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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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selten beliebt, wenn sie sich in Ermittlungen einmischten. Andererseits konnten sie wertvolle Informationen beisteuern, an die die Landespolizei NRW nicht ohne Weiteres herankam.
    »Woran arbeitet ihr da?«, deutete Zbigniew auf das Video.
    »Edwin hat etwas entdeckt«, lächelte Zeynel.
    »Sie schmeißt das Handy fort«, sagte Edwin.
    »Was?«
    »Man sieht, ganz am Rand des Videos, wenn der Wagen fast schon herausfährt, dass ein Mobiltelefon aus dem Auto geworfen wird.«
    Ein Mobiltelefon. Es musste das von Lena sein. Damit man ihren Aufenthaltsort nicht orten konnte.
    »Hat man es schon gefunden?«
    »Die Kollegen vom Flughafen haben das Handy im Rinnstein entdeckt, ausgeschaltet. Es wird jetzt gerade ins Präsidium gebracht.«
    Zbigniew nickte.
    »Und sonst?«
    »Mehr Fragen als Antworten«, sagte Zeynel. Er öffnete die Arme in einer Geste, als ob er nicht mehr tun könne. »Aber wir haben alles am Laufen. Setz dich, bleib hier, vielleicht kannst du uns nachher beim Handy helfen.«
    Zbigniew nickte.
    Er hockte sich an den Rand des Raums, unter eines der gigantischen Blackboards an der Seite. Bald jedoch erfasste ihn Unruhe, er trottete in die im Nachbartrakt gelegene Einsatzleitstelle. Hier arbeitete ein ehemaliger Kollege aus Bonn, den er ein wenig kannte.
    An den etwa dreißig Rechnerplätzen in der riesigen Einsatzleitstelle, die jeweils mit drei Monitoren ausgestattet waren, herrschte Hochbetrieb. Normalerweise waren um diese Zeit außerhalb des Wochenendes nur ein paar der Plätze belegt. Hier war der Ort, wo alle Notrufe der Stadt Köln empfangen und ausgewertet wurden. Der Ort, wo immer alles begann.
    Der Kollege, den Zbigniew kannte, war nicht da.
    Er stellte sich ans Fenster und schaute in die Nacht.
    Das moderne Polizeipräsidium, vor einigen Jahren rechtsrheinisch neu gebaut, lag im Niemandsland zwischen Eissporthalle und einem inzwischen fertiggestellten Einkaufszentrum. Es war einer der Orte in Köln, zu denen sich Zbigniew nur selten begab. Fast wirkte es wie ein Gegenmodell zur gemütlich in der Innenstadt gelegenen City-Polizei in der Stolkgasse, wo Zbigniew sein Büro hatte.
    Im Präsidium waren neben den Führungsstäben alle polizeilichen Bereiche angesiedelt, die mit »kapitaleren« Verbrechen zu tun hatten: Mord, Raub, organisierte Kriminalität. Nach dem Abschluss des letzten Falls hatte Zbigniew die Option gehabt, zum Mord zu wechseln – einen positiven Genesungsprozess vorausgesetzt. Er hatte abgelehnt, weil ihm die Arbeit in der Mordkommission zu hart erschien. Zeynel hatte einen ähnlichen Ruf ins Präsidium erhalten und angenommen.
    Fünf Minuten später rief Edwin ihn herüber.
    »Wir suchen dich alle«, sagte er mit einem kleinen Vorwurf in der Stimme.
    »Alle« war maßlos übertrieben. Edwin war der Einzige.
    Im Raum der Ermittlungskommission saß Zeynel mit zwei Spezialisten der Kriminaltechnischen Untersuchungsstelle, die das gefundene Handy überprüften. Die SIM -Karte steckte in einem speziellen Lesegerät, das mit einem Rechner verbunden war.
    »Ist das Lena Beinkes Telefon?«, fragte Zeynel ihn, als er näherkam.
    Zbigniew brauchte nicht zu überlegen.
    »Ja. Zumindest sieht es so aus. – Gab’s irgendwelche Fingerabdrücke?«
    »Fehlanzeige.«
    Es dauerte einen Moment, bis mehr passierte. Die Ermittler sahen den Kollegen von der KTU über die Schultern.
    »Wir haben’s«, sagte schließlich einer der beiden Männer. Es war ihm gelungen, den PIN -Code von Lenas SIM -Karte zu überwinden – der Bildschirm füllte sich mit Daten. Telefonnummern.
    »Eingegangene Anrufe, ausgegangene Anrufe«, murmelte er. »So, alle Daten ausgelesen.«
    Beängstigend, dachte Zbigniew.
    Er und Zeynel hockten sich hinter den Techniker, der nun die SIM -Karte zurück ins Mobiltelefon steckte, es einschaltete und Zeynel gab.
    Auf dem Computerbildschirm erkannte Zbigniew einige Male seine eigene Handynummer und die der Eltern von Lena. Ein paar andere, ihm unbekannte Nummern waren dazwischen.
    »Das sind die Eltern«, deutete er auf eine Nummer, doch es war fast überflüssig, denn wie von Geisterhand tauchten nun auf dem Monitor bereits die Namen der Anschlussbesitzer neben den Nummern auf, inklusive Adressen.
    Zeynel hörte derweil die Mailbox des Mobiltelefons ab.
    Horst Beinke, las Zbigniew. Mehrmals hatte Lena während der Woche in New York ihre Eltern angerufen.
    Edina Venzke, ihre beste Freundin. Zbigniew erinnerte sich, dass Lena sie vor dem Apple-Store angerufen hatte. Zbigniew war

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