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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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war.
    »Ich müsste Samuel ganz schnell erreichen«, sagte er. »Ich habe zwar seine Nummer, aber … «
    »Geht er nicht ans Telefon?«
    »Nein.«
    Zbigniew las ihr die Nummer von Weissberg vor. Es war die Nummer seiner Wohnung; Delia erklärte, dass Samuel kein Mobiltelefon habe.
    »Wie wohnt er eigentlich?«
    »In Chelsea, in einem der älteren Hochhäuser. Nichts Spezielles.«
    Zbigniew las ihr Samuels Adresse vom Brief vor; sie war immer noch aktuell.
    »Übermorgen sind wir übrigens zum Essen verabredet«, sagte Delia.
    Übermorgen.
    Zbigniew überlegte. Es schien, als ob auch Delia gerade über dasselbe nachgedacht hatte. Sie sagte:
    »Hören Sie, wenn es wichtig ist, werde ich so schnell wie möglich bei ihm zu Hause vorbeischauen, ja?«
    »Das wäre sehr hilfreich.«
    »Ich rufe Sie dann an. Habe ich Ihre Nummer?«
    Zbigniew hatte an seinem Telefon die Rufnummernunterdrückung eingeschaltet, gab ihr seine Telefonnummer durch.
    »Eine Frage hätte ich noch«, fiel ihm ein. »Der Mann mit dem Kopftuch und dem Bart auf der Vernissage, wer war das?«
    Delia schien kurzzeitig überrascht zu sein über die Frage.
    »Meinen Sie Mahmud Said? So Mitte zwanzig, so groß wie Sie, mit Kufiya?«
    »Genau der.«
    »Das ist ein arrivierter Nachwuchskünstler. Seine Bilder sind ein bisschen extrem und er sieht etwas gefährlich aus, aber … ich glaube, er ist ganz harmlos.«
    Zbigniew hatte eine Idee.
    »War er an dem Abend noch mit dabei?«
    »Mahmud? Er war im Melville’s noch dabei, bei Samuel zu Hause nicht mehr. Warum fragen Sie?«
    Warum fragte er? Es war eine fixe Idee.
    Nein, Zeynel hatte die Terrorismus-Spur von alleine aufgemacht. Aber es war zu kompliziert, um es Delia zu erklären.
    »Die Ermittler hier schließen einen terroristischen Hintergrund nicht aus«, sagte er und hoffte, dass Delia nicht nachfragte.
    »Oh mein Gott«, sagte sie entsetzt.
    »Kommt er aus Afghanistan?«
    »Nein, ich glaube, er ist der Sohn palästinensischer Einwanderer.«
    »Hat er sich mit Lena näher unterhalten?«
    »Ja, unterhalten haben sie sich. Aber ich habe nicht mitbekommen, worüber.«
    Einen Moment lang schwiegen beide. Zbigniew musste die Informationen verarbeiten.
    »Dann danke ich Ihnen erst mal sehr. Und wenn Sie schnell bei Samuel vorbeigehen könnten, wäre das wirklich großartig.«
    »Aber das ist doch selbstverständlich.«
    Sie verabschiedeten sich und legten auf.
    Zbigniew verließ den türkischen Imbiss, ging um die Ecke zu seiner Wohnung. Der Postkasten war leer, er hatte einer Nachbarin seine Schlüssel hinterlassen. Nicht der alten Frau Junkersdorf, die im Parterre wohnte und ihn seit seinem Einzug neugierig bis misstrauisch beäugte, sondern einer ganz neuen Mieterin im zweiten Stock, der er bloß zweimal begegnet war, die ihm aber sympathisch vorkam. Immerhin teilten sie das gemeinsame Schicksal, aus der Fremde in die Kölner Hausgemeinschaft eingedrungen zu sein; die neue Mieterin kam aus Darmstadt.
    Er öffnete seine Wohnungstür. Abgestandene Luft kam ihm entgegen, sofort riss er alle Fenster im Wohnzimmer auf. Auf dem Küchentisch lagen einige Briefe, die seine Nachbarin dort hingelegt hatte. Zbigniew ging sie kurz durch; es schien nichts Wichtiges dabei zu sein. Er begutachtete den Zustand der Pflanzen in der Wohnung; sie schienen durch das Gießen der Nachbarin aufgeblüht zu sein.
    Der Anrufbeantworter behauptete, dass es zwei neue Anrufe gäbe.
    Dieter Weber, der sich freute, dass Zbigniew in einigen Tagen wieder seinen Dienst in der Stolkgasse beginnen würde. Dieter und die Kollegen hatten ihn in seinem halben Jahr Abwesenheit vermisst.
    Tonia Lindner, die einen Steinwurf entfernt wohnte. Zbigniew hatte sie beim letzten Fall kennengelernt und sie waren kurz davor gewesen, so etwas wie eine Affäre zu haben. Tonia lud ihn nun zu Kaffee und Kuchen ein. Der von ihr vorgeschlagene Termin war bereits am nächsten Tag.
    Das musste warten. Sie würde es verstehen.
    Ende der Nachrichten.
    Zbigniew legte sich auf den Boden und machte seine Rückenübungen. Es tat gut, den Körper zu dehnen und zu strecken. Schmerzen hatte er zwar gerade nicht, aber sie konnten jeden Moment wieder auftauchen.
    In dieser Woche würde Zbigniew das letzte Mal zu seinem psychologischen Gutachter gehen müssen, damit er überhaupt wieder zum Dienst konnte.
    Termine, Termine. Nach New York sollte Zbigniews Leben wieder geregelt ablaufen, so war es geplant.
    Jetzt war alles anders gekommen.
    Zbigniew war fertig mit seinen

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