Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
Vom Netzwerk:
gespielt und nicht arbeiten müssen, weil sie Krümel und andere Dinge aß, die es umsonst gab, und sie hätte kein Haus gebraucht, das laufend instandgehalten werden musste. Die Spinne indes webte ständig Netze, schmiedete Ränke, war entweder bei der Arbeit oder lag auf der Lauer, was auch nur eine andere Form von Arbeit war. Die Spinne konnte nicht fliegen. Sie kauerte in Ecken, während Fliegen umherflogen. Die Spinne konnte denen, die flogen, nur zusehen und sie beneiden. Die Spinne lebte im Schatten und in der Dunkelheit, aber das Leben der Fliege war voller Licht. Da sie nur Fliegen und dergleichen fraß und niemals einen Kekskrümel oder die abgebrochenen Stückchen von Schokoriegeln anrührte, die herunterfielen, hatte die Spinne nie etwas Süßes gekostet. Die Spinne war stolz darauf, wie schlau sie war, aber wenn man genauer darüber nachdachte, wie es sich in Wirklichkeit verhielt, dann hatte die Fliege ständig ihren Spaß. Und selbst wenn es mit der Fliege ein schreckliches Ende nahm, wusste sie nicht, dass ihr so etwas zustoßen konnte, und daher führte sie ein sorgenfreies Leben. Da die Spinne wusste, was sie selbst mit Fliegen tat, wusste sie auch, dass irgendein anderes Geschöpf dasselbe mit ihr tun könnte, irgendeine Kröte oder ein Frosch oder ein Vogel. Daher lebte die Fliege sorglos und frei und flog, während die stets arbeitende Spinne in Furcht und in den Schatten lebte, im Dunkeln kauerte und wachsam war oder in Deckung krabbelte.
    Während er eine Runde durch Officer Bozemans Garage gedreht hatte, hatte Nummy keine Spinnen gesehen, weder in den Netzen noch außerhalb, aber er hatte die Schlüssel zu den drei Fahrzeugen an einem Schlüsselbrett neben der offenen Tür zur Küche gefunden. Er wusste, welcher Schlüssel zum Schneemobil gehörte, weil er gesehen hatte, wie der Boze ihn benutzte. Er brachte Mr Lyss den Schlüssel, als dieser gerade über das Seitengitter des offenen Anhängers stieg.
    Der alte Mann nahm den Schlüssel entgegen, deutete auf das Schneemobil und sagte: »Ich glaube, ich bin dahintergekommen, wie das verdammte Ding funktioniert. Aber bevor wir in diesen verfluchten Jahrhundertsturm ziehen, sollten wir uns Handschuhe und einen ordentlichen Schutz für deine Füße suchen.«
    Mr Lyss führte ihn wieder ins Haus und zurück zu der traurigen Klaviermusik. Nummy folgte ihm widerstrebend, weil er keine Spinne finden wollte, wenn er allein in der Garage war.
    Als er den Kleiderschrank im Schlafzimmer durchsuchte, fand der alte Mann wasserdichte Stiefel. Mr Lyss trug bereits gute Stiefel an den Füßen, aber Nummy hatte nur Schuhe an. Mr Lyss stopfte die Stiefel vorn mit Officer Bozemans Socken aus, bis sie gut genug an Nummys Füße passten.
    »Ich nehme ihm diese Stiefel nicht weg«, sagte Nummy. »Ich borge sie mir nur.«
    Es gab etliche Handschuhpaare. Mr Lyss suchte für sich und für Nummy zwei Paare mit Stulpen aus, die Schnüre zum Zuziehen hatten, damit die Handschuhe gut saßen und eng anlagen.
    »Die borge ich mir auch nur«, sagte Nummy.
    »Ich auch«, sagte Mr Lyss. »Ich borge mir diese Handschuhe für den Rest meines Lebens, und wenn ich tot bin wie der Bozeman, dann gebe ich sie ihm zurück.«
    Da der Boze nur einen Helm für das Schneemobil hatte, den Mr Lyss brauchen würde, weil er fuhr, musste sich Nummy mit einer Rodelmütze mit Bommel begnügen. Er konnte sie bis über seine Ohren hinunterziehen, sobald sie schnell fuhren und kalten Fahrtwind erzeugten.
    »Aber glaub bloß nicht, dass die Mütze jetzt dir gehört«, sagte Mr Lyss. »Du hast sie dir nur ausgeliehen.«
    »Ich weiß«, beteuerte ihm Nummy.
    Mr Lyss fand einen rot und grau gemusterten Wollschal für Nummy, den er sich später ums Gesicht wickeln konnte, wenn sie durch den Schnee sausten. »Dir ist doch klar, dass du den auch zurückgeben musst?«
    »Ja, gewiss.«
    »Wenn du ihn verlierst, werde ich dich dafür bezahlen lassen, selbst wenn du für den Rest deines Lebens arbeiten musst, um das Geld zu verdienen.«
    »Ich werde ihn nicht verlieren«, sagte Nummy.
    Aus dem Schlafzimmer des Boze ging Mr Lyss zu dem Türbogen, der ins Wohnzimmer führte, und blieb dort stehen. Er sah der Boze-Kopie beim Klavierspielen zu.
    Schließlich sagte der alte Mann: »Ich weiß selbst nicht, warum es mir falsch vorkommt, aber es kommt mir einfach nicht richtig vor. Ich kann ihn nicht töten.«
    »Vielleicht sind Sie gar kein Mörder.«
    »Oh doch, klar bin ich ein Mörder. Ich habe mehr Männer

Weitere Kostenlose Bücher