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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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Fußweg nach Hause, der erst einige Tage zurück lag und dennoch so entfernt war, gedacht?
    Inzwischen hatten sich ihm viele, aber nicht alle Zusammenhänge erschlossen. Vermutlich würden sich manche Dinge immer nur erahnen lassen, weil die Ereignisse schon so lange her und alle Beteiligten inzwischen tot waren.
    »Willst du nicht deinem netten Kollegen Bescheid geben?«, hatte Tonia gefragt.
    Zbigniew hatte den Kopf geschüttelt.
    »Nicht solange das alles nicht einigermaßen auf sicheren Füßen steht. Ich hab keine Lust, mich zu blamieren.«
    Endlich bog Tonia zur Autobahn ab. Sie schlängelten sich durch einige Baustellen, die an dieser Stelle permanenten Charakter hatten. Bald glitt das Auto auf der A4 dahin. In dieser Nacht waren nur wenige Fahrzeuge unterwegs.
    In der Mitte des Wagens leuchtete ein kleines blaues Bildchen, auf dem die schematisierte Straße immer weiterzog. Tonia hatte ihr Navigationssystem eingeschaltet, glücklicherweise ohne Ton.
    Sie hatte ihren Wagen nehmen wollen, nur deshalb.
    Zbigniew blickte zurück. Hinter dem Bergischen Land, das Köln in seine Schranken wies, schien es zu dämmern.
    Er war müde und wach zugleich.
    Er hatte bislang kein Auge zugetan. Tonia war vorher auf seiner Couch eingenickt. Eine Stunde lang hatte er sie schlafen lassen, während er nachgedacht hatte.
    Da war nun dieser Grauschleier aus Müdigkeit, der sein Hirn stoßartig attackierte.
    Er würde gar nicht mehr einschlafen können, bis er die Wahrheit wusste.
    Lena. Sie war in größter Gefahr, er spürte es. Es war kein Zufall, dass sie Samuel Weissberg sich selbst überlassen hatten in seinem Gefängnis.
    In ihm war nur noch ein kleiner Rest von Zweifel. Die Vorstellung, dass das alles nicht sein könnte. Dass er einen grundlegenden Gedankenfehler machte.
    Und doch war da die Erkenntnis, natürlich, es hing alles kausal zusammen, es war kein Zusammentreffen von Zufällen. Manchmal gab es das im Leben, es passierten Dinge, die nach einem Zusammenhang schrien, die am Ende aber völlig unabhängig voneinander waren.
    Hier nicht.
    Er hatte an eine Überwachung durch die NSA gedacht. An Project Echelon. Er war selbst so verbohrt gewesen wie Zeynel.
    Er hatte die einfacheren Dinge übersehen.
    Sie mussten in der Tat irgendeine Form der Überwachung installiert haben. Nachdem ihnen klar geworden war, dass Lena eine Gefahr werden könnte.
    Die Polizei. Eine polizeiliche Abhörmaßnahme.
    Ein klassischer Wiretap.
    Zbigniew schüttelte unmerklich den Kopf.
    Er hatte nun eine Ahnung, wie es gelaufen war.
    Niemals wäre er darauf gekommen, wenn er die Verbindung über die Bilder nicht gehabt hätte.
    Der Feininger.
    Wetzell.
    Das Bild, das Wetzell verkaufen wollte.
    Er wurde deswegen einen Monat später getötet. Weil es aus der Sammlung Seeliger war. Weil niemand mehr nach der Existenz der Sammlung fragte. Weil alle dachten, sie sei ordnungsgemäß verbrannt worden.
    Gideon Weissberg, Lion Seeliger und Paul Streithoff waren so klug gewesen, die Sammlung vor den Nazis in Sicherheit zu bringen. Indem sie eine Fälschung der Sammlung hatten verbrennen lassen.
    Inzwischen waren sechzig Jahre vergangen.
    Es war nicht einzusehen, dass diese Zusammenhänge sechzig Jahre später sein und Lenas Leben beeinflussten. Lenas Leben in Gefahr bringen würden.
    Lena, er hatte ihr unrecht getan, in seinen Gedanken und in seinen Handlungen.
    Lena, wenn sie überhaupt noch am Leben war.
    Zbigniew war kurz hinter Düren eingeschlafen und wachte erst wieder auf, als Tonia den Motor ausschaltete. Schläfrig öffnete er seine verklebten Augen, blickte aus dem Wagenfenster. Er sah einen großen Toreingang mit gespenstischen, riesenhaften Formen dahinter. Zunächst begriff er nicht, was es war. Dann erkannten seine Augen, dass sich ein rotes Gittertor von einem weiter hinten liegenden grünen Gestänge absetzte; in der Morgendämmerung schienen das Rot und das Grün zu vibrieren. Dahinter war eine gelbe Krone zu sehen.
    Es war ein surrealer Anblick.
    Neben ihm saß Tonia und zündete sich eine Zigarette an. Vielleicht dachte sie, dass er noch schlief. Oder dass sie ihn mit ihrem Rauch wachbekommen würde.
    »Was ist das da?«, fragte Zbigniew und zeigte zu den seltsamen Bauten neben ihm. Tonia zuckte zusammen.
    »Stört es dich, dass ich rauche?«
    »Ja. Sehr sogar. Aber rauch ruhig weiter.«
    Tonia sah ihn schuldbewusst an, aber Zbigniew bemerkte es nicht, weil sein Blick das Gestänge fixierte.
    »Das da rechts? Ich weiß nicht, es sieht

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