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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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du’s nicht mehr?«
    »Ich arbeite dran.«
    Er setzte sich wieder in Bewegung. Der Hang bildete bald eine regelrechte Abbruchkante; oben wuchsen Bäume, von unten ragten andere Baumkronen auf die gleiche Höhe. Zbigniew bat Tonia erneut um ein Satellitenbild. Tonia lächelte, schien es zu genießen, dass er – obwohl eigentlich ignorant gegenüber solch moderner Technik – nun auf ihre Hilfe angewiesen war.
    Noch einhundert Meter, dann würden sie oberhalb des Hauses sein.
    Es würde nichts zu sehen geben. Es war zu früh; die Menschen schliefen noch alle.
    Der Hang wurde etwas weniger steil, der Weg führte noch ein Stück weit bergauf. Sie waren um das Freilufttheater herumgegangen, ein natürlich im Hang gelegenes Halbrund mit hineingebauten Sitzreihen und einer Bühne. Jetzt müssten sie bald beim Ökopfad sein.
    Dann war es da.
    Tief unter ihnen lag das Haus.
    Es war nicht gut zu sehen hinter den Baumkronen, die zu ihnen aufragten, und dem dichten Buschwerk am Hang. Er musste einen noch besseren Aussichtspunkt finden.
    Zbigniew kletterte ein paar Meter hinab, unterhalb des Wegs. Der Hang wurde steiler, kaum begehbar. Bloß die Büsche würden ihn schützen, tief zu fallen, wenn er einen falschen Schritt machte.
    Ihm fiel auf, dass er Tonias Telefon in der Hand hatte, sich immer wieder vergewissernd, wo genau er sich befand. Es war schon irgendwie praktisch.
    »Und?«, fragte Tonia leise vom Weg.
    »Ja. Hier gibt es eine Stelle, wo man einen einigermaßen freien Blick hat. Aber bleib du besser oben.«
    Tonia kletterte zu ihm herunter.
    Das Haus war größer, als Zbigniew es sich vorgestellt hatte. Es war aus unregelmäßig gehauenem Sandstein gebaut und besaß mehrere Flügel, die von einem zentralen Mittelbau abgingen. Zur Hangseite gab es eine riesige Terrasse. Ein Seitenflügel schien aus einer Doppelgarage zu bestehen.
    Das Grundstück war, auch zur Hangseite, umzäunt von einem hohen Bretterzaun, der für die unten stehenden Menschen keine Einblicke in den Garten gewährte.
    Das Haus von sehr reichen Menschen.
    »Gibt es da unten eigentlich auch einen Eingang zu den Bergwerken?«, fragte Zbigniew Tonia leise.
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete sie.
    Sie sah ihn an und wusste, was er dachte.
    Vermutlich hatte sie ihm bloß davon erzählt, weil sie es schon vor ihm gedacht hatte.
    Zbigniew setzte sich auf das Moos. Seine Hose wurde ein wenig feucht, aber es konnte sein, dass sie längere Zeit hierbleiben müssten. Die Lage beobachten.
    Außerdem war er im Sitzen nicht so leicht von unten erkennbar.
    Tonia setzte sich neben ihn, schweigend.
    Ein paar Minuten saßen sie da. Dann spürte Zbigniew plötzlich Tonias Körper an seinem. Vorsichtig drehte er den Kopf.
    Tonia war eingeschlafen, sie hatte sich an ihn herangekuschelt.
    Nein, das war das falsche Wort: Ihr Körper hatte sich im Schlaf, den Gesetzen der Schwerkraft folgend, gegen seinen gedrückt.
    So saßen sie da, Zbigniew und Tonia. Tonias ruhiger Atem und das fröhliche morgendliche Zwitschern der Vögel waren lange Zeit die einzigen Geräusche, die zu hören waren. Zbigniew war todmüde, aber er zwang sich, die Augen offen zu halten. Durch die Bäume hindurch sah er den Sonnenaufgang. Es würde ein schöner Frühlingstag werden.
    Unten, im Haus hinter dem Zaun, war keine Aktivität zu sehen.
    Würden sie ihn von hier oben hören können?
    Nicht, wenn er leise telefonierte.
    Er rief Jack Rosenfeldt an.
    Noch bevor sich ein Beamter des NYPD meldete, fluchte Zbigniew innerlich. Er hatte die Zeitverschiebung vergessen. Rosenfeldt würde um zwei Uhr nachts nicht im Polizeirevier sein.
    »I need to talk to Jack Rosenfeldt«, sagte er mit fester Stimme. Ihm blieb keine Zeit zu erläutern, warum er dessen Mobilnummer brauchte.
    »Moment, ich verbinde«, war die direkte Antwort.
    Er war noch im Haus. Mitten in der Nacht.
    Es war etwas vorgefallen.
    »Ja?«
    »Zbigniew Meier hier.«
    Er spürte, wie Rosenfeldt unwillig schnaufte, und sprach sofort weiter.
    »Hören Sie, es tut mir leid. Mir war nicht klar, was passieren würde. Ein Freund von mir, ein etwas überaktiver Staatsanwalt, wollte seinen Kontakt zum FBI spielen lassen.«
    Ein Freund von ihm. Hatte er sich nicht neulich noch innerlich mokiert, als Lachmann ihn Freund genannt hatte? Außerdem, war es fair, Lachmann jetzt so in den Rücken zu fallen?
    »Das hat er getan«, sagte Rosenfeldt matt. »Hören Sie, ich bin müde. Wenn Sie etwas Wichtiges haben, kommen Sie zum Punkt.«
    »Wir sind hier

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