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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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später noch einmal daran denken, dachte aber, dass der Mann vielleicht einen anderen Weg gefunden hat. So ist es dabei geblieben.«
    Zbigniew hielt den Brief hoch.
    »Kann ich den vorübergehend mitnehmen?«
    Die Frau nickte.
    »Wenn wir dann irgendwann auch noch mal erfahren, wofür das war, das wäre sehr freundlich«, sagte der Mann von der Seite.
    »Ich kann Ihnen leider nichts versprechen«, antwortete Zbigniew.
    Er verabschiedete sich von dem Paar. Es gab nichts, was seinen Verdacht erregt oder Fragen hinterlassen hatte. Da war einfach nur die Tatsache, dass Samuel Weissberg an diese Adresse einen Brief geschrieben hatte; den Namen des Paares hatte er vermutlich über die Polizei oder irgendwie aus dem Internet herausgefunden.
    Zbigniew trat auf die Straße, ging ein Stück weit um eine Ecke. Er holte den Brief hervor und fragte sich, warum er diese Heimlichtuerei an den Tag legte. Vermutlich wollte er dem Paar nicht offenbaren, dass er die Telefonnummer von Samuel Weissberg gar nicht besessen hatte.
    Er wählte die Nummer auf seinem Mobiltelefon.
    Tuten im Hörer.
    Niemand nahm ab. Es meldete sich auch kein Anrufbeantworter.
    Samuel Weissberg war nicht erreichbar.
    Er legte auf, rief Zeynel an.
    »Was Neues?«, fragte Zbigniew.
    »Nein. Wir haben doch grad erst telefoniert. Bist du zu Hause?«
    »Fast. Ich hab jetzt die Nummer von Samuel Weissberg.«
    »Die haben wir auch. Wir haben sein altes Revier gefunden, es gab ihn dort wirklich, die haben uns seine aktuelle Nummer gegeben.«
    Zbigniew und Zeynel verglichen ihre Nummern, es war dieselbe.
    »Habt ihr ihn erreicht?«
    »Nein, leider noch nicht. Es ist nicht unsere erste Priorität, aber uns würde schon interessieren, ob Lena ihm irgendetwas gesagt hat, das mit der Entführung in Verbindung stehen könnte. Ich glaube allerdings ehrlich gesagt nicht daran; wenn du als ihr Freund und ihre Familie von nichts wissen, warum sollte sie dann mit einem völlig Fremden darüber geredet haben?«
    Zbigniew hatte gerade das Gefühl, dass irgendetwas an ihm vorbeilief.
    »Darüber geredet haben? Worüber? Ich versteh’ grad nicht.«
    »Na ja, Kontakte, die sie hat. Wo sich Lena Beinke in etwas hineinbegeben haben könnte.«
    Hineinbegeben. Zbigniew begann zu ahnen, welche Gedankengänge in der Ermittlungskommission diskutiert wurden.
    »Wenn es etwas gäbe, in das sie sich hineinbegeben hat, dann wüsste ich das«, sagte Zbigniew.
    Lena war für ihn wie ein offenes Buch.
    »Dann weißt du sicher auch, dass sie mehrmals auf Veranstaltungen einer linksradikalen Organisation war, die vehement das Vorgehen in Afghanistan kritisiert hat, oder?«
    Zbigniew wusste es nicht. Er konnte sich aber vorstellen, dass Lena so etwas tat; es entsprach ihrer politischen Einstellung.
    Seine Hände wurden kalt.
    »Haben wir nicht alle in dem Alter so Sachen gemacht? Ich glaub, ich war immer für Nicaragua.«
    »Der Staatsschutz hat die Gruppe im Visier. Offenbar gibt es dort auch Verbindungen zu mutmaßlichen Terroristen.«
    Offenbar. Mutmaßlich.
    »Ja, aber dann würden die sie nicht entführen, wenn sie auf der Seite der Terroristen ist, oder?«, sagte Zbigniew ein wenig hitzig und zu laut. Auf der Straße ging ein jüngeres Paar an ihm vorbei, schaute ihn neugierig an.
    »Ich sage ja nicht, dass wir schon irgendwelche klaren Ergebnisse haben, die das alles erklären könnten. Ich sage nur, dass das eine von unseren Spuren ist. Und zwar im Moment die konkreteste. – Sofern du sie nicht entführt hast, nachdem ihr euch gestritten habt.«
    Zeynel hatte den letzten Satz völlig ernst vorgetragen.
    Nicht weil er das glaubte, dessen war Zbigniew sich sicher. Er wollte ihn bloß loswerden. Weiter mit den Leuten vom Staatsschutz Strategiespiele machen.
    »Okay«, sagte Zbigniew. »Ich geh jetzt mal schlafen. Wünsche euch viel Erfolg heut Nacht. Und wenn was ist, ruft mich an, egal wann.«
    »Machen wir«, sagte Zeynel und machte durch seinen Tonfall dieses Mal keinen Hehl daraus, dass das nicht gerade weit vorn auf seiner Prioritätenliste stand.
    Zbigniew ging zu Fuß nach Hause; Köln hatte vergessen, den Stadtteil Lindenthal ans U-Bahn-Netz anzuschließen. Nach Bus war Zbigniew nicht zumute, meistens fuhren Busse ohnehin nicht, wenn man sie brauchte. So schlenderte er durch den menschenleeren Grüngürtel und den Mediapark zurück zu seiner Wohnung. Die stille Kühle der Nacht tat ihm gut, brachte eine gewisse innere Ruhe zurück. Zumindest vorübergehend. Es dauerte fast eine Stunde,

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