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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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ein Gesicht, das in ihm positive Gefühle weckt, so etwas wie Heimat, es kann alles gar nicht so schlimm sein, und er wird noch einen Schritt nach vorne machen, um zu erkennen, dass das Gesicht hinter den blauen Männern nun lächelt, es wird ein erleichtertes Lächeln auf den Lippen haben, ein stolzes Lächeln, ein Lächeln, das Zbigniew das Gefühl geben wird, dass er das Richtige getan hat auf dem weiten Weg bis hierher, das Einzige, was er tun konnte, er hat es getan.
    Das Richtige getan.

18
    Vier Tage später kehrte Zbigniew in seinen Dienst im KK 51 Stolkgasse zurück. Der Dienststellenleiter hätte ihn sicherlich noch einige Tage freigestellt, aber Zbigniew hatte das Gefühl, etwas Geregeltes tun zu müssen.
    Am Abend des Tags von Lenas Befreiung war er in einen langen Schlaf gefallen. Zuvor hatte man ihm im Maastrichter Universitätskrankenhaus bescheinigt, dass seine Kopfverletzung harmlos war. Anschließend hatte es einige Befragungen durch die holländische Polizei gegeben, die Tonia verständigt hatte, als Zbigniew nicht wieder aus dem Garten von Tom Streithoff zurückgekommen war. Am Nachmittag wurde er nach Köln gefahren. Um der Leere in seinem Leben entgegenzuwirken, erledigte er in den Tagen darauf endlich die aufgeschobenen Arztbesuche.
    Die Schüsse, sie hatten ihn nicht verstört. Er hatte die Täter angeschossen, aber sie hatten keine lebensgefährlichen Verletzungen erlitten. Zbigniew spürte jedoch, dass ein paar Kollegen im KK 51 ihn wie einen Sonderling beäugten. Manche jedoch sprachen ihm auch gut zu, gratulierten ihm gar.
    Lena lag im Marienhospital neben der Musikhochschule, zehn Minuten vom Kommissariat entfernt. Zbigniew besuchte sie in jeder freien Minute. Ihm fiel ein Stein vom Herzen, als festgestellt wurde, dass Lena körperliche unversehrt war.
    Der ersten Vernehmung von Lena hatte Zbigniew beiwohnen dürfen. Zeynel fragte sie sehr einfühlsam nach allem, woran sie sich erinnern konnte. Lena erzählte ohne Emotionen, konzentriert, als ob sie über die Erlebnisse einer anderen Person berichten würde.
    Die Frau am Flughafen war auf Lena zugekommen und hatte sie gebeten, ihrem Mann, einem Rollstuhlfahrer, aus dem Auto zu helfen. Hilfsbereit und arglos war Lena mit der Frau gegangen und an der hinteren Tür direkt von einem Mann in den Wagen gezogen worden. Lena erkannte den Mann sofort, als Zeynel ihr ein Foto zeigte – es war der Mann, von dem die Ermittler inzwischen wussten, dass er Jerry Brzezínski hieß und zwischen Amsterdam und New York pendelte. Brzezínski hatte ihr wohl direkt eine Spritze gesetzt, Lena hatte das Bewusstsein verloren.
    Als Lena wieder aufgewacht war, trug der Mann sie in einen anderen Wagen. Er setzte sie auf die Rücksitzbank, ihre Beine waren gefesselt. Sie fuhren ein Stück. Der Mann erzählte ihr, dass sie Samuel Weissberg in ihrer Gewalt hatten und nicht zögern würden, ihn zu töten, wenn Lena seinen Anweisungen nicht folgte. Sie hatten angehalten. Lena hatte gefragt, ob sie eine Zigarette rauchen könnte. Der Mann gab ihr eine aus ihrer Handtasche, die auf der Rücksitzbank lag. Lena rauchte die Zigarette. Während der Mann auf die Frau wartete, die die Taschen fortbrachte, gelang es ihr, die Buchstaben in den Zettel zu kratzen. Sie steckte ihn in den Ring, und als sie ihre Zigarette wegschnippte, warf sie auch den Ring mitsamt Papier fort.
    »Warum hast du Edina in den Zettel geritzt?«, fragte Zbigniew. Lena sagte, weil Edina nach den Telefonaten klar sein musste, dass es um Samuel Weissberg ging.
    Zeynel und Zbigniew sahen sich an.
    »Ich dachte, wenn ihr Edina befragt, ist klar, worum es geht«, sagte Lena.
    Zbigniew war es klar gewesen, nein, er hatte bis zuletzt immer Zweifel gehabt. Er hatte Lena zu wenig zugetraut.
    Der Mann hatte ihr eine weitere Spritze geben wollen. Lena hatte sich gewehrt, woraufhin Jerry Brzezínski ihr erklärte, wenn sie die Spritze – ein harmloses Schlafmittel – nicht akzeptieren würde, dann sähe sie, wo sie hinfahren, und dann könnten sie sie am Ende nicht wie geplant freilassen, sondern müssten sie töten.
    »Am Ende?«, hatte Lena wissen wollen.
    »Du musst etwas für uns tun«, war die Antwort gewesen.
    Lena hatte sich die Spritze geben lassen.
    Zbigniew betrachtete Lena während der Vernehmung mit zunehmendem Erstaunen; sie war die Ruhe selbst, während sie die Ereignisse rekapitulierte. Fast schien es ihr selbst wichtig zu sein, so minutiös wie möglich die Erinnerung an die Dinge, die ihr

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