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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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hatte seine Mutter immer gesagt.
    Zbigniew sah sich um. In Sichtweite gab es nicht viel zur Auswahl; eine Dönerbude, einen Chinaimbiss und natürlich auch eine Pizzeria.
    Das Übliche.
    Zbigniew entschied sich für den Chinaimbiss. Irgendwie war er in einer chinesischen Phase.
    Er setzte sich an einen Tisch am Fenster und bestellte ein einfaches Nudel-Hühnchen-Gericht. Eine nette junge Asiatin bediente ihn, er war der einzige Gast.
    Das Essen übertraf seine Erwartungen nicht; das übliche Pressfleisch mit Hühneraroma, die üblichen gebratenen Nudeln mit mäßiger Würzung und minimalistischen Gemüsestreifen. Zbigniew fasste sich ein Herz und rührte in das Gericht einige Löffel von dem Sambal Oelek, das neben der Sojasauce auf dem Tisch stand.
    Es war definitiv zu viel. Jede Gabel führte nun zu einer Verbrennung im Mund. Immerhin ging damit eine vertretbare Endorphinausschüttung im Hirn einher.
    Alles wurde klar, gereinigt, strahlend.
    Wenn er wusste, wann Eva genau geboren worden war, könnte er die Sache systematischer angehen. Genauere Anfragen an alle Standesämter durchführen, am besten vom KK 51 aus.
    Wann war Eva Weissberg geboren?
    Die Weissbergs waren direkt nach ihrer Geburt geflüchtet. Wie schrecklich, sie mussten das geliebte Neugeborene zurücklassen.
    Wie lief das dann eigentlich mit der Milch für das Baby? Gab es damals schon einen Milchersatz für Babys, die nicht gestillt wurden?
    Zu viele Fragen.
    Nur eine war wichtig: Wann waren die Weissbergs exakt geflüchtet?
    Kurz nach Beginn ihrer Flucht wurden die Weissbergs in der Eifel erschossen. In einem Ort … Wie hieß der Ort, was hatte Mendelstein gesagt?
    Es gab ein Grab.
    Gab es ein Datum auf dem Grabstein?
    Wenn nicht, würde irgendjemand dort die Geschichte kennen.
    Irgendjemand würde ihm vom Ende der Weissbergs erzählen können. Und ihm das Datum nennen können.
    Das Sambal Oelek brannte sich in sein Hirn.
    In der Eifel.
    Schalkenmehren.
    Hastig aß Zbigniew die letzten Gabeln von seinem feurigen Essen.
    Er ging auf die Toilette und bezahlte.
    Er hatte keine Zeit mehr.
    Das Ortsschild von Schalkenmehren zog vorüber. »Stadt Daun«, war unter dem Namen lakonisch vermerkt. Zbigniew war fast zwei Stunden lang gefahren, es hatte länger gedauert als vermutet. Die Autobahn hörte hinter Bad Münstereifel auf, der Weg hatte sich über die gewundenen Landstraßen der Eifel in die Länge gezogen. Kurz vor Schalkenmehren hatte sich dann der Blick auf einen großen, runden See geöffnet. Zbigniew war durch einige Schilder daran erinnert worden, dass dies die Gegend der Eifelmaare war, uralte kreisrunde Seen in den ehemaligen Vulkankegeln, die Touristen anlockten.
    Zbigniew kurvte ein paarmal planlos durch das kleine Dorf. Er wusste nicht so recht, wo er anhalten sollte, um seine Suche zu beginnen.
    Es war blauäugig gewesen, einfach so loszufahren. Hier gab es kein Museum wie in Köln, kein Amt wie in Bergheim, wo man mal eben kompetente Mitarbeiter nach Vorfällen in der Vergangenheit fragen konnte.
    Vermutlich musste er nach Daun ins Rathaus fahren. Konnte er dort anrufen? Dann hätte er gar nicht bis hier fahren müssen.
    Wo war der Friedhof? Wäre das nicht das Einfachste?
    Zbigniew fuhr ein weiteres Mal durch die Ortsmitte von Schalkenmehren, weißgetünchte Häuser mit grauen Dächern zogen an ihm vorbei. Er parkte den Wagen an der Kirche. Ein kleiner Friedhof befand sich nebenan, doch die Pforte der Einfriedung war geschlossen. Er überlegte einen Moment, ob er über das ihm bis zur Brust reichende Tor steigen sollte. Messerscharfe Eisenspitzen auf dem Tor vermittelten ihm aber das Gefühl, dass dies nicht erwünscht war. So klingelte er der Ordnung halber am Pfarrhaus.
    Ein jüngerer Mann, unter dreißig, Collarhemd, Gel im Haar, öffnete ihm.
    »Ja?«
    »Mein Name ist Zbigniew Meier. Könnte ich den Priester sprechen?«
    »Das bin ich.«
    Der junge Mann grinste.
    »Okay, Sie wollen sicherlich Pfarrer Mehrer sprechen«, sagte er.
    Zbigniew nickte, ohne zu wissen, wer dies war. Gab es in diesem kleinen Dorf etwa zwei Pfarrer?
    Der Mann verschwand und kam bald mit einem aufgedunsen wirkenden Alten in Soutane wieder.
    »Ja?«
    Der junge Priester blieb schräg hinter dem alten stehen. Zbigniew fragte sich, ob er mithören wollte und in welcher Beziehung die beiden Geistlichen zueinander standen.
    Er ließ seinen Polizeiausweis stecken und erläuterte in aller Kürze, dass er nach einem jüdischen Ehepaar suche, das hier im letzten

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