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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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mit Golddekor und Kobaltblau. Auf einem der Stücke, die ich gefunden habe, sieht man sehr kleine rosa Rosen.«
    »Einen solchen Gegenstand hatte ich in meinen Räumen. Vielleicht stammt der, von dem Sie reden, tatsächlich von dort.« Als Pitt nicht reagierte, zögerte der Kronprinz. »Vermutlich hat ihn die Frau an sich genommen. Später, als sie sich mit Sorokine gestritten hat, ist er dann in Stücke gegangen.«
    »Fehlt noch mehr, oder ist sonst noch etwas beschädigt worden, Sir?«
    »Nein.« Es klang endgültig.
    »Sie haben die Frau wohl nicht gehen sehen, Sir«, gab Pitt zu bedenken. »Es dürfte kaum möglich gewesen sein, einen Tafelaufsatz mitzunehmen, ohne dass Sie das bemerkt hätten.«

    Der Kronprinz schwieg. Gegen eine solche Schlussfolgerung konnte er nichts einwenden, ohne lächerlich zu wirken.
    »Ist es möglich, dass Mr Sorokine sie abgeholt hat?«, fuhr Pitt erbarmungslos fort. »Auf welche Weise sind die beiden zusammengekommen? Warum hätte sie den Tafelaufsatz mitnehmen sollen? Vermutlich gibt es in Ihren Privatgemächern weitere schöne und wertvolle Gegenstände, Sir, die sich gewiss leichter tragen oder verbergen lassen.«
    »Natürlich habe ich nicht gesehen, wie sie das mitgenommen hat!«, fuhr ihn der Kronprinz an. »Außerdem habe ich keine Vorstellung, auf welche Weise sie mit Sorokine zusammengetroffen ist oder ob sie ihn überhaupt gesehen hat. Ich wüsste auch nicht, welche Rolle das spielt. Jedenfalls ist sie tot.«
    »Wo sind ihre Kleider?«
    »Was?«
    »Man hat sie vollständig nackt in der Wäschekammer aufgefunden.«
    Das Gesicht des Prinzen war aschfahl. Seine Augen sprühten. »Großer Gott, woher soll ich das wissen! Fragen Sie Sorokine. Suchen Sie in seinen Räumen. Immerhin hatte er inzwischen mehr als reichlich Gelegenheit, sich ihrer zu entledigen. Wer weiß schon, was ein Irrer treibt?«
    »Ist es möglich, dass Sie tief geschlafen haben, während er mit der Frau gestritten, dabei den Tafelaufsatz in Stücke geschlagen und ihr die Kleider vom Leib gerissen hat?«
    »Ich …« Während er sich seine Antwort überlegte, ging ihm auf, dass sich Pitt auf höfliche Weise erkundigt hatte, ob er sinnlos betrunken gewesen war. Immerhin bot sich da ein Ausweg. »Es ist denkbar«, sagte er widerwillig.
    »Dürfte ich dann einmal nachsehen, ob Spuren zurückgeblieben sind, Sir? Irgendetwas, was als Beweismittel dienen könnte?«
    »Ich wüsste nicht, warum das von Bedeutung sein sollte. Ich habe Ihnen gesagt, dass es denkbar ist«, wandte der Prinz mürrisch ein.
    »Es geht um Gerechtigkeit, Sir.«

    Sie sahen einander unverwandt an. Möglicherweise gab der Hinweis auf die Gerechtigkeit den Ausschlag dafür, dass der Kronprinz von seiner Unnachgiebigkeit abrückte.
    »Nun schön, wenn Sie unbedingt wollen«, knurrte er.
    »Danke, Sir.«
    Doch er fand in den Privatgemächern nichts, was ihm einen Hinweis geliefert hätte. Dort, wo nach Auskunft des Kronprinzen der Tafelaufsatz gestanden hatte, gab es nicht einmal eine erkennbare Lücke. Schlafzimmer und Ankleidezimmer waren zwar behaglich und wohnlich eingerichtet, unterschieden sich aber nicht sonderlich von Räumen eines beliebigen Herrn in mittleren Jahren, der über gesellschaftliche Privilegien und ein gewisses Vermögen verfügte. Weder fanden sich im Teppich Porzellanreste noch Flecken irgendwelcher Art, ob von Blut, ob von Wein. Nichts war zerrissen, verkratzt oder auf andere Weise beschädigt. Sofern dort ein Verbrechen begangen worden war, hatte es nicht die geringsten Spuren hinterlassen.
    Pitt ging verwirrt davon. Er hatte den Eindruck, in einem Wettstreit des Geistes unterlegen zu sein. Tief in seinem Inneren bohrte ein wilder Schmerz. Er hatte sich einem Mann entgegengestellt, der die Macht besaß, ihm ernsthaft zu schaden, wenn nicht gar ihn zugrunde zu richten, aber nichts erreicht. Wenn man es recht betrachtete, hatte er sich zum Narren gemacht.
    Langsam ging er durch den breiten Korridor zurück in den Gästetrakt, bemüht, seine Gedanken zu ordnen und aus einer wirren Masse ihm sinnlos erscheinender Fakten eine zusammenhängende Kette zu bilden. Als er um eine Ecke bog, traf er auf eine Dame, die sich bemühte, seine Aufmerksamkeit unauffällig auf sich zu lenken.
    »Mr Pitt«, sagte sie leise.
    Er rief sich in die Wirklichkeit zurück. »Ja, Ma’am?«
    »Sofern Sie ein wenig Zeit erübrigen können, würde Ihre Königliche Hoheit, die Prinzessin von Wales, gern mit Ihnen sprechen.« Das war eine

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