Im allgemeinen funktioniert das ganz gut.«
    »Glauben Sie, daß ihre Fingerabdrücke überhaupt registriert
    sind?«
    »Warum? Wir nehmen bei Leichen immer Fingerabdrücke. Sie
    sollten das wissen.«
    Ich sagte: »Ich habe die Dame nicht gekannt. Wenn Sie glauben, daß ich sie kannte und daß ich wegen ihr oben war, dann liegen Sie
    schief.«
    »Aber Sie möchten uns trotzdem nicht einfach den Grund sagen,
    warum Sie oben waren«,

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