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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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atmete durch. Zeynel Aspendos war vor seiner Beförderung und Berufung ins Präsidium sein engster Kollege gewesen. Es hatte einen Moment in ihrer gemeinsamen Geschichte gegeben, wo Zeynel ihn zutiefst enttäuscht hatte. Aber dennoch war er ein sehr fähiger Beamter, und Zbigniew begriff nach einem kurzen Impuls der inneren Abwehr, dass Zeynel der richtige Mann in dieser EK war – entscheidungsstark, ein präziser Analytiker und schneller Denker.
    »Zeynel berichtet gerade dem Polizeiführer. Es gibt einige Beamte, die das Umfeld von Alaia Sarwari beleuchten. Offenbar gibt es da ganz interessante Erkenntnisse. Aber genau weiß ich das auch nicht. Es soll nachher noch eine Besprechung mit allen geben.«
    Zbigniew nickte. Und fragte sich, ob er Teil der Besprechung sein würde.
    Die ersten Stunden waren maßgeblich, doch sie waren nun vorüber. Zbigniew hatte sie verpasst. Die Spur würde von nun an nur noch kälter werden. An die Medien würde man zunächst nicht gehen, um das Leben der Entführten nicht zu gefährden. Dies war bloß ein Mittel, wenn alle anderen Spuren versandet waren.
    »Das heißt, wir sind noch kein Stück weiter?«
    Silvia Pütz schüttelte den Kopf. Zögerte.
    »Ich sollte dir aber noch sagen … da draußen im Flur sitzen die Eltern von Lena Beinke. Ich hab ein wenig mit ihnen geredet … Da solltest du dich drauf vorbereiten. Die sind nicht gut auf dich zu sprechen. Waren ja wohl ohnehin gegen den New-York-Urlaub, wenn ich das richtig begriffen habe … Nun ja, ich glaube, sie geben dir irgendwie die Schuld an der Entführung. Also nicht direkt, aber indirekt. Wenn du verstehst, was ich meine.«
    Zbigniew nickte. Er verstand genau, was sie meinte. Und er befürchtete, dass die Eltern mit ihrer Schuldzuweisung recht haben könnten. Indirekt.
    Silvia Pütz lächelte ihn warmherzig an.
    »Ich glaube, du kannst dich weiter ausruhen. Es läuft alles, die Kollegen machen eine gute Arbeit.«
    ZbigniewhatteohnehinkeineAmbitionenaufzustehen,seinKörperfühltesichbleiernan.Dennochglaubteer,etwastunzumüssen.
    Er zwang sich zum Lächeln. Sah Silvia Pütz in die Augen.
    »Danke«, sagte er, und er meinte es so.
    Silvia lächelte etwas verlegen zurück, nickte kurz, um zu zeigen, dass sein Dank angekommen war.
    »Soll ich dir einen Kaffee holen? Und ein Brötchen?«
    Zbigniew schüttelte den Kopf. Er hatte keinen Appetit, und ein Kaffee würde ihm zu sehr auf den Magen schlagen.
    »Vielleicht ein Wasser.«
    Silvia Pütz stand auf, verließ den Raum. Zbigniew betrachtete eine Weile die Schumacher-Poster.
    Rote Rennautos.
    Bald kam Silvia zurück, reichte ihm einen Pappbecher mit Wasser. Dankbar nahm Zbigniew einen Schluck.
    »Wenn wir zur Ermittlungskommission gehen, kommen wir dann an den Eltern vorbei?«, fragte er.
    Silvia schüttelte verneinend den Kopf.
    Früher oder später würde er sich den Eltern stellen müssen. Aber noch nicht jetzt.
    Jetzt war er dazu nicht in der Lage.
    Sie gingen ein kurzes Stück über den Flur. Das Büro, in dem Zbigniew geschlafen hatte, war bloß ein paar Meter vom Herz des Geschehens entfernt.
    Zbigniew war überrascht. Mindestens zwanzig Beamte waren hier im Einsatz, arbeiteten vor Rechnern, telefonierten. Der hypermoderne, riesige Raum wimmelte vor Aktivität. Auf einer wandfüllenden Reihe von Blackboards waren die Ermittlungsgänge vermerkt, Spuren markiert. »Mülltonne«, las Zbigniew, und »Gepäckwagen«, »Alaia«, »Opel Astra« und viele andere Begriffe – darunter unzählige weitere Stichwörter und Fotos, Ausdrucke und Vergrößerungen der Videoüberwachung. Und mehrere Fotos von Lena.
    Im Neunzig-Grad-Winkel zu den anderen Beamten standen Zeynel und Edwin, über einen Rechnermonitor gebeugt.
    Zbigniew ging auf sie zu. Er spürte Silvias sorgenvollen Blick in seinem Nacken. Sie war vor einem halben Jahr, als er und Zeynel sich entzweit hatten, seine einzige Verbündete gewesen.
    Auf dem Rechnermonitor waren Standbilder der Flughafen-Videoüberwachung zu sehen, stark vergrößert.
    Edwin bemerkte ihn zuerst, drehte sich um. Zeynel folgte, sah ihm sorgenschwer ins Gesicht.
    »Zbigniew. Es tut mir sehr leid«, sagte er.
    Edwin nickte zur Bestärkung.
    »Ich sehe, dass ihr alles tut«, sagte Zbigniew. Er wusste nicht, was er sonst sagen sollte.
    »Wir machen hier das volle Programm. Es haben sich bereits Beamte von Staatsschutz und BKA angekündigt, die uns bei der Auswertung der Spur Alaia Sarwari helfen.«
    Edwin grinste etwas blöd. Die Bundeskollegen waren

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