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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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kleinen Finger zeigte die alte Dame zur Decke. Alles an ihr wirkte verdorrt und zerbrechlich. Vanja wunderte sich, warum sie nicht den Aufzug genommen hatte, doch dann fiel ihr auf, dass Frau Lindell nicht einmal außer Atem war vom Treppensteigen.
    «Nein, danke, ich müsste mit Ellinor reden. Wissen Sie, wo sie arbeitet?»
    «Ja, bei Åhléns. In der Haushalts- oder Einrichtungsabteilung oder wie das heißt.»
    «Vielen Dank.»
    Vanja lächelte der Frau zu, nickte und wandte sich zur Treppe.
    «Die haben bis neun geöffnet.»
    «Stimmt, ja. Vielen Dank», wiederholte Vanja über die Schulter hinweg und begann, die Treppe hinabzugehen.
    «Und wenn sie nicht dort ist, dann ist sie bestimmt bei ihrer Herrenbekanntschaft», fuhr Tyra Lindell unbeirrt fort, als hätte sie gar nicht bemerkt, dass Vanja nicht mehr vor ihr stand. Vanja blieb stehen. Ging die Stufen wieder hinauf.
    «Wissen Sie zufällig auch, wo diese Herrenbekanntschaft wohnt?»
    «Nein, keine Ahnung. Aber wenn man Ellinor Glauben schenken will, kann er nicht so schwer zu finden sein.»
    «Aha, warum das denn?»
    Tyra beugte sich verschwörerisch vor und senkte ihre Stimme.
    «Angeblich ist er wahnsinnig berühmt.» Sie verdrehte die Augen, als wollte sie zeigen, wie wenig sie daran glaubte. «Ellinor war letztens oben bei mir und hat mir von ihm erzählt. Sie ist beinahe wütend geworden, weil ich ihn nicht kannte. Schließlich musste ich so tun, als wüsste ich, wer er ist.»
    «Erinnern Sie sich noch an seinen Namen?»
    «O ja. Sebastian heißt er. Sebastian Bergman. Anscheinend ist er Psychologe.»
    Vanja starrte die alte Dame fassungslos an. Das war nicht möglich. Sie musste sich verhört haben. Dieser Name durfte hier einfach nicht auftauchen. Nicht jetzt. Das Gefühl, das sie zuvor in ihrer Wohnung gehabt hatte, erfasste sie wieder. Das konnte einfach nicht wahr sein. Es musste einer dieser Späße mit versteckter Kamera sein. Gleich würde irgendjemand hervorspringen, sich kaputtlachen und kreischen, dass sie hereingefallen sei. Sie hätte sich selbst sehen sollen! Was für ein irrer Spaß! Vanja hatte zwar keine Ahnung, wer dahinterstecken könnte, aber dennoch musste es einfach so sein.
    «Sebastian Bergman ist Ellinors Herrenbekanntschaft», wiederholte Vanja mit einer zu ihrer eigenen Verwunderung klaren Stimme.
    Tyra Lindell nickte. «Ja. Der Psychologe. Und unter uns gesagt …» Tyra legte ihre runzelige Hand ganz sacht auf Vanjas Arm. «Ich glaube, dass Ellinor ab und zu auch einen bräuchte.»
    «Sind Sie sicher?»
    «Na ja, ein bisschen merkwürdig, das ist sie wohl.»
    «Ich meine, sind Sie sicher, dass sie von einem Psychologen namens Sebastian Bergman sprach?»
    «Ja. Ganz sicher. Sie ist ziemlich oft bei ihm. Oder war es. In letzter Zeit war sie häufig zu Hause … Wahrscheinlich ist dieser Mann inzwischen zur Vernunft gekommen.»
    Tyra lächelte sie schelmisch an, aber Vanja bemerkte es gar nicht. Es war, als wären im Treppenhaus in der Västmannagatan zwei Paralleluniversen kollidiert und hätten dadurch eine alternative Wirklichkeit erzeugt. Wenn jetzt jemand von irgendwo hervorspringen und über sie und ihre fassungslose Miene lachen würde, wäre das eigentlich ganz schön, dachte sie. Aber niemand kam. Leider.

[zur Inhaltsübersicht]
    A nitha hatte seit dem ausgiebigen Mittagessen mit Morgan Hansson versucht, sich möglichst unauffällig zu verhalten. Sie hatte ihre Arbeit gemacht, sich nicht mit dem Namen anderer eingeloggt, ja nicht einmal etwas auf Flashback geschrieben. Sicher war ihre Vorsicht übertrieben, aber sie hatte ein besseres Gefühl, wenn sie all ihre geheimen Aktivitäten aussetzte, bis sie etwas von Morgan hörte. Er hatte ihr versprochen, direkt heute Morgen in den Serverraum unter der Garage zu gehen, aber bisher hatte sie noch kein Wort von ihm gehört. Wie lange konnte es schon dauern, einige BackupBänder zu durchsuchen?
    Für einen kurzen Moment bekam sie Angst, dass er, anstatt ihr zu helfen, zu den Vorgesetzten gegangen war und alles erzählt hatte. Vielleicht meldete er sich deshalb nicht. Aber sie beruhigte sich damit, wie nahe er ihr gewesen war, als sie sich gestern getrennt hatten. Die Blicke, die er ihr zugeworfen hatte. Sie hatte ihn in der Hand. Er würde sie nicht im Stich lassen.
    Das Problem bestand wohl eher darin, ihn wieder loszuwerden, wenn alles vorbei war, fürchtete sie.
    Am Nachmittag hielt sie es schließlich nicht länger aus. Sie beschloss, zu ihm hinunterzugehen. Sie musste es

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