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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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Vorteil haben, wenn er die Lampe außer Gefecht setzen könnte? Würde er eine Person, die hier ins Dunkle käme, überrumpeln können?
    Vermutlich hatte sie eine Taschenlampe dabei.
    Vermutlich.
    Würde.
    Könnte.
    Genau in diesem Augenblick, als die sich überstürzenden Gedanken sein Hirn fast zum Erliegen brachten, hörte er etwas vor der Tür. Er hielt inne, mit allem, mit dem Denken, mit seinen Bewegungen.
    Jemand machte sich an der Tür zu schaffen.
    Er hörte, wie ein Schlüssel in das Schloss gesteckt wurde.
    Es war genau dieser Moment, in dem Zbigniew von hinten, weit hinter sich, aus dem Dunkel des Stollens, in den er nicht weitergegangen war, ein Stöhnen hörte.
    Er erbebte innerlich.
    Der Schlüssel, es war alles wie in Zeitlupe.
    Er drehte sich.
    Zbigniew machte eine blitzartige Bewegung in den toten Winkel hinter der Tür. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er das Stromkabel noch in der Hand hatte. Er hatte einige Meter Spiel mit dem Kabel, legte es blitzschnell in eine weite Schlinge.
    Die Tür ging auf.
    Zbigniew schleuderte das Kabel über den Menschen, der dort hereinkam, und zog es mit einer ruckartigen Bewegung zu. Es war die Frau vom Flughafen, sie hatte eine Waffe auf ihn gerichtet, doch es war nur der Bruchteil einer Sekunde, dann hatte sie die Waffe bereits fallen lassen, denn das Kabel schlang sich fest um ihren Hals, von Zbigniew kräftig zugezogen, er zog nur an einem Ende, das andere Ende fest mit der Lampe verbunden.
    Ein Röcheln. Die Finger der Frau versuchen verzweifelt, das Kabel um den Hals zu ergreifen, um sich Luft zu verschaffen. Zbigniew zieht noch stärker zu, es ist egal, er kickt die Waffe in den Stollen hinein, sieht plötzlich Tom Streithoff hinter der Tür stehen, vielleicht ist eine Sekunde inzwischen vergangen, Tom Streithoffs Gesicht, erstarrt und entsetzt, während Zbigniew mit einem blitzartigen Hochschnellen seines rechten Beins die Tür nach draußen wieder zustößt.
    Eine blonde, hellhäutige Frau mit kurzen Haaren, doch es ist die Frau vom Flughafen, es gibt keinen Zweifel.
    Er reißt die Frau zu Boden, diese greift mit letzter, vergeblicher Kraft an das Kabel um ihren Hals, Zbigniew hechtet zu ihrer Waffe, sein Kabelende weiter festziehend, ergreift sie, richtet sie auf die Frau.
    »Niemand bewegt sich, sonst ist sie tot!«, hört er sich schreien.
    Er lockert das Kabel ein wenig.
    Sie darf nicht wie der Mann aus Amsterdam sein, den man opfern kann, nein, sie muss Tom Streithoff wichtiger sein als der Mann aus Amsterdam, sonst wird es Tom egal sein, was nun mit ihr passiert, und Zbigniew hat kein Druckmittel.
    Vielleicht hat er Glück und es ist seine Freundin, die Frau an Tom Streithoffs Seite. Es bleibt alles in der Familie. Sie braucht keine Angst zu haben, man wird sie auf den unscharfen Videobildern mit Perücke und dunklerer Hautfarbe nicht erkennen können.
    Er sieht ihre Taschenlampe, die an einem Gurt hängt, deutet vehement darauf, die Frau begreift und löst sie, rollt sie in seine Richtung. Zbigniew nimmt sie, die Waffe weiter auf die Frau gerichtet. Mit der Taschenlampe leuchtet er in den Stollen hinein, sieht zunächst nichts, dann begreift er, dass vermutlich bloß wenige Meter hinter der Stelle, bei der er umgekehrt ist, der Stollen zu Ende ist.
    Woher kam das Stöhnen?
    Lenas Stöhnen.
    Hier war kein anderer Mensch, er musste es sich eingebildet haben.
    Oder?
    Tom Streithoff, er hört nichts mehr von ihm. Vermutlich steht er nicht mehr vor der Tür. Er hat wohl beschlossen, die Schusslinie zu verlassen. Die Frau vom Flughafen hockt auf dem Boden unterhalb der Baulampe, starrt fassungslos die auf sie gerichtete Waffe an. Zbigniew sprintet nach vorn zu ihr.
    »Wo ist meine Freundin«, sagt er, ohne zu fragen. »Lena. Lena Beinke. Wo ist sie.«
    Die Frau schüttelt verängstigt den Kopf.
    »Ich weiß es nicht.«
    Zbigniew zielt mit der Waffe ruckartig auf ihren Fuß.
    Er würde nicht schießen können.
    »Sie haben keine Chance«, sagt sie plötzlich. In Zbigniews Hirn geht eine rote Warnleuchte an.
    »Wo ist Lena.«
    »Woanders, wo Sie nicht hinkönnen.«
    Zbigniew entsichert die Waffe, spannt den Hahn.
    »Wo ist Lena?«
    »Sie werden ohnehin nicht schießen, Sie sind … «
    Ein ohrenbetäubender Knall schallt durch den Tunnel. Zbigniew hat das Gefühl, taub zu werden. Es ist eine schlechte Idee, in einem Stollen unter der Erde einen Schuss abzufeuern.
    Aber er hat es getan.
    Er hat geschossen.
    »Mareike?«, hört Zbigniew Tom brüllen. Es ist ein

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