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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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Menschenleben zu retten.
    Das Leben seiner Tochter.
    Paul Streithoff war der Überbringer des Gemäldes gewesen.
    Zbigniews Gedanken formten sich beim Sprechen.
    »Dieser Rottwachtmeister, der Polizist mit dem falschen Hegemann, hat gesagt, es sei alles fast überhastet geschehen. Die Gestapo reißt also die Bilder aus dem Museum raus, so wie es von oben angeordnet wird, verbrennt sie aber so schnell wie möglich. Und das ohne Kommunikation mit Berlin. Das ist kein Zufall, wenn du mich fragst.«
    Zbigniew blieb stehen, fühlte plötzlich eine innere Wärme in sich hochsteigen.
    Es war kein Zufall.
    Paul Streithoff war der Arzt der Mächtigen und Reichen.
    Hatte er aus den Museumskreisen erfahren, was passieren würde?
    Hatte er …
    Hatte er irgendjemand Höherem in der Polizei eingeflüstert, dass die Bilder möglichst schnell verbrannt werden sollten?
    Sie hätten niemanden aus der Gestapo in die Sache eingeweiht. Streithoff, Weissberg und Seeliger wussten, dass sie dort niemandem trauen konnten.
    Ein Gedanke nach dem anderen schoss Zbigniew durch den Kopf. Es waren keine Gedanken, die ihn verwirrten. Es waren Gedanken, die Klarheit brachten.
    »Sie haben es so eingefädelt. Und die Akten in der Immermann-Bank haben etwas damit zu tun, da gehe ich jetzt jede Wette ein. Eine Dokumentation über die Gemälde, keine Ahnung. Oder noch mehr. Mein Gott, stell dir vor, dieser Verein Jüdischer Kaufleute … selbst wenn er dann nicht mehr existierte. Aber die kannten sich alle, ursprünglich reiche Menschen, das kann noch viel mehr sein als bloß die Sammlung Seeliger. Gideon Weissberg war die Schaltzentrale. Er hat Bilder gerettet.«
    »Und wo waren die dann während des Kriegs? Ich meine, die Bilder selbst?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber ich bin mir sicher, dass es so war. Paul Streithoff war die Helferfigur.«
    Ein Fieber hatte Zbigniew ergriffen, das Fieber, sich die damaligen Vorgänge genau vorzustellen. Er ging nervös zum Kühlschrank, öffnete ein weiteres Bier.
    Er musste sich zusammennehmen.
    Ein schrecklicher Gedanke war ihm gekommen.
    »Vielleicht in irgendwelchen Tiefkellern unter der Stadt«, beantwortete Tonia ihre eigene Frage. »Oder sie haben die Bilder ganz aus der Stadt rausgeschafft. Was sicherer gewesen wäre. Ich meine, bei den Bombennächten hier … «
    »Vielleicht haben sie sie ja sogar irgendwann umdeponiert.«
    »Wenn es wirklich so viele waren … ich weiß nicht, das wäre doch aufgefallen.«
    Zbigniew atmete durch.
    »Es ist egal. Es spielt keine Rolle, wo die Gemälde waren.«
    Tonia sah ihn verwundert an.
    »Ich dachte, es geht um das Geheimnis?«
    Zbigniew schüttelte den Kopf.
    »Es geht um Lena. Im Moment geht es nur um Lena.«
    Sie war wieder da.
    Alles war wieder klar vor Augen.
    Lena war keine Terroristin. Es mochte für die Ermittlungskommission Sinn machen, aber es machte keinen Sinn für ihn.
    Für ihn machte etwas anderes Sinn.
    Das, was er nun begriffen hatte.
    Lachmann.
    Der Staatsanwalt hatte ihn gefragt, wer denn überhaupt ein Interesse daran haben könnte, Lena zu entführen. Wer hatte ein Interesse, Lena und Samuel zu entführen?
    Wenn das, was er jetzt wusste, der Hintergrund für alles war, dann gab es eigentlich nur noch eine Möglichkeit.
    Es war keine angenehme Möglichkeit, aber er musste sich ihr stellen.
    Der Tod der Wetzells, das war sozusagen der Ausgangspunkt von hinten.
    Die Akten in der Immermann-Bank.
    Die Bilderverbrennung.
    Die Todeserklärung in einem falschen Ort, damals, als Samuel Weissberg und Paul Streithoff in den sechziger Jahren nach Deutschland gefahren waren.
    Zbigniew ging geistig Baustein für Baustein durch.
    Es passte alles zusammen.
    Der Besuch in Schalkenmehren, wo Paul Streithoff kurz vor seinem Tod noch Eva Weissbergs Namen hatte eingravieren lassen. Und dabei den Todesort weggelassen haben wollte.
    Es passte alles zusammen.
    Und es gefiel Zbigniew nicht.

16
    Zbigniew saß schweigsam neben Tonia im Auto.
    Sie fuhren durch die Nacht.
    Zwar hatte auch sie ein Bier getrunken, aber Zbigniew hatte sie bedrängt, sofort loszufahren. Er selbst war definitiv nicht mehr fahrtüchtig, hoffte aber, bis zur Ankunft wieder etwas frischer zu sein. Vielleicht würde er unterwegs schlafen können.
    Die Aachener Straße zog sich endlos aus der Stadt heraus, und alle Ampeln schienen sich gegen sie verbündet zu haben. Sie kreuzten die Stelle, wo Zbigniew nach seinem Besuch in der Immermannstraße entlanggegangen war. Was hatte er auf seinem langen

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