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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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hören. Einen Augenblick lang stand Zbigniew da und rätselte, was er tun sollte. Dann holte er sein Telefon aus der Jackentasche und rief Dieter Weber zurück.
    »Ja?«
    »Wo seid ihr denn?«
    »Warte, ich komm’ hoch.«
    Es dauerte eine Minute, dann tauchte Dieter Weber aus einer der Türen auf.
    »Hallo«, sagte Zbigniew. Dieter Weber nickte, nahm ihn in den Arm, drückte ihn an sich. Zwei Klopfer auf den Rücken, dann ließ er ihn wieder los. Es war eine seltsame Geste, von einem der erfahrensten, souveränsten und härtesten Beamten im KK 51.
    »Was ist passiert?«
    »Ein kleiner Banküberfall«, sagte Dieter Weber. »Komm mit, alle sind unten.«
    Zbigniew folgte Dieter Weber durch die Tür; es ging aber nicht wie angekündigt nach unten, sondern nach einem kleinen Flur auf einen wunderschönen Innenhof, uneinsehbar zwischen den Altstadtgebäuden gelegen. In der Mitte stand ein alter Gingko-Baum, der weiß Gott wie hierhergekommen war. Der Weg führte weiter zu einem der Rückgebäude der Bank, ein noch älter wirkendes Steinhaus, schmuck- und fensterlos, wie der Teil einer Befestigungsanlage.
    »Das ist das alte Tresorhaus der Bank«, sagte Dieter Weber. Als sie eintraten, bemerkte Zbigniew die besonders dicken Mauern des Gebäudes. Der viereckige Raum dahinter wurde von einem robusten Metallgitter der Länge nach zerteilt. Hinter dem Gitter befanden sich mehrere Metalltüren. Die Wände waren von innen mit großen, matten Marmorplatten verkleidet.
    Ein Polizist stand vor dem Metallgitter, nickte Dieter Weber zu. Man hörte Stimmen, aber der Raum war menschenleer. Nun erst entdeckte Zbigniew hinter einer mit der linken Gebäudewand optisch verschmelzenden Mauer eine Treppe nach unten. Dieter Weber ging voran in den Keller, der die gleichen Wände hatte wie das Erdgeschoss. Bankschließfächer lagen rechts und links.
    Dieter Weber stieß eine massive Zwischentür auf, die sofort wieder hinter ihnen zufiel. Nun befanden sie sich in einem deutlich älteren Trakt des Kellers. Ein wenig Gerümpel, alte Aktenschränke standen herum.
    »Von wann ist die Bank eigentlich?«, fragte Zbigniew, bloß um etwas zu sagen.
    »Sehr alt.«
    Die Decke wurde niedriger, die Mauern waren aus Ziegeln.
    Eine weitere Zwischentür, die hinter ihnen zufiel.
    Da waren sie.
    Im schlauchartigen Raum vor ihnen standen drei Beamte von der Spurensicherung, die aber offenbar fertig waren mit ihrer Arbeit. Neben ihnen Zeynel und zwei weitere Beamte.
    An den Wänden entdeckte Zbigniew einige weitere Bankschließfächer, die aber aus einer anderen Zeit zu stammen schienen.
    »Zbigniew, freut mich, dass du kommen konntest«, sagte Zeynel. Er nimmt den Anruf von Dieter auf seine Rechnung, dachte Zbigniew sofort. Er lässt sich das Heft nicht aus der Hand nehmen.
    »Was ist passiert?«
    »Ein Überfall. Ein Wachmann wurde niedergeschlagen.«
    »Was hat das mit Lena zu tun?«
    Zeynel sah Dieter Weber an. Blicke gingen hin und her, als ob sich beide vergewissern wollten, dass noch niemand etwas gesagt hatte.
    »Schau es dir selbst an«, sagte Zeynel, »ich zeig’s dir.«
    Er deutete ihm, den Raum zu verlassen.
    »Ist es hier passiert?«, fragte Zbigniew, ohne sich zu bewegen.
    »Komm mit«, sagte Zeynel und ging voran.
    Zeynel, Dieter Weber und Zbigniew kehrten zurück zum Innenhof. Von dort ging es in ein weiteres Bankgebäude zur rechten Seite. Zbigniew fragte sich, was die Geheimniskrämerei seiner Kollegen sollte. Was gab es, das sie ihm nicht sofort ohne Weiteres erzählen konnten?
    Es ging eine Treppe hoch. Auf dem Weg ergriff Zeynel nun doch das Wort.
    »Ein Pärchen hat kurz vor Geschäftsschluss die Bank betreten, wollte an eines der Schließfächer. Das, was du da unten gesehen hast. Der hintere Keller ist der älteste Teil der Bank, da geht fast nie jemand dran. Unten gibt es aus Diskretionsgründen auch keine Überwachungskameras. In dem uralten Teil da hinten läuft das alles anders als bei den modernen Schließfächern vorne. Die alten Schließfächer haben eine doppelte Sicherung: durch Schlüssel und ein Passwort, das dem Bankbeamten genannt werden muss.«
    »Das ist ja wie in der Schweiz vor fünfzig Jahren.«
    »Willkommen in der Schweiz vor fünfzig Jahren. – Das Pärchen hatte den Schlüssel, aber nicht das Passwort. Und als der Bankbeamte die Öffnung des Schließfaches verweigert hat, wurde er von dem Mann niedergestreckt. Das Pärchen hat das Schließfach ausgeräumt und die Bank durch den Vorderausgang verlassen. Sie sind

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