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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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hatte.
    Habgier, darum ging es im Endeffekt. Fast hatte Zbigniew das Gefühl, dass die gesamte Exekution der Juden nur aus Habgier geschah, die ganzen ideologischen Gedanken nur vorgeschoben waren.
    Dannaber,beimLeseneinesAufsatzesübereineBilderverbrennungimHerzenKölns,begriffer,dasszumindesteinigederfaschistischenHerrensichdie»Reinigung«derKunstwirklichzuHerzengenommenhatten.GanzinderNäheseinereigenenWohnung,inderAltenFeuerwache,diejetzteinBiergarteninmittendesAgnesviertelswar,wodieKinderimHofherumrastenundBallspielten,waren1937unzähligeungeliebteKunstgegenständeineingroßesFeuergeworfenworden.ZbigniewselbsthatteschonöftersinderAltenFeuerwachebeieinemGlasBiergesessenunddenTagausklingenlassen.
    Und Kollege Zeynel wohnte sogar im Agnesviertel.
    Es gruselte ihn.
    Er saß über zwei Stunden lang in der Bibliothek und las fasziniert. Vermutlich hätte er dort zwei Jahre sitzen und die Vergangenheit studieren können. Irgendwann zwischendrin kam die alte Dame vom Empfang des EL - DE -Hauses hoch und trank mit Mendelstein einen Kaffee. Dieser fragte ihn, ob Zbigniew auch einen wolle.
    »Nein, danke.«
    »Es wird gleich ohnehin geschlossen«, sagte Mendelstein.
    Zbigniew sah auf die Uhr. Es war halb fünf.
    Er musste dies alles noch durchlesen. Er musste weiterkommen.
    »Kann man die Bücher auch ausleihen? Also, nur für heute Nacht, ich würde sie morgen zurückbringen.«
    Mendelstein nickte mit einer Sekunde Verzögerung.
    »Kein Problem«, sagte er.
    Zbigniews Mobiltelefon klingelte. Keine Nummer im Display.
    Obwohl es Zbigniew unangenehm war, nahm er mit einem entschuldigenden Blick zu Mendelstein ab.
    »Mr. Meier?«, kam eine englisch klingende Stimme aus dem Telefon.
    »Yes«, murmelte Zbigniew.
    »It’s Jack.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde musste Zbigniew überlegen, dann wusste er, wen er in der Leitung hatte. Jack Rosenfeldt, den Polizeibeamten aus New York.
    »Why the fuck … «, startete Rosenfeldt eine Tirade, die Zbigniew vom Inhalt eher erfühlte als vom Wortlaut her verstand.
    Er war sauer, dass sich ein FBI -Beamter bei ihnen vorgestellt und um Informationen gebeten hatte. Offenbar berief er sich dabei auf Kontakte zur deutschen Polizei.
    »Listen, I’m sorry«, sagte Zbigniew und erklärte ihm, dass er niemanden vom FBI geschickt hatte. Was immerhin zur Hälfte der Wahrheit entsprach.
    Rosenfeldt wirkte nicht zufrieden, sagte dann aber, dass er sich jetzt wieder um wichtige Dinge kümmern musste. Er legte auf.
    Zbigniew saß fast schweißgebadet da.
    Warum zum Teufel war Rosenfeldt derartig wütend?
    Die alte Dame schaute ihn neugierig an.
    »Entschuldigung … Ich müsste mal … «, murmelte Zbigniew und ging aus dem Raum hinaus, durch den Gang in einen der Museumsräume, wo sich niemand mehr befand.
    Er wählte Lachmanns Nummer.
    »Das ging ja schnell«, sagte Zbigniew. »Die von der New Yorker Polizei haben sich bei mir beklagt, wegen dem FBI .«
    »Kein Wunder«, schnaubte Lachmann, »die sind da ganz schön in etwas reingeplatzt.«
    »Reingeplatzt?«
    »Ich darf nicht mit Ihnen darüber reden. Wirklich nicht.«
    Zbigniew überlegte einen Moment. Er würde sich auf Lachmanns Sprache herunterlassen müssen, um bei ihm etwas zu erreichen.
    »Das ist mir scheißegal«, sagte Zbigniew gegen seine Überzeugung, »ich will wissen, was da los ist.«
    »Na, na, Herr Kommissar, nicht in diesem Ton.«
    Zbigniew spürte, dass er Lachmann ins Wanken gebracht hatte. Seinen letzten Satz hatte er in einem seltsamen Tonfall gesagt, als ob er halb ironisch war. Die Strategie schien zu funktionieren.
    »Ich muss es wissen.«
    Lachmann seufzte.
    »Also. Die haben Ihren Freund da. Mehr kann ich nicht am Telefon sagen. Er liegt im Krankenhaus, ist ziemlich schwach, wird aber wohl durchkommen.«
    Zbigniew begriff nicht.
    »Was? Welchen Freund? Warum … «
    »Heute Morgen haben sie ein Souterrain in einem leer stehenden Lagerhaus in der Bronx gestürmt. Die genauen Hintergründe kenne ich auch nicht. Aber da wurde er wohl festgehalten. Und weil niemand anderes da war, also kein Täter, haben sie sich sofort aus dem Gebäude wieder zurückgezogen und observieren es jetzt – in der Hoffnung, dass die Entführer noch mal vorbeischauen und man jemanden festnehmen kann.«
    Zbigniew atmete durch.
    »Ich muss da hin«, murmelte er.
    »Jetzt bleiben Sie mal auf dem Boden, Meier. Zu Ihrer Freundin gibt es da überhaupt keine Spur, ich hab extra nachgefragt. Nur der alte Mann, und das wird noch dauern, bis der

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