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Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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12
     
    Leo und Sonnenschein gingen hinein und wurden sofort von einem feierlich gekleideten Herrn aufgehalten. »Einlass ist erst um Viertel nach zehn.«
    Leo zeigte seinen Dienstausweis vor. »Wir möchten kurz mit Herrn Lehnhardt sprechen.«
    Der Mann sah erstaunt von einem Kriminalbeamten zum anderen und deutete dann auf einige Stufen, die zu einer Glastür hinaufführten. »Dort finden Sie die Garderobe.«
    Sie klopften dort, wo leise Stimmen zu hören waren.
    »Ja, bitte?«
    Sie traten ein. Adrian Lehnhardt und ein junger Mann mit rotem Haar, beide im Frack, blickten ihnen entgegen.
    »Das ist ein sehr ungünstiger Moment, wir sind bei den letzten Vorbereitungen. Herr Prätorius, dies sind Herr Wechsler und Herr Sonnenschein.«
    Der Pianist grüßte sie und verließ den Raum.
    Lehnhardt schaute sie ungeduldig an. »Sie werden verstehen, dass ich in dieser Situation   … worum geht es denn?«
    »Herr Lehnhardt, als man Ihnen das Schriftstück aus Dr.   Strauss’ Wohnung vorgelegt hat, erklärten Sie, dass es Ihnen unbekannt sei. Ein Abgleich mit der von Ihnen abgegebenen Schriftprobe hat gezeigt, dass beide von derselben Person stammen. Herr Lehnhardt, ich möchte wissen, was es mit diesem Brief auf sich hat und weshalb Sie uns belogen haben.«
    Lehnhardt ließ sich auf einen Hocker fallen und schlug die Hände vors Gesicht.
    Sonnenschein schaute zu Leo, der ungerührt dastand. »Ich höre.«
    »Ich   … Wenn ich es Ihnen erzähle, werden Sie mich dann in Ruhe mein Konzert geben lassen?«
    »Falls ich mit Ihrer Antwort zufrieden bin.«
    Lehnhardt sah hoch und stützte die Hände auf die Knie. »Also gut. Ich habe sehr an meiner Tante gehangen, wie Sie wissen. Das muss ich nicht alles wiederholen. Vor einiger Zeit stellte ich fest, dass sie mir plötzlich kühler begegnete. Sie lud mich nicht mehr zum Essen in ihre Wohnung ein, beantwortete meine Anrufe nicht. Ich fragte meine Mutter um Rat, doch sie konnte mir auch nicht helfen. Vielleicht habe Jette einen Freund, mutmaßte sie, oder Schwierigkeiten in der Arbeit. Sie habe ihr gegenüber jedoch nichts dergleichen erwähnt. Daraufhin schrieb ich ihr diesen kurzen Brief.«
    »Warum haben Sie das meinem Kollegen nicht gesagt, als er bei Ihnen war?«
    »Es war mir unangenehm, weil meine Mutter danebenstand. Sie   … sie hat einmal gesagt, ich solle es mit der Schwärmereifür Jette nicht übertreiben.« Er wurde rot. »Es war aber nicht so, ich hatte sie einfach sehr gern.«
    Leo überlegte. Das klang aufrichtig, der junge Mann wirkte tatsächlich verlegen.
    »Hatte sich das Verhältnis zu Ihrer Tante wieder gebessert, bevor sie starb?«
    Er lächelte wehmütig. »Ja, einige Tage, bevor sie krank wurde, hat sie ein wunderbares Curry für mich gekocht. Wir haben bis ein Uhr nachts geredet.«
    »Hat sie Ihnen eine Erklärung für ihr Verhalten geliefert?«
    »Sie hatte viel zu tun, es gab Probleme im Krankenhaus.«
    »Haben Sie ihr geglaubt?«
    »Warum hätte ich das nicht tun sollen?«, fragte Lehnhardt. »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus? Verdächtigen Sie mich?« Sein Gesicht rötete sich merklich. »Wissen Sie, was es für mich bedeutet, dass Sie vor meinem Konzert einfach so hereinmarschieren? Vermutlich weiß schon das ganze Haus, dass die Polizei mich verhört.« Er stand auf und lief nervös auf und ab.
    »Herr Lehnhardt, wenn ich Sie daran erinnern dürfte, dass
Sie zu uns
gekommen sind. Wir haben die Ermittlungen unter anderem aufgenommen, weil der angeblich natürliche Tod von Henriette Strauss Ihnen verdächtig erschien. Sie müssen in Kauf nehmen, dass wir allen Spuren nachgehen, auch den unangenehmen.«
    Lehnhardt blieb abrupt stehen. »Aber sie war meine Tante. Ich habe sie gern gehabt. Sehr gern.«
    »Na gut.« Leo nahm sich vor, noch einmal mit Frau Lehnhardt zu sprechen. Es war so ein Gefühl, der Instinkt des Ermittlers, der schwer zu erklären war, aber oft auf den richtigen Weg führte. »Eine Frage noch: Sie haben den Brief gesehen, den Dr.   Dahlke Ihrer Tante geschrieben hat. Können Sie sich vorstellen, weshalb sie ihn um Rat gebeten hat? Leider ist ihr eigenes Schreiben nicht erhalten geblieben.« Er holte denBrief aus der Tasche. »Falls Sie noch einmal hineinschauen möchten   …«
    Adrian Lehnhardt sah auf die Uhr und überflog rasch den Brief. Dann wiegte er den Kopf. »Wie Sie sehen, hat ihr etwas Sorgen bereitet, deshalb hatte sie auch wenig Zeit für mich. Anscheinend hatte es etwas mit der Vergangenheit zu tun, wie der

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