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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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leer.
    Dieter Webers Worte klangen Zbigniew noch im Ohr, als er die Treppen zu seiner Wohnung hochstapfte. Er hatte sich am Kiosk Bier mitgenommen. Zwar musste er morgen wieder fit sein, aber er hatte das Bedürfnis, noch weiterzutrinken.
    Er sollte es bloß nicht so weit wie am Vortag kommen lassen.
    AlserzuvoranderS-BahnHansaringvorbeigekommenwar,hatteereinenkurzenImpulsverspürt,direktzumFlughafenzufahrenundsicheinTicketindie USA zukaufen,zuSamuelWeissberg.ErwarhochgegangenzumS-Bahnsteig.MindestenszehnMinutenhatteerdortgestanden,bisschließlicheineS-BahnzumFlughafenkam.
    Zbigniew hatte sie fahren lassen.
    Es war ohne Sinn. Rosenfeldt würde Samuel vernehmen, sobald es ging. Und Lena, sie war hier. Was er zu tun hatte, war hier zu tun.
    Es wäre höchstens eine Flucht gewesen.
    Zbigniew öffnete ein Bier, setzte sich auf den Balkon. Es war viel zu kühl an diesem Abend, aber das war ihm egal.
    Samuel war entführt worden. Lena war entführt worden. Die beiden teilten das Geheimnis.
    Es gab nur die Suche nach Eva Weissberg. Zbigniew hatte immer richtig gelegen.
    Er holte noch einmal den Brief von Samuel an die Immermannstraße hervor, setzte sich in die Küche.
    Inmitten der Lektüre stieß er einen Fluch aus. Nicht, weil der Brief ihm neue Informationen gab.
    Er sprang auf, ging durch die Wohnung, um Energie abzulassen.
    Ärger loszuwerden.
    Er hatte den Brief immer in den Händen gehabt, ein wichtiges Indiz gegen Zeynels Theorie zwei. Er hätte ihn Zeynel zeigen müssen, dann hätte sich die Ermittlungskommission gar nicht so sehr in die Möglichkeit reingesteigert.
    Oder?
    Man sah immer nur das, was man sehen wollte.
    Er fluchte noch einmal, dann legte er den Brief beiseite.
    Ob Zeynel immer noch auf der Spur der Islamisten war?
    Hatte Lachmann ihm überhaupt Bescheid gegeben?
    Bestimmt hatte er. Eine derartige Information konnte er der Ermittlungskommission nicht vorenthalten.
    Zbigniew versuchte, sich in Zeynel hineinzuversetzen, gab es aber nach kurzer Zeit auf. Es war zu kompliziert, er hatte bestimmt nur die Hälfte seiner Informationen, und es war nicht wichtig. Zeynel würde sich melden, wenn er etwas wollte. Jetzt ging es nur darum, was Zbigniew für Schlüsse ziehen würde.
    Ziehen musste.
    Er drückte sich seit Stunden um diese Gedanken herum. Hatte er die Übersicht verloren, oder gab es etwas, das er nicht wahrhaben wollte?
    Zbigniew trank sein Bier aus, holte sich ein neues aus dem Kühlschrank, setzte sich wieder in die immer kälter werdende Nacht hinaus. Das Eigelsteintor am Ende der Straße leuchtete im gelblichen Licht, unten gingen ein paar Betrunkene vorbei.
    Eigentlich konnte es nur einen logischen Schluss geben: Es gab jemanden, der nicht wollte, dass nach Eva Weissberg gesucht wurde. Der nicht wollte, dass jemand auf die Spur des Verbrechens von Andernach kommen würde, was auch immer dabei mit Eva Weissberg geschehen war.
    Es musste alles noch enger zusammenhängen, als er es sich jemals vorgestellt hatte. Sonst würde nach sechzig Jahren kein Hahn mehr nach einem Verbrechen krähen.
    Es musste etwas sein, das bis heute wirkte.
    Vermutlich war Eva Weissberg überhaupt nicht der Grund. Es ging nicht um Eva Weissberg.
    Es ging um das Gemälde. Oder um die Akten, die Gideon Weissberg in seinem Bankversteck gelagert hatte. Die ihm so bedeutsam erschienen, dass er das Schließfach im bombensicheren Tiefkeller für fünfundsiebzig Jahre angemietet hatte. Sodass es …
    Dass die darin befindlichen Informationen auch nach dem Tausendjährigen Reich gefunden würden?
    Ein faszinierender Gedanke.
    Eigentlich konnte es keinen anderen Grund geben, warum jemand ein Schließfach für so lange im Voraus bezahlt.
    Der Fall Eva Weissberg, oder Christina Wetzell, er war nur so etwas wie ein Katalysator. Oder eine Folge.
    Der Feininger.
    Die Rolle von Paul Streithoff.
    Zbigniew bekam eine Gänsehaut. Er trank sein Bier leer, stellte die Flasche so schwungvoll zurück auf den Tisch, dass es einen Knall gab.
    Der Vater von Delia und Tom hatte in New York nach dem Krieg einen Bilderhandel gegründet. Jahre zuvor ging es um das Bild von Lion Seeliger. Ein offiziell vernichtetes Bild, das aber noch existierte.
    Welche Rolle hatte Paul Streithoff gespielt?
    Gab es einen anderen Mitspieler, jemanden, von dem Zbigniew noch nichts wusste? Vielleicht aus Reihen des Kölner Kunsthändlers, den er morgen aufsuchen würde.
    Zbigniew gelang es nicht, seine Gedanken auf dem Boden festzumachen. Er hatte das Gefühl, dass

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