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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Servierküche acht leere Portweinflaschen gefunden«, gab sie zur Antwort. »Fünf davon riechen richtig nach Wein. Die drei andern aber ganz anders. Außerdem ha’m die ganz voll Fliegen gesessen. Wie ich dann was rauslaufen lassen hab, war Blut drin.«
    »Blut!« Er war verblüfft. »Bist du deiner Sache sicher?«
    »Ja.« Sie verzog das Gesicht. »Ob die Köchin irgendwas mit Wein und Blut macht, vielleicht ’ne Soße oder so?«
    »In Portweinflaschen? Das kann ich mir nicht vorstellen.« Er schüttelte den Kopf. »In dem Fall hätte sie doch wohl die Mischung in einer Schüssel oder einem Topf hergestellt – wozu also das Blut in Weinflaschen füllen?«
    »Woll’n Se se danach fragen?«
    »Unbedingt! Wo sind die Flaschen jetzt?«
    »Ich hab se versteckt.« Sie beschrieb ihm die genaue Stelle. »Ha’m Se was rausgekriegt, Sir?« Noch vor einem Monat hätte sie nie gewagt, ihm eine solche Frage zu stellen.
    »Nicht viel«, räumte er ein. Es klang niedergeschlagen, obwohl er sich Mühe gab, das nicht zu zeigen. »Nach wie vor kommt jeder der drei als Täter infrage. Von Dunkeld habe ich erfahren, ein Bekannter habe ihm die drei Prostituierten empfohlen. Er selbst habe sie nie zuvor gesehen. Mr Narraway geht der Sache nach. Er will feststellen, ob von diesen Frauen eine Spur zur Tat oder zu einem Motiv führt. Er hat die beiden anderen befragt, und sie haben ausgesagt, dass sie nie zuvor etwas von den Männern hier gesehen oder gehört hätten. Auch Sadie habe gesagt, sie kenne keinen der drei. Sie hätten auf dem Weg hierher darüber geredet.«
    »Nur ’n Verrückter bringt so ’ne Frau um«, sagte sie. »Die wär’n ihm doch sons’ gar nich’ wichtig genug. Übrigens hat jemand was kaputtgeschlagen, ich glaub, so ’n besondren Porzellanteller
mit Blau und Gold. Mr Tyndale sagt, er hat so welche gar nich.« Wieder verzog sie das Gesicht. »Das war oben, ich glaub, beim Prinz. Un’ die Scherben hat man in ’nem Eimer runtergebracht. Es ha’m aber auch Leute mitten in der Nacht Eimer voll Wasser rauf- und runtergeschleppt, aber wie ich Mr Tyndale danach gefragt hab, is’ der ganz weiß geworden und hat gesagt, Seine Königliche Hoheit hätt’ sich ›unpassend verhalten‹. Ich soll das vergessen, hat er gesagt, und zu kei’m darüber reden. Ich hab das rausgekriegt, weil Mrs Sorokine heute Walton danach gefragt hat. Se war schrecklich aufgeregt und ganz durch’nander.«
    Pitt sah sie aufmerksam an. »Mrs Sorokine?«
    »Ja. Die is’ hinter was her, Sir, das könnt ich schwör’n. Aber ich weiß nich’, ob’s was mi’m Mord zu tun hat oder nur mit ihr selber. Die Frau is nich’ so, wie se sein sollte.«
    Pitt verzog das Gesicht zu einem Lächeln. »Dir entgeht aber auch nichts.«
    »Kann man ja nich’ gut überseh’n«, gab sie zurück. »Wenn ’n Zimmermädchen so rumlaufen und mi’m Hintern wackeln würde, wär’ se von jetz’ auf gleich gekündigt, weil sich das nich gehört.«
    »An Damen und Zimmermädchen werden nun einmal unterschiedliche Maßstäbe angelegt.« Er stand auf. »Jetzt sollten wir uns aber einmal diese sonderbaren Flaschen ansehen. Du hast recht, das alles scheint überhaupt keinen Sinn zu ergeben. Doch das gilt für diese ganze vermaledeite Angelegenheit.«
     
    Nach einer Stunde stand Gracie in ihrem besten Dienstkleid mit Schürze und frisch gestärktem weißen Spitzenhäubchen in einer Reihe mit den anderen Dienstboten vor Mrs Newsome, die jeden gründlich musterte und auch genau hinsah, ob die Hände sauber waren. Da Gracie ihre Haare mit so vielen Nadeln festgesteckt hatte, dass es ihr vorkam, als trage sie einen Helm unter ihrem Häubchen, durfte sie sicher sein, dass nicht die kleinste Strähne herausschlüpfen konnte. Sogar ihre Schuhe wurden inspiziert und für gut befunden.

    »Se sind ’n Bild für die Götter«, sagte Ada, als sie den Raum verließen, um ihren Dienst anzutreten. »Ihr Rock is’ so lang, dass man nich’ mal sieht, ob Se Füße ha’m, von Beinen ganz zu schweigen. So ’n dürres Gespenst wie Sie hab ich noch nie geseh’n.«
    »Dafür hab ich schon Dutzende solche wie Sie geseh’n«, gab Gracie zurück. »Billige Mädchen, wie man se an jeder Straßenecke findet. Jeder kann seh’n, dass Se Füße ha’m, und wie große, aber ich wette, dass Se selber die nich’ seh’n könn’, weil Ihn’ der Balkon im Weg is’!«
    »Ich wasch Ihn’ ’n Mund mit Seife aus, freches Stück!«, zischte Ada, worauf Prudence sie mahnend ansah.

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