Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall
erst am Abend ins Kloster zurück.“
Heinrich stöhnte auf: „Grundgütige Scheiße!“
Pater Jacob schnalzte missbilligend mit der Zunge. Heinrich hatte recht. Das waren einfach zu viele Zufälle.
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Der Meister hatt e genug gehört. Keinem im Raum war aufgefallen, dass sich die Tür wieder einen Fingerbrei t geöffnet hatte. Dieser Schnitzer stand mit dem Teufel im Bunde! Sie kannten jetzt sei n Geheimnis. Noch aber war nichts verloren. Er war schließlich der Meister. Alle sollten sie sein e Allmacht zu spüren bekommen. Den Württemberger hatte es also schon getroffen, gut so! Die Burgunder würden warten müssen. Zuvor aber musste er diesen Konrad ausschalten. Der Meister lief zu seiner Kammer, um das Notwendige zu holen. Ers t Konrad, dann den Pfaffen, vielleicht – und dieser Gedanke beflügelte ihn zusätzlich – vielleicht blieb sogar noch Zeit, diese Johanna besse r kennenzulernen. Wenn er erst einmal diesen Konrad vor ihren Augen getötet hatte, würde sie sicher keinen Widerstand leisten. Oh nein, nicht ihm! Ihm bliebe sicher noch genug Zeit, davon war er überzeugt. Diesen Trottel von Guardian würde er schon wieder beruhigen. Nicht s war verloren, alles fügte sich nach seinem W illen. In seiner Kammer brauchte er nicht lange, und kurze Zeit später huschte er durch ein e schmale Tür, die von der Krankenstube aus in eine Seitengasse führte. Mittlerweile kannt e er alle Gassen der Stadt und wusste, welchen Weg er einschlagen musste, um möglichs t unbemerkt voranzukommen. Während er mit schnellen Schritten zwischen den Häusern entlanglief, setzte er noch einen Punkt auf seine Liste: Erst Konrad, dan n die Frau und der Pfaffe – und zum Abschluss der Stadtknecht. Wer sollte ih n aufhalten? Heute würde er alle seine Wünsche und Begierden stillen.
Kurze Zeit später war er am Ziel. Durch eines der Fenster sah er ihre Gestalt. Er klopfte an der Tür.
„Ja, bitte? Was kann ich für Euch tun?“ Johanna stand in der offenen Tür und wischte sich die Hände an der Schürze ab. Der Fremde kam ihr irgendwie bekannt vor, aber ihr fiel nicht ein, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte. Er trug einen weiten, teuren W ollmantel und hatte ein freundliches Gesicht.
„Verzeiht meine Störung. Ich heiße Paul Winkelbrecht und bin seit ein paar Tagen in der Stadt. Im Gasthof hörte ich, dass mein alter Freund Konrad hier bei Euch wohnt. Ich kann unmöglich abreisen, ohne ihn besucht zu haben.“
„Kommt doch bitte herein. Konrad ist im Moment nicht da, er wohnt dort drüben in dem kleinen Haus. Aber bitte, tretet ein, seid mein Gast. Ich bin sicher, dass er bald zurück sein wird.“ Johanna trat einen Schritt beiseite und ließ den höflichen Fremden eintreten. W as würde sich Konrad freuen, einen alten Freund wiederzusehen!
Sie führte den Fremden in die Wohnstube. Stolz bemerkte sie die bewundernden Blicke, mit denen sich Paul Winkelbrecht umschaute.
„Ein schöner Raum, dem man die Hand einer Frau ansieht.“
Das war Schmeichelei, aber Johanna genoss sie.
„Oh, wie unhöflich von mir! Ihr habt sicher Durst. Was darf ich Euch anbieten?“, fragte sie ihren Gast.
„Nein, ich bitte Euch, macht Euch keine Umstände. Bitte wann, sagtet Ihr, erwartet Ihr Konrad zurück?“
Johanna bedauerte im Stillen, dass sie dies nicht genau sagen konnte. Thomas hatte am Nachmittag Heinrich und Konrad davoneilen sehen. Viele Möglichkeiten gab es nicht. Entweder hatten die beiden zur Stadtburg oder zum Minoritenkloster gewollt. Bestimmt wollten sie zu den Minderen Brüdern, schließlich hatte jeder in der Stadt von der Suche nach dem verschwundenen Burgunder gehört. Was aber hatte Konrad damit zu tun?
Der Fremde musterte sie aufmerksam: „Meint Ihr, Ihr könntet einen Boten zu Konrad schicke? Versteht mich nicht falsch, ich will nicht ungeduldig sein, aber mein Schiff wird heute Abend noch ablegen, und ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich meinen Freund nicht gesehen hätte.“
Was für ein treuer Freund, fand Johanna. Draußen im Hof sah sie Thomas spielen. Nein, verbesserte sie sich, er spielte nicht, er übte sich im Stockkampf.
„Wartet doch bitte einen Moment“, bat sie ihren Besucher und ging zur Tür.
„Thomas! Thomas, mein Junge, komm mal her . Sei so gut und lauf schnell zum Kloster der Minderen Brüder. Richte Konrad aus, dass Paul Winkelbrecht hier auf ihn wartet. Beeil dich, er hat nicht viel Zeit.“
„Ist gut, Mutter, ich lauf schnell los!“
Sie sah Thomas hinterhe r, wie er
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