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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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Loch durch die Wand gebohrt, um den Strom von außen in den Teilstollen hereinkommen zu lassen. Warum an dieser Stelle?
    Egal.
    Zbigniew versuchte, mit Daumen und Mittelfinger eine der Krampen aus der Wand zu ziehen. Sein Zeigefinger war zu sehr in Mitleidenschaft gezogen worden vom Versuch, die Steine zu greifen; unter seinem Nagel blutete es wieder. Die kleinen Metallbügel ließen sich jedoch nach einer kurzen Zeit des Hin- und Herruckelns mit wenig Kraftaufwand aus dem Mörtel herausziehen. Zbigniew betrachtete den dicken, U-förmig gebogenen Draht, den er nun in der Hand hielt. So richtig wusste er nicht, was er damit anfangen sollte.
    Dennoch.
    Es dauerte vielleicht eine halbe Stunde, dann hatte er alle Krampen vom Kabel entfernt. Die Stromzuführung zur Lampe fiel Stück für Stück zu Boden.
    Er hatte ein Kabel. Ein an beiden Enden in den Wänden völlig festhängendes, aber immerhin meterlanges Kabel.
    Die Lampe, noch einmal.
    Er widmete sich eine Zeit lang der Lampe, doch sie war nicht aus der Wand zu bringen.
    Nutzlos, ebenso wie die Krampen.
    Auch im Loch neben dem Türrahmen hing das Kabel fest, ließ sich keinen Millimeter weiter herausziehen.
    Er hatte bloß ein Kabel. Er zog es in Richtung Stollen; es hatte einige Meter Spiel.
    Im schlimmsten Fall würde er sich damit umbringen können.
    Die Medusenfrau.
    Die Frau, die ihn niedergeschlagen hatte. Die Frau vom Flughafen, die Lena zum Auto gelockt hatte. Er hatte einen Fehler gemacht, er hatte in seiner Kalkulation die Frau vergessen.
    Ein verhängnisvoller Fehler. Es hätte ihm klar sein müssen, dass es noch eine weitere Person gab.
    Wer war die Frau? War sie angeheuert oder gehörte sie zum inneren Kern?
    Zbigniews Gefühl sprach für Letzteres. Die Frau bewegte sich allein auf dem Gelände der Streithoffs. Das würden die Geschwister nicht bei Fremden zulassen.
    Drei Feinde. Er hatte mindestens drei Feinde und war in einem bombensicheren Stollen eingeschlossen.
    Sein Blick fiel auf die Krampen. Sie mussten doch zu irgendetwas nütze sein.
    Er versuchte, mit einer der kleinen Metallspitzen den Mörtel aus den Zwischenräumen zwischen den Steinen zu kratzen. Verbissen dem Mörtel ein wenig von seiner Substanz abzutrotzen. Vergeblich; außer kleinen Kratzern erzielte er kein Ergebnis. Schließlich verbog sich die Metallspitze der Krampe und war unbrauchbar.
    Er hatte noch einige Dutzend.
    Strom.
    Er erinnerte sich an Menschen, die versucht hatten, irgendwelche Starkstromkabel in der freien Natur durchzutrennen, um sie zu verkaufen. Kupferdiebe, manchmal bezahlten sie ihren Wagemut mit dem Leben. Er hatte in seiner Bonner Zeit einen Fall erlebt, wo ein Mann bis zur Unkenntlichkeit verbrannt war, als er versucht hatte, mit einer Zange ein Kabel durchzutrennen.
    Dennoch, der Gedanke war verführerisch.
    War es möglich, mit diesen Krampen das Kabel so zu durchtrennen, dass er die beiden Kabelenden frei halten konnte? Dass er …
    Sein Blick fiel auf die Türklinke.
    Eine schwere alte Klinke, die ebenso wie die Abdeckung um das Schlüsselloch herum aus Metall war. Nebenbei begriff er, dass diese Tür zum Stollen schon sehr alt war. Sicherlich hatte nicht Tom sie eingebaut, sie war schon vorher da gewesen.
    Ihm fiel noch etwas anderes ein.
    Er hatte bislang noch gar nicht versucht, die Klinke herunterzudrücken.
    Was er nun nachholte. Natürlich war die Tür abgeschlossen.
    Ein sinnloser Versuch.
    Das Stromkabel.
    War es möglich, es in zwei Teile zu teilen und die Enden an die Klinke zu halten, genau in dem Moment, in dem jemand hier hereinkommen würde? Könnte er sich damit den Weg freimachen aus dem Stollen?
    Vielleicht war es möglich.
    Zbigniew war kein Spezialist, aber er ahnte, dass eine Sicherung herausfliegen würde, wenn man das Stromkabel in dieser Art durchtrennte. Wenn es eine gab. Nein, es gab immer eine Sicherung, auch wenn die Lampe vor vielen Jahrzehnten montiert worden war. Zumindest würden sich die Kabel in der Gummiummantelung beim Zerschneiden nicht berühren dürfen. Oder reichte es auch so?
    Wenn er das Kabel durchtrennte, war er im Dunkeln.
    Dann würde er mit dem gefährlichen Kabel blind die Türklinke suchen müssen.
    Würde er nicht ohnehin die Kabelenden sauber abisolieren müssen, damit sie ihren Strom an die Türklinke weiterleiteten?
    Je länger er über diese Möglichkeit nachdachte, desto illusorischer kam es ihm vor, dass es funktionieren könnte. Es war eine schöne Idee, aber sie war unrealistisch.
    Würde er einen

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