Die Tote
richtete.
Bremer besorgte belegte Brötchen in der Markthalle, während Charlotte alle zur Besprechung zusammentrommelte. Ostermann hatte sich noch nicht in der Direktion blicken lassen, wofür Charlotte ihm dankbar war. Allerdings hatte er am späten Vormittag bei Frau Kaiser, seiner Sekretärin, angerufen und sich nach dem Verlauf der Ermittlungen erkundigt.
Bei der Besprechung waren so viele Beamte wie selten zugegen. Charlotte hatte sich vorher eine kurze Auszeit in ihrem Büro genommen. Als sie den Raum betrat, der heute weniger kühl, dafür dunkler war als sonst, weil wegen der Hitze die Jalousien geschlossen waren, war das Team bereits vollzählig versammelt. Ungewöhnlich war heute auch die Stille in der Runde. Kein Geflüster, kein Gekicher, niemand sprach. Es gab keine Neuigkeiten zu Rüdiger, was sollten sie da sagen?
Die Ermittlungen gaben wenig Grund zur Hoffnung, weder hatten die Befragungen am und um den Friedrich-Ebert-Platz etwas Neues ergeben noch die Telefonliste von Schmattke, von dem sie ja wenigstens die alte Handynummer hatten, wenn schon nicht das Gerät. In Drillichs Unterlagen hatten die Ermittler bisher nichts Verdächtiges gefunden. Schliemann war zwar immer noch am Steintor unterwegs, aber er hatte sich bisher nicht gemeldet. Er hatte offensichtlich nichts zu berichten. Hohstedt arbeitete sich noch durch Bergheims alte Fälle, und auf die Zeugenaufrufe hatte sich niemand gemeldet. Kramer und Petersen hatten als Einzige einen Erfolg zu vermelden. Sie waren auf Drillichs Computer fündig geworden. Danach hatte er sich oft und gern auf bestimmten Pornoseiten aufgehalten, darunter auch im Pädophilenmilieu.
»Und«, sagte Kramer, nachdem er den Rest eines Käsebrötchens hinuntergeschluckt hatte, »das Beste daran ist, dass er den Link von Schmattke hat. Da hast du dein Druckmittel.«
»Na, immerhin etwas«, meinte Charlotte, »den sollten wir uns gleich vornehmen.«
Sie blickte einmal in die Runde. »Wenn sonst niemand was zu berichten hat, sollten wir keine Zeit verlieren. Einfach weitermachen.«
Sie stand auf. »Leo, wir beide unterhalten uns noch mal mit Schmattke.«
Wolfgang Schmattke schien sich in seiner Zelle durchaus nicht unwohl gefühlt zu haben. Er wirkte ziemlich verschlafen, als er im Vernehmungsraum wartete. Gesprächiger war er nicht geworden, aber einen Anwalt hatte er auch nicht angerufen.
»Also, Herr Schmattke«, begann Charlotte, »dann sollten wir das hier mal zu Ende bringen.« Sie bat Leo Kramer, ihm Drillichs Computerbildschirm zu zeigen.
Der blickte schief auf das Bild und wurde schlagartig feuerrot bis an die Kehle.
»Herr Schmattke, es kann eigentlich nur noch schlimmer werden, wenn Sie schweigen. Diesen Link haben Sie an Eckhard Drillich geschickt. Also haben Sie ihn gekannt.«
Schmattke kniff die Knie zusammen, zog den Kopf zwischen die Schultern und schwieg.
»Haben Sie ihn umgebracht?«
Schmattke starrte sie an. »Nein! Ich bring doch keinen um!«
»Tatsächlich?«, erwiderte Charlotte, die sich plötzlich unsagbar kraftlos fühlte. Warum quälte sie sich mit diesen Typen herum? Immer dieselbe Leier: »Ich war’s nicht, ich hab nichts gemacht, ich bin unschuldig.« Für einen Moment erwog sie, Kramer die weitere Befragung zu überlassen. Aber dann siegte ihr Pflichtbewusstsein. Sie musste und wollte das hier zu Ende bringen.
»Überzeugen Sie mich«, sagte sie ruhig und wartete.
Schmattke überlegte. Viel zu lange für Charlottes Geschmack. Sie sah auf ihre Armbanduhr und seufzte.
»Herr Schmattke, wir werden Sie sowieso hierbehalten und einen Haftbefehl beantragen. Die Frage ist nur noch, ob außer Verbreitung von Kinderpornografie auch noch Mord draufstehen wird. Das Alibi Ihrer Mutter wird Ihnen da auch nicht weiterhelfen.«
Schmattke fühlte sich sichtlich unwohl und rutschte auf seinem Stuhl herum. Dann hatte er zu Ende überlegt.
»Also«, begann er, »ich mach mir eigentlich nix aus Kindern …«
»Natürlich nicht«, warf Charlotte ein.
»… nein, wirklich, nur … der Eckhard, das war mein einziger Freund. Wir … haben uns öfter mal in der Bar getroffen und … haben auch manchmal eine von diesen Nutten bezahlt. Aber das ist ja wohl nicht strafbar!«
»Solange die Prostituierten volljährig sind, nicht. Haben Sie sie nach Ihrem Ausweis gefragt?«
Schmattke wand sich. »Nein, natürlich nicht, aber das müssen die in der Bar ja wohl wissen, wenn da eine nicht volljährig ist. Und ich hab mit Kindern nix am Hut … Aber die
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