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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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zuerst möchte ich Ihnen meine Cousine Mabel Clarence aus London vorstellen.“ Und zu Mabel gewandt fuhr sie fort: „Mabel, das ist Victor Daniels, Tierarzt und ein alter Freund der Familie.“
    Der Arzt trat vor Mabel und sie ergriff seine ausgestreckte Hand, dabei murmelten beide gleichzeitig: „Wir kennen uns bereits.“
    Peinlich berührt zog Mabel ihre Hand zurück und griff dankbar zu dem Sherryglas, das Abigail ihr anbot.
    „Ihr seid euch schon begegnet? Mein Güte, Mabel, du bist noch keine vierundzwanzig Stunden in Cornwall.“
    „Ja, wir hatten bereits mehrmals das Vergnügen“, brummte Daniels mit unbewegtem Gesicht. „Heute Vormittag traf ich Ihre Cousine im Ort, sie war auf dem Weg zu einem Optiker.“
    „Und Sie, Doktor, führten eine Schildkröte spazieren“, entfuhr es Mabel schlagfertig. „Ich hoffe, Joey geht es gut?“
    Abigail sah verwundert von einem zum anderen, aber das Eintreten Emma Penroses, die den ersten Gang servierte, hinderte sie daran, Fragen zu stellen.
    Während des Essens begann Mabel zu verstehen, warum Abigail nicht sonderlich erfreut über die Anwesenheit des Tierarztes war. Nachdem er in zwei knappen Sätzen erklärt hatte, die Stute müsse täglich Umschläge bekommen, dann sei sie in einer Woche wieder gesund, aß er schweigend und hob nie den Blick von seinem Teller. Abigail bemühte sich mit Mabel um eine höfliche Konversation, frage sie nach London und wie es ihr in Cornwall gefiele. Dabei versuchte sie, Daniels in das Gespräch mit einzubeziehen, aber außer einem kargen „Ja“ oder „Nein“ gab er keine Antwort. Kaum hatte er das Dessert, frische Erdbeeren mit Zucker und Clotted Cream, aufgegessen, stand er abrupt auf.
    „Muss noch nach einer Kuh sehen. Danke für das Essen, Lady Abigail. Miss Clarence …“ Er tippte sich kurz an die nicht vorhandene Hutkrempe und verließ dann mit weit ausholenden Schritten den Raum.
    Abigail warf die Serviette auf den Tisch.
    „Kein Wunder, dass dem Mann alle Haushälterinnen davonlaufen, so wenig gesprächig wie er ist.“
    „Dann ist er nicht verheiratet?“, mutmaßte Mabel.
    „Der und eine Frau?“ Abigail lachte spöttisch. „Davon habe ich nie etwas mitbekommen, und er wohnt schließlich schon sein ganzes Leben in der Gegend. Immer wieder beschäftigt er eine Frau, die ihm das Essen kocht, wäscht und putzt, aber keine hält es lange aus. Erst vergangene Woche hat die Letzte wieder gekündigt, sie war kaum zwei Monate bei ihm.“
    „Jetzt verstehe ich, warum er so viel gegessen hat“, sagte Mabel und schmunzelte. „Es war wahrscheinlich die erste warme Mahlzeit in dieser Woche.“
    Abigail sah sie forschend an.
    „Was wolltest du eigentlich beim Optiker? Und was sollte die Bemerkung mit der Schildkröte?“
    Blitzschnell beschloss Mabel, der Cousine nicht die Wahrheit zu sagen, denn dann hätte sie ihr von ihrem Besuch bei dem Chefinspektor berichten müssen, und Abigail hatte ihr bereits deutlich klargemacht, was sie von Mabels Behauptung, eine Leiche gesehen zu haben, hielt.
    „An meiner Lesebrille hatte sich die Schraube eines Bügels gelockert, darum bin ich nach Lower Barton gegangen. Der Doktor und ich haben uns ganz zufällig getroffen, er trug eine Schildkröte mit sich, die er gesund gepflegt hatte. Keine Ahnung, wohin er mit der wollte.“ Sie stand auf und gähnte verstohlen. „Bist du mir böse, wenn ich mich zurückziehe? Irgendwie spüre ich doch die letzte Nacht in den Knochen. Man ist halt nicht mehr die Jüngste.“
    Abigail lächelte verständnisvoll und schenkte sich ein Glas Wein ein.
    „Ich bitte Mrs Penrose, dich morgen nicht zu wecken. Schlaf dich ruhig aus, damit du wieder zu Kräften kommst. Ich möchte dir so bald wie möglich den Besitz zeigen, damit du weißt, was eines Tages dir gehören wird.“
    Mabel lag eine Bemerkung auf der Zunge, doch sie schluckte sie hinunter. Heute Abend war sie zu müde für weitere Diskussionen.

5
    In dieser Nacht schlief Mabel trotz der Aufregungen tief und fest, und es war fast zehn Uhr, als sie erwachte. Nachdem sie sich gewaschen und angezogen hatte, ging sie in das Speisezimmer, in dem Abigail bereits, oder immer noch, am Tisch saß. Auf der Anrichte standen Thermoskannen mit frischem Kaffee und Tee, auf Warmhalteplatten waren Eier, Speck, gebackene Bohnen in Tomatensoße, gegrillte Tomaten und Champignons und kleine Schweinswürste angerichtet.
    „Ich dachte, wir frühstücken heute spät, dafür ausgiebig, und lassen den Lunch

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