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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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war grotesk, aber er hatte Lena vor Augen, auf dem Dach des Rockefellercenter. Schnell drückte den Gedanken beiseite.
    Eine weitere Suche, diesmal gezielter. Pulheim, Frechen, Hürth … Zbigniew weitete die Suche bis nach Grevenbroich aus.
    Die Homepages der Standesämter.
    Er schrieb alle E-Mail-Adressen heraus.
    Er würde so lange systematisch suchen, bis er sie gefunden hatte.
    Er würde sich nicht unterkriegen lassen.
    Zbigniew änderte seine E-Mail ein wenig ab, formulierte sie etwas dringlicher. Er schrieb, dass er bloß die Information haben wolle, ob überhaupt eine Person im Archiv infrage käme – in diesem Fall wolle er dann persönlich vorbeikommen. Im Text ließ er anklingen, dass er Polizist war, und gab einen Hinweis auf seine Dienststelle – ohne sein Anliegen als offiziellen Auftrag zu verkleiden. Als er zufrieden mit dem Text war, verschickte er die E-Mails einzeln an diverse umliegende Standesämter im Westen von Köln.
    Wunder der neuen Technik.
    Die Frage war, ob jemand reagieren würde. Ob irgendeine orangehaarige Dame Lust hatte auf diese Suche, jenseits der Durchführung von Hochzeiten.
    Zbigniew fuhr den Rechner herunter. Er fühlte sich leer, als ob das Gerät ihm seine letzte Energie entzogen hätte.
    Lena.
    Er schaltete den Fernseher ein, um sich abzulenken. Zunächst schaute er Nachrichten, was auch nicht besonders erheiternd war. Dann folgte ein Krimi, der ihn erstaunlicherweise bereits von Beginn an fesselte. Zwei Polizisten gerieten bei einer Routinefahrt in den Hinterhalt eines Täters, wurden angeschossen. Der Albtraum jedes Polizeibeamten. Bis zum überraschenden Ende des Films hatte Zbigniew das Gefühl, wenigstens anderthalb Stunden von seinen Problemen abgelenkt zu werden.
    Es folgte eine ermüdende politische Talkshow. Gerade in dem Moment, als Zbigniew vollständig auf der Couch eingeschlafen war, klingelte sein Mobiltelefon. Zbigniew sprang auf, zum Schuhschrank im Flur, wo er es abgelegt hatte. Er hoffte, dass Zeynel ihn über den Fortgang der Ermittlungen aufklären würde, doch im Display wurde eine ihm unbekannte Nummer angezeigt.
    »Ja?«
    »Zbigniew?«
    Er kannte diese kräftige Stimme.
    »Ja.«
    »Dieter Weber hier. Hast du es schon mitbekommen?«
    Mitbekommen.
    Es hatte sich etwas ereignet.
    »Nein. Was denn?«
    »Ich dachte, Zeynel hätte dir schon Bescheid gegeben. Aber da du nicht hier bist, wollte ich sichergehen.«
    »Ich bin nicht ›hier‹«, hörte Zbigniew sich in einem etwas ungehaltenen Ton sagen. »Was ist passiert?«
    »Kennst du die Stürmer-Bank?«
    »Nein.«
    »Ist um die Ecke vom Polizeirevier. Bankenviertel. Wart’ mal … « Zbigniew hörte, wie Dieter Weber, sein alter Freund aus dem Kommissariat, jemanden etwas fragte. »Andreaskloster 16. Also, so heißt die Straße. Zwischen Dom und Revier.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Das lässt sich am Telefon nicht so leicht erklären. Komm einfach her. Ich sag Zeynel Bescheid, dass ich dich angerufen hab. Hoffentlich rastet er nicht aus.«
    Sie legten auf.
    Schweiß hatte sich auf Zbigniews Stirn gebildet.
    Es war etwas passiert.
    Zeynel hatte ihn nicht anrufen wollen.
    Hastig schaute er auf einen Stadtplan und machte sich auf den Weg.
    Vor der Andreaskirche, die der Stürmer-Bank gegenüberlag, standen einige Polizeiwagen. Es gab kein Absperrband, bloß ein einziger Beamter bewachte den Eingang des hübschen, ehrwürdigen Jahrhundertwendegebäudes, in dem die Bank ihren Sitz hatte. Ein Relikt zwischen den ganzen modernen Großbanken, die in diesem Viertel ihre Zelte aufgeschlagen hatten – gegenüber lag die riesige Deutsche Bank, ein paar Schritte weiter die monumentale Dresdner Bank, um die Ecke die die Kölner Geschicke im Positiven wie im Negativen beherrschende Privatbank Oppenheim.
    Zbigniew war zu Fuß gegangen, so schnell, dass er nun außer Atem war. Er hatte höchstens zehn Minuten von seiner Wohnung gebraucht.
    »Guten Tag«, sagte der Beamte im Eingang des Bankhauses offensiv, als Zbigniew auf ihn zuging.
    »Guten Tag«, erwiderte Zbigniew freundlich und hielt seinen Dienstausweis hoch. »Dieter Weber hat mich angerufen.«
    Der Beamte nickte, ließ ihn durchgehen.
    Zbigniew betrat ein fast intim wirkendes Foyer mit Plüsch, extrem hohen Stuckdecken und einem gigantischen Kronleuchter. Das Foyer war menschenleer. Auch in der neben dem Eingang befindlichen Glasbox, der Pförtnerloge hinter Panzerglas, saß niemand. Vom Foyer aus führten mehrere Türen zu mehreren Seiten, nichts war zu

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