Die Tote im See
Mr. Kingsleys Bü‐
ro entgegengenommen. Er hat neben mir gesessen, aber nicht mit ihr
gesprochen. Sie sagte, man sollte das Geld runter zu dem Peacock‐
Lokal schicken und fragte, wer es bringen würde.«
»Klang es, als ob sie Angst hätte?«
»Nicht im geringsten. Sie wirkte vollkommen ruhig. Man könnte
sagen, eiskalt. Sie hatte alles genau durchdacht. Sie hatte sich sogar
vorgestellt, daß ihr jemand das Geld bringen müßte, den sie vielleicht nicht kennt. Sie schien zu ahnen, daß Derry – daß Mr. Kings‐
ley es nicht bringen würde.«
»Nennen Sie ihn ruhig Derry«, sagte ich. »Ich werde trotzdem er‐
raten können, wen Sie meinen.«
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Sie lächelte schwach. »Sie wird jede Stunde ungefähr um Viertel nach in diese Peacock Lounge gehen. Ich – ich habe ihr vermutlich
den Eindruck vermittelt, daß Sie derjenige wären, der zu ihr käme.
Ich habe Sie ihr beschrieben. Und Sie sollen Derrys Schal tragen.
Auch den hab ich ihr beschrieben. Er hat einige Sachen im Büro, und
dieser Schal war darunter. Er ist auffällig genug.«
Das war er wirklich. Es handelte sich um eine Angelegenheit aus
sattgrünen Nieren auf dottergelbem Untergrund. Es war fast so auf‐
fällig, als ob ich mit einem rotweißblauen Schubkarren dort aufgekreuzt wäre.
»Dafür, daß sie vor Angst außer sich ist, macht sie das aber recht
gut«, sagte ich.
»Das ist nicht der Augenblick für dumme Scherze«, warf Kingsley
scharf ein.
»Sie wiederholen sich«, erzählte ich ihm. »Und Sie müssen ver‐
dammt abgebrüht sein, wenn Sie vorschlagen, daß ich dorthin gehe,
um jemand ’ne ganze Stange Fluchtgeld zuzustecken, von dem ich weiß, daß die Polizei hinter ihm her ist.«
Er rieb sich mit der Hand das Knie und zeigte ein geriebenes Grin‐
sen.
»Ich gebe zu, es ist ein dicker Hund«, sagte er. »Was halten Sie da‐
von.«
»Es macht uns alle drei zu Mittätern, wenn’s herauskommt. Viel‐
leicht ist das für ihren Ehemann und seine Privatsekretärin nicht so
schlimm, weil die sich rausreden können. Aber was sie mit mir an‐
stellen werden, ähnelt sicher kaum der Traum Vorstellung vom
idealen Urlaub.«
»Ich werd’s Ihnen reichlich vergüten«, sagte er. »Und falls sie es nicht gewesen ist, können wir auch keine Mittäter sein.«
»Ich bin bereit, das anzunehmen«, sagte ich. »Sonst würde ich
überhaupt nicht mehr mit Ihnen sprechen. Und ich muß hinzufü‐
gen, wenn ich zu der Überzeugung komme, daß sie jemand umge‐
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bracht hat, werde ich sie augenblicklich der Polizei übergeben.«
»Sie wird nicht mit Ihnen sprechen wollen.«
Ich griff mir den Umschlag und steckte ihn in die Tasche. »Sie wird, falls sie das da will.« Ich blickte auf meine Armbanduhr.
»Wenn ich gleich losfahre, könnte ich die Ein‐Uhr‐fünfzehn‐
Verabredung schaffen. Die in der Bar müssen sie schon in‐ und auswendig kennen nach den vielen Stunden. Das ist ein zusätzlicher
Reiz.«
»Sie hat ihr Haar dunkelbraun gefärbt«, sagte Miss Fromsett.
»Vielleicht hilft Ihnen das ein wenig.«
Ich sagte: »Es hilft mir nicht zu glauben, daß sie die Unschuld auf
Reisen ist.« Ich beendete meinen Drink und stand auf. Kingsley stürzte seinen in einem Zug herunter, wickelte den Schal von seinem Hals und gab ihn mir.
»Was haben Sie denn angestellt, daß die Polizei dort unten hinter
Ihnen her war?« fragte er.
»Ich habe ein paar Informationen verarbeitet, die Miss Fromsett mir freundlicherweise besorgt hatte. Das brachte mich dazu, mich nach einem Mann namens Talley umzusehen, der am Fall Almore
gearbeitet hatte. Und das brachte mich ins Kittchen. Sie hatten um das Haus eine Falle für mich gebaut. Talley war der Schnüffler, den
die Graysons engagiert hatten«, fügte ich hinzu, während ich zu dem dunklen hochgewachsenen Mädchen sah. »Sie können ihm
vielleicht erklären, worum es da geht. Obwohl es egal ist. Ich habe jetzt jedenfalls keine Zeit dazu. Wollen Sie beide hier warten?«
Kingsley schüttelte den Kopf.
»Wir fahren zu meiner Wohnung und warten dort auf Ihren An‐
ruf.«
Miss Fromsett stand auf und gähnte: »Nein. Ich bin müde, Derry.
Ich gehe nach Hause. Ins Bett.«
»Sie kommen mit zu mir«, sagte er bestimmt. »Sie müssen dafür sorgen, daß ich nicht total überschnappe.«
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»Wo wohnen Sie, Miss Fromsett?« fragte ich.
»Im Bryson Tower am Sunset Place. Apartment 716. Warum?« Sie
sah mich fragend an.
»Vielleicht will ich Sie irgendeinmal erreichen
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