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Die Tote von Harvard

Die Tote von Harvard

Titel: Die Tote von Harvard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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greifen.«
    »Moon!« rief Kate. »Du kennst Jocasta!«
    »Nicht gut«, sagte Moon. »Aber ich bin hingerissen von ihr.«
    »John«, sagte Kate schnell. »Frag jetzt nicht, wer Jocasta ist, ich bitte dich darum. – Im Grunde hat Moon nur gesagt, daß er die Dinge ins Rollen brachte.«
    »Ich dachte«, sagte Moon, »wenn es der Frau wirklich gelingt, dich herzuholen… na, war doch schön, dich wiederzusehen. Ich halte mich nicht für jemanden, der irgendwelche Dinge ins Rollen bringt.«
    »Für einen so überaus milden Menschen wie Sie haben Sie aber erstaunlich viele Dinge ins Rollen gebracht«, sagte Cunningham.
    »Und das mit beachtlichem Erfolg! Was haben Sie noch zu beichten, ehe ich euch beide hinauswerfe?«
    »Das war wohl alles, wirklich«, sagte Moon. »Die Polizei weiß über das Zyankali Bescheid. Sie weiß, daß Janet und ich verheiratet waren und daß ich für die Mordnacht kein Alibi habe. Also wurde ich festgenommen. Außerdem spricht die Tatsache, daß ich früher mal ein ›Aufrührer‹ war, in ihren Augen für ihre Version.«
    »Das war eine brillante Zusammenfassung Ihrer Lage, Mr. Mandelbaum. Nur noch eine Frage: Wo befindet sich das Zyankali, Ihrer Kenntnis nach, im Augenblick?«
    »Ich nehme an, daß es in Minneapolis ist, in einer verschlossenen Metallkiste, zusammen mit ein paar anderen Sachen. Seit dreißig Jahren ist es in dieser Kiste.«
    »Sie haben es nie herausgenommen, und, soweit Sie wissen, auch niemand anders?«
    »Genau das.«
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    »Und Sie hätten nichts dagegen, daß man nachprüft, ob die Kapseln noch dort sind, was natürlich nicht heißt, daß es Ihnen viel helfen würde, wenn Sie was dagegen hätten.«
    »Ich bin einverstanden, aber mir wäre lieber, wenn das nicht die Polizei übernimmt. Ich hab nicht gerade Urvertrauen zur Polizei, die Beweismaterial oft genug so manipuliert, wie sie es gern hätte. Wenn Sie jemanden haben, dem Sie vertrauen…«
    »Ich hoffe, Sie laufen nicht herum und posaunen Ihre Meinung über die Polizei überall heraus. Das wäre in Ihrem Fall nicht sehr ratsam.«
    »Natürlich nicht. Aber Ihnen kann ich doch sagen, was ich denke, oder nicht?«
    »Selbstverständlich, selbstverständlich! Würde es Ihnen etwas ausmachen, eine Minute draußen zu warten, während ich ein Wort mit Kate rede?«
    »Überhaupt nicht. Und vielen Dank, Mr. Cunningham.«
    »Kate müssen Sie danken. Und ich hoffe nur, daß Sie auch noch Grund zur Dankbarkeit haben, wenn die Sache vorbei ist.«
    Als Moon gegangen war, stand Cunningham auf, ging um seinen Schreibtisch, lehnte sich dagegen und sah Kate an.
    »Ich bin auf jede Strafpredigt gefaßt«, sagte sie und griff nach einer Zigarette.
    »Um so besser«, sagte John und gab ihr Feuer. »Wie gut kennst du Moon?«
    »In mancher Hinsicht sehr gut, in anderer gar nicht. Ich weiß, was für eine Art Mensch er ist – ja, guck nur skeptisch, aber ich glaube wirklich, daß ich seinen Charakter sehr gut kenne. Aber wie jeder weiß, kann man sich darin täuschen. Über seinen Alltag weiß ich allerdings sehr wenig. Als wir Examen machten, sah ich ihn fast täglich, wir bereiteten uns zusammen auf die Prüfungen vor und stritten über Henry James. Ich mochte ihn, und Moon mochte ihn nicht. Damals hatte ich eine ungefähre Vorstellung davon, wie er seine Tage zubrachte, heute nicht mehr. Aber wenn du mir erzählen würdest, Moon wäre auf ein Motorrad gestiegen und hätte ein Kind überfahren oder er ginge auf die Jagd oder er hätte eine Frau verge-waltigt, dann würde ich dir nicht glauben, oder, wenn dir das lieber ist: Ich würde es für sehr unwahrscheinlich halten.«
    »Und wenn jemand dir erzählte, er wäre in Rage über seine Frau geraten und hätte sie umgebracht?«
    »Für einen so schlauen Rechtsanwalt stellst du manchmal ziem-99

    lich platte Fragen.«
    »Und du schlaue Literaturprofessorin begehst manchmal den Fehler, sie nicht zu stellen. Im Augenblick hast du nur sein Wort, daß er und Janet sich nicht öfter trafen, sich nicht stritten und daß es keinerlei Probleme zwischen ihnen gab. Er hatte die Mittel, und er hatte die Gelegenheit, und wenn wir nur lang genug suchen, finden wir wahrscheinlich auch ein Motiv. Ich bitte dich nur, daß du das im Kopf behältst, wenn du dich wie ein freundlicher Bluthund auf Spu-rensuche begibst.«
    »Hättest du nicht Lust, ein bißchen herumzuraten, was das Motiv sein könnte?«
    »Ich rate nie. Das ist reine Zeitverschwendung. Ich bin gerade dabei nachzuprüfen, wie die Scheidung

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