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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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ins Foyer kamen. Sie grüßten freundlich in Richtung Pforte und verließen das Bankgebäude.
    »Das geht ja einfach«, sagte Dieter Weber, der offenbar die Aufzeichnung auch zum ersten Mal gesehen hatte.
    Zbigniew konnte kaum dem nun folgenden Gespräch der Beamten folgen. Sein Blick war fixiert auf Lena, Lenas Gesicht, unscharf und in Schwarz-Weiß, auf dem Monitor.
    Er war bereits ohnmächtig geworden, aber während des Betrachtens der Aufzeichnungen war die Ohnmacht ein innerer Zustand geworden. Eine Art inneres Taumeln, das ihn dauerhaft ergriffen hatte.
    Was wurde hier gespielt?
    Er hatte tausend Fragen in seinem Kopf, konnte aber keine einzige stellen.
    »Was?«
    Zeynel hatte ihn etwas gefragt.
    »Ob du diesen Mann kennst, der Lena Beinke begleitet«, wiederholte er.
    Zbigniew schüttelte den Kopf. Er war sich sicher.
    »Nein, ich habe ihn noch nie im Leben gesehen.«
    »Hast du eine Erklärung dafür, dass deine Freundin hier war?«
    »Nein.«
    »Gibt es irgendwelche Verbindungen von ihr zum Bankhaus Stürmer?«
    »Nicht dass ich wüsste. Vielleicht sollte man die Eltern fragen.«
    »Haben wir schon«, sagte Zeynel.
    »Hier?«
    »Ja, sie sind vor einer halben Stunde wieder nach Hause gegangen.«
    Zeynel wollte ihn überhaupt nicht dahaben. Er war das fünfte Rad am Wagen.
    Wollte der Vater nicht Zbigniew Bescheid geben, wenn er mehr wusste? Vermutlich war er in der Aufregung noch nicht dazu gekommen.
    »Hast du irgendeine Erklärung für das, was hier passiert ist?«, fragte Zeynel.
    »Nein. Habt ihr schon eine?«
    Es war ernsthaft gemeint, aber Zeynel sah ihn ein wenig herausfordernd an. Vielleicht hatte er sich ein bisschen im Ton vergriffen.
    »Ich meine«, korrigierte Zbigniew sich, »ich kann mir nicht vorstellen, dass Lena aus eigenem Antrieb einen Bankangestellten niederschlägt und ein Schließfach ausraubt. Oder wie auch immer man das nennen will. Wie ist der Bankangestellte überhaupt geschlagen worden?«
    »Wohl von dem Mann, der hinter ihm stand. Er erinnert sich nicht exakt, hat plötzlich einen Schlag auf den Kopf bekommen. Wie gesagt, sie wollten wohl nur ans Schließfach. Als sich herausstellte, dass sie zwar den richtigen Schlüssel hatten, nicht aber das Passwort, musste der Angestellte ihnen den Zugriff verweigern. Es gab wohl eine kurze Diskussion, dann hat der Mann ihn einfach niedergeschlagen.«
    »Wieso hat der Sicherheitsbeamte oben das nicht gehört?«
    »Die Zwischentüren zu dem alten Kellerteil fallen von allein zu. Und die sind recht massiv. Es ist übrigens so, dass der hintere Kellerteil eigentlich gar nicht mehr genutzt wird. Da geht bloß alle paar Jahre mal jemand hinein, wenn überhaupt.«
    »Lief das Schließfach auf einen Namen?«
    »Nein. Das sind alte, anonyme Schließfächer aus den zwanziger, dreißiger, vierziger Jahren.«
    Ein Schauer lief Zbigniew über den Rücken.
    »Und die existieren immer noch?«
    »Ja.«
    »Von wann ist das Schließfach, das ausgeraubt wurde?«
    »Vermutlich aus den dreißiger Jahren, so wie ich es verstanden habe.«
    Was war in dem Schließfach gewesen?
    »Was haben die da unter den Armen mitgenommen?«
    »Edwin hat es bereits vergrößert, es sind alte Akten.«
    »Akten.«
    »Ja. Zwei Stück. Die Leute von der Bank wissen natürlich nicht, was in den Schließfächern ist.«
    Dreißiger Jahre.
    Akten.
    Als die Nazis die totale Macht im Land hatten.
    Aber ob es überhaupt etwas damit zu tun hatte?
    Samuel Weissberg, er war noch nicht geboren. Oder ein Baby.
    Zbigniew war auf dem richtigen Weg, da war er sich nun sicher.
    Das Schließfach war leer, es würde keine große Hilfe mehr sein.
    Wer war der Mann an Lenas Seite?
    »Was hat denn der Bankangestellte gesagt – wirkte es so, als ob Lena da total aktiv dabei war, oder könnte es sein, dass sie dazu gezwungen wurde … hat sie ängstlich gewirkt … «
    »Er wollte sich nicht so richtig festlegen. Es gab einen Moment, wo er unsicher war, wie Lena sich benahm. Ansonsten hat sie wohl die ganze Zeit gelächelt. Ach ja, was noch interessant ist, bloß sie hat gesprochen.«
    »Was?«
    »Ja. Der Mann hat nichts gesagt.«
    »Gibt es irgendwelche Sprachaufzeichnungen?«
    »Nein.«
    »Gar nichts gesagt?«
    »Nur Lena Beinke hat gesprochen. Der Mann hat sich im Hintergrund gehalten.«
    »Was war das für ein Moment, in dem er sich unsicher war?«
    »Unten, als klar wurde, dass sie das Passwort nicht hatten. Da hat sie wohl den Mann seltsam angeschaut. Dann begann sie, verzweifelt zu argumentieren,

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