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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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Haare. Das Gesicht.
    Er hatte dieses Gesicht schon einmal gesehen.
    Sein Kopf schmerzte, oder schmerzte er nicht? Er wollte sich an den Hinterkopf fassen, das dort rinnende Blut mit seinen Händen berühren. Das Blut von den Fingern lecken, um sich klar zu werden, was mit ihm geschah.
    Doch er konnte seine Hand nicht bewegen.
    Da war nur die Vorstellung, wie es hinten an seinem Kopf aussehen könnte.
    Die Haare.
    Er hatte diese Haare schon einmal gesehen.
    Ein Flugzeug landete neben ihm, es war eine 747 aus New York, nein, aus Amsterdam.
    Hamsterdam, haha. Hamsterdam.
    Die Frau, sie fragte ihn, ob er mit in sein Auto kommen würde. Ja, selbstverständlich, mit diesen wunderbar brünetten Nesselarmen würde er immer mit zum Auto gehen. Es würde sicherlich seinen Erfahrungshorizont erweitern.
    Es kam ihm vor, als ob er nun sehr unsanft fortgezogen wurde. Seine Absätze schabten über einen harten Steinboden.
    Und vor ihm die Frau mit den Nesselhaaren, nein, sie war es nicht, die ihn zog.
    Sie würden ihn ins Paradies ziehen, dorthin, wo es ihm endlich gut ging, dorthin, wo er auch Lena wieder begegnete und natürlich seiner Mutter. Sein Vater, er würde in der Hölle schmoren, auch wenn er ihn niemals Zbigniew genannt hätte.
    Er würde seinen schrecklichen Namen bald ändern. Er wusste, dass es ging.
    Er hörte ein Geräusch, ein metallisches Geräusch, das er sehr gut leiden konnte. Es war ein angenehmes Knirschen, das die Haare der Frau in noch hellerem Licht erschienen ließ. Die Frau beugte sich ganz dicht über sein Gesicht, fast wollte Zbigniew sich aufrichten und ihren Mund küssen, ja, er hätte sie auf ihren Mund geküsst, in den Mund, er hatte ihren Mund geküsst, doch dann war es schon wieder fort, das Es, und er hörte Schritte, die nicht zu ihm gehörten, Schritte, noch einmal das metallische Geräusch, nein.
    Die Meduse, sie war die Medusenfrau.
    Er lächelte.
    Langsam gewöhnten sich seine Augen an das Licht.
    Er hob seinen Kopf leicht.
    Schmerz. Sein Hinterkopf glühte.
    Seine Hand fuhr mechanisch nach hinten. Eine Kruste von geronnenem Blut zog sich quer durch seine Haare.
    Wer war die Frau?
    Es war nicht möglich, Tom und Delia hatten sich vor seinen Augen unterhalten. Es gab keine weiteren Personen, er war sich sicher gewesen.
    Er hatte sich getäuscht.
    Ziegelsteine. Alles um ihn herum war voll mit Ziegelsteinen, dunklen Ziegelsteinen.
    Er war in einem der Stollen.
    Vorsichtig drehte er seinen Körper zur Seite. Seine Hände waren frei, sie hatten ihn nicht gefesselt. Warum hatten sie ihn nicht gefesselt?
    Eine Tür aus solidem Holz mit Metallverschlägen zur Linken. Zbigniew richtete sich auf.
    Seine Waffe.
    Nein, natürlich hatten sie ihm die Waffe abgenommen.
    Sein Blick wanderte zur anderen Seite des Stollens. Hinten, irgendwo in der Dunkelheit, verlor sich die Ziegelwand.
    Wo war Lena?
    Nein, sie würden ihn nicht in den gleichen Stollen gesteckt haben wie sie.
    Zbigniew machte einen Schritt. Wie lange war es her, dass die Frau ihn niedergeschlagen hatte?
    Sie hatten sein Mobiltelefon genommen, natürlich. Seine einzige Uhr. Es konnte aber noch nicht so lange her sein. Sie wollten fliehen, schnell, die Zelte abbrechen.
    Oder waren sie schon ohne ihn geflohen? Hatten sie ihn hiergelassen, lag er schon seit drei Tagen hier?
    Nein, dann wäre er durstiger. Und hungriger.
    Er war nicht durstig.
    Ein Gedanke durchfuhr ihn.
    Vielleicht dachten sie, dass eine Flucht nun gar nicht mehr nötig war. Delia wusste, dass er nicht in die Ermittlungskommission eingebunden war. Sie hatten durch Zbigniews Anwesenheit seinen Anruf als Fake entlarvt, er wollte sich keineswegs mit ihnen in Köln treffen und hatte auch keine Akte. Und jetzt, wo sie ihn in sicherem Gewahrsam in ihrem Stollen wussten, hatten sie es vielleicht nicht mehr eilig mit der Flucht. Der Störenfried war weggesperrt.
    Zbigniew machte einen Schritt nach vorn. Seine Beine waren abermals eingeschlafen, Schmerzen gingen von seinem Rücken und seinem Kopf aus.
    Er musste das dunkle Ende des Stollens erkunden.
    Sie hätten ihn nicht hier eingesperrt, ungefesselt, wenn es eine Möglichkeit zur Flucht gab. Der Stollen lag in ihrem Garten; sie kannten jeden Stein hier.
    Sie hätten niemals die Bilder im Stollensystem gelassen, wenn es einen zweiten Eingang gäbe.
    Schritt für Schritt tastete er sich in die Dunkelheit vor. Kurz drehte er seinen Kopf, weil er sich fragte, wo überhaupt die Lichtquelle gelegen war. Es war einfacher, als er zunächst

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