Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote

Die Tote

Titel: Die Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion
Vom Netzwerk:
das jetzt nachgeholt. Das Ergebnis müsste in ein paar Stunden vorliegen.«
    »Ist das gefährlich?«
    »Ebenfalls wie man’s nimmt. Die Schilddrüse beeinflusst den gesamten Stoffwechsel, im schlimmsten Fall führt der Hormonmangel zum Kretinismus.«
    »Aha«, wiederholte Charlotte.
    »Wenn die Unterfunktion aber rechtzeitig erkannt und behandelt wird, können sich die Kinder ganz normal entwickeln.«
    »Welchen Eindruck haben Sie von dem Kind? Gibt es irgendwelche Anzeichen von Misshandlungen, oder ist es unterernährt?«
    Frau Neubauers Blick ruhte lächelnd auf dem kleinen Körper. »Soweit ich das beurteilen kann, wurde er gut behandelt. Mit der Ernährung ist das bei Kindern mit Hypothyreose so eine Sache. Sie sind ziemlich träge und trinkfaul, schlafen eigentlich nur. Möglicherweise ist er deshalb abgegeben worden. Das kann einem schon Angst machen, wenn diese Kinder auf nichts reagieren. Wenn sich die Diagnose bestätigt, können wir sofort die Behandlung einleiten, und das Kind hat noch relativ gute Chancen, sich gesund zu entwickeln.«
    Charlotte nickte. Auch sie konnte den Blick nicht von dem Säugling nehmen, der völlig entspannt und friedlich in seinem Wärmebettchen lag.
    »Es ist unglaublich, wie klein sie sind«, murmelte Charlotte. »Klein und wehrlos.«
    »Ja«, stimmte Frau Neubauer zu, »erstaunlich, dass dennoch so viele so vieles überleben.«
    Charlotte wandte sich von dem friedlichen Bild ab und ging, gefolgt von Frau Neubauer, aus dem Raum. »Können Sie mir die Sachen geben, die das Kind trug?«
    »Natürlich, kommen Sie.« Frau Neubauer führte Charlotte in ein kleines fensterloses Büro, wo sie ihr einen versiegelten Plastikbeutel übergab.
    Charlotte hätte den Inhalt am liebsten sofort in Augenschein genommen, musste das aber den Kollegen im Labor überlassen. Sie erkannte einen blauen Strampler und eine gelbe Decke.
    Sie bedankte sich bei Frau Neubauer und machte sich auf den Weg zur Direktion, wo sie die Tüte dem Kollegen Schramm vom Labor in die Hände drückte.
    »Wenn du irgendwas findest, ruf mich sofort an.«
    »Ja«, knurrte Schramm, »als ob ich das nicht immer täte.«
    Sie sah auf die Uhr. Es war gerade acht Uhr. Maren war bereits am Platz.
    »Wie geht’s dir?«, begrüßte die ihre Chefin.
    »Beschissen«, erwiderte Charlotte. »Haben die in Köln jetzt Fingerabdrücke gefunden?«
    »Nein, nicht mal einen von Rüdiger. Den Wagen muss jemand gründlich geputzt haben. Und diese Frau Wilmers vom Jugendamt hat angerufen. Sie hatte einen Anruf von einer ziemlich aufgeregten jungen Frau. Offenbar einer Freundin von Alina Wildner.«
    »Ich glaube, ich weiß, welche das ist«, sagte Charlotte. »Ruf bei dieser Frau Meiler an und kündige uns an.«
    »Okay«, sagte Maren.
    Bei Kramer und Petersen hatte sich ebenfalls nicht viel Neues ergeben.
    »Allerdings hab ich die Mails von dem Drillich noch nicht alle kontrolliert«, sagte Petersen. »Waren erstaunlich viele, wenn man bedenkt, dass er sonst kaum Kontakte hatte. Hauptsächlich aber Werbung. Außerdem war er in einigen Netzwerken unterwegs.«
    »Okay«, sagte Charlotte, »ich fahre jetzt mit Thorsten zum Jugendamt, und wenn ich zurück bin, brauch ich etwas über diesen Schmattke. Ich will wissen, was er mit Drillich zu tun hatte. Wenn er ihn nicht umgebracht hat, dann weiß er zumindest was. Aber wenn wir den nicht unter Druck setzen, wird er uns nichts erzählen.«
    »Ist schon klar«, antwortete Kramer, »wir kämmen Drillichs Computer durch. Wenn der und Schmattke was miteinander zu tun hatten, dann finden wir das. Der Kerl hat seinen Computer bestimmt nicht ohne Grund weggeworfen.«
    Sie sprachen wenig auf der Fahrt zum Jugendamt. Bremer chauffierte sehr langsam die Lavesallee entlang. Charlotte fragte sich, ob ihr Kollege genauso liebte, wie er Auto fuhr. Sofort schob sich Rüdigers Gesicht vor ihr geistiges Auge. Sie rieb sich über die Stirn, als ob sie sein Bild damit verscheuchen könnte. Es funktionierte.
    Gerade überquerten sie die Ihme, und ihre Gedanken wanderten zu dem Kind, das keine zwei Kilometer entfernt unter der Stadionbrücke gefunden worden war und dessen Tod sie noch immer nicht aufgeklärt hatten. Merkwürdig. Drillich war ihr im Moment ganz egal. Obwohl auch er brutal ermordet worden war und mitleidlos in den Mittellandkanal geworfen wurde.
    Gab es einen Zusammenhang? Welchen? Drillich kannte Schmattke, Schmattke wohnte am Friedrich-Ebert-Platz, wo Janina Heimann gesehen worden war. Sie und Drillich

Weitere Kostenlose Bücher