Die tote Schwester - Kriminalroman
kurz davor, einen Zugriff durchzuführen. Gegen die Hintermänner der Entführungen von Lena Beinke und Samuel Weissberg. Wenn Sie noch irgendwelche Informationen haben, die uns helfen könnten … Dinge, die wir noch nicht wissen … dann möchte ich Sie bitten … «
Zbigniew sprach nicht weiter, ließ den Satz im Raum stehen. Er fragte sich, was ihn geritten hatte, von einem Zugriff zu sprechen. Das klang nach einer offiziellen Polizeiaktion.
Es war das Gegenteil. Es war eine vorsichtige Annäherung aufgrund einer Vermutung, die er nicht beweisen konnte. Ein Anruf von Rosenfeldt im Kölner Polizeipräsidium, und Zbigniew war als Hochstapler aufgeflogen.
Er konnte nur hoffen, dass er ihm vertraute. Schließlich war Zbigniew es, der ihn ins Spiel gebracht hatte.
Doch Rosenfeldt reagierte völlig anders, als Zbigniew erwartet hatte. Der Anruf im Kölner Polizeipräsidium war offenbar schon längst erfolgt, denn er fragte genervt: »Kommunizieren Sie eigentlich in irgendeiner Form mit Ihrem Einsatzstab?«
»Grundsätzlich schon, aber … «
Zbigniew biss sich auf die Zunge.
»Wenn die Ihnen nichts sagen können, dann kann ich Ihnen auch nichts sagen, bei aller Liebe.«
»Wir haben gerade gewisse Spannungen aufgrund verschiedener Theorien innerhalb der Ermittlungsgruppe«, gab Zbigniew zu.
Rosenfeldt lachte. Es war kein freundliches Lachen.
»Die haben wir ständig. Das ist kein Grund, nicht miteinander zu reden.«
»Mit wem haben Sie gesprochen? Zeynel?«
Rosenfeldt überlegte.
»Aspendos, Zeynel Aspendos?«, konkretisierte Zbigniew.
»Ja, genau. Sie haben alle sehr merkwürdige Namen in Deutschland.«
»Ich denke über eine Namensänderung nach.«
Er spürte, dass Rosenfeldt am anderen Ende der Leitung schmunzeln musste.
»Okay, guy«, sagte der New Yorker Beamte in einem anderen Ton. »Samuel Weissberg ist inzwischen außer Lebensgefahr. Und er hat nach Lena gefragt, Ihrer Lena.«
»Was?«
»Ja. Wir haben ihm gesagt, dass es ihr gut geht, dann ist er beruhigt wieder eingeschlafen.«
Zbigniew wusste nicht, was er sagen sollte. Samuels erster Gedanke galt Lena, nicht Eva.
»Sie ist immer noch in den Händen der Entführer«, stellte Zbigniew klar. Auch wenn er wusste, dass die New Yorker Ermittler Samuel Weissberg in seinem Zustand keinesfalls psychisch belasten würden.
»Ich weiß«, sagte Rosenfeldt. »Okay, passen Sie auf, ich werde Ihnen helfen, wenn Sie da intern Probleme haben mit diesem anderen Z. Es ist eine Person in das Lagerhaus gekommen, in dem Samuel Weissberg gefangen gehalten wurde.«
Zbigniews Herz bebte.
»Wer? Was hat die Vernehmung erbracht?«, fragte er ungeduldig.
Ein Moment Stille in der Leitung.
»Der Mann ist dummerweise bei der Festnahme erschossen worden.«
Zbigniew schlug sich auf die Knie. Sein Körper zuckte, Lenas Kopf rutschte weiter auf seine Brust.
Tonias Kopf, es war Tonias Kopf.
Er ließ ihn dort, fixierte ihn ein wenig mit seinem linken Arm.
»Verdammt.«
»Ja. Einer der Kollegen dachte, er habe eine Waffe, und war etwas voreilig. Eine Waffe hatte der Mann auch, aber es war keine wirkliche Gefahrensituation.«
»Wie heißt der Mann?«
»Den Namen sage ich Ihnen nicht übers Telefon. Immerhin hat sich herausgestellt, dass er soeben aus Amsterdam kam und offenbar direkt nach der Landung auf JFK in besagtes Lagerhaus fuhr.«
Amsterdam. Zbigniew bemerkte, dass er zitterte.
Er lag richtig.
»Ich habe daraufhin eine Quermitteilung zu Ihrer Ermittlungskommission gemacht, für alle Fälle. Mit Foto. Und jetzt dürfen Sie mal raten.«
»Es ist der gleiche Mann, der bei unserem Banküberfall beteiligt war«, vermutete Zbigniew.
»Bingo.«
Sie hatten nur einen einzigen Mithelfer. Es war zu gefährlich, bei einem derartigen Spiel mehrere Mitwisser zu haben. Der Mann musste den Tätern als loyal bekannt sein. Vielleicht hatte er schon häufiger für sie die Drecksarbeit gemacht.
Eine alte niederländische Verbindung.
»Ist der Mann polizeibekannt?«
»Nein. Aber bei der Durchsuchung seiner New Yorker Wohnung wurden einige Waffen sichergestellt und gewisse Hinweise, dass er offenbar regelmäßig im Auftrag des organisierten Verbrechens gearbeitet hat. Er hat zwei Wohnungen, in New York und in Rotterdam. Den Niederländern war er bislang auch nicht bekannt.«
»Ein Profi ohne Gesicht.«
»Sozusagen.«
Der Name, er spielte gar keine Rolle.
Der Mann war an der Entführung von Lena und Samuel beteiligt gewesen. Er flog hin und her. Er flog von
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