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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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betrüblicherweise ein und dasselbe war, versprach Börje, er werde sehen, was er im Fall Patricia Wellton ausrichten könne, und sich bald zurückmelden. Torkel dankte ihm und beendete das Gespräch. Viel mehr konnte er momentan nicht tun. Er verließ sein Zimmer und ging in den Flur hinaus. Kam an Ursulas Zimmer vorbei, blieb jedoch nicht stehen. Er wusste, dass es leer war. Ursula war wieder mit zu dem Grab gefahren. Gestern Abend hatten sie begonnen, die Erde am Fundort der Leichen zu durchsieben. Diese Arbeit wurde heute fortgesetzt, und Ursula wollte dabei sein. Vor seinem Anruf beim IPO hatte Torkel sich um die Genehmigung gekümmert, ein größeres Gebiet im Fjäll umzugraben, um das Gepäck der Niederländer zu finden. Er hatte sich auf harten Widerstand eingestellt, darauf, ein Machtwort sprechen zu müssen, aber es war erstaunlich leicht gewesen, noch einmal einen Bagger dorthin zu bestellen. Das würde er Ursula aber auf keinen Fall auf die Nase binden. Die Version, die sie zu hören bekäme, handelte von einer Horde Paragraphenreiter, unbeirrbarer Naturfreunde und Journalisten mit gewetzten Zähnen, gegen die Torkel todesmutig in den Kampf gezogen war. Der Ermittlung, aber natürlich auch ihr zuliebe.
    Er ging ins Restaurant und sah Jennifer und Billy einander gegenübersitzen. Beide telefonierten, beide auf Englisch. Er ging zum Tresen, nahm sich eine leere Tasse, schlenderte zu ihrem Tisch hinüber, schenkte sich einen Kaffee ein und wartete darauf, dass sie ihm sagten, wie er sie unterstützen konnte.

    Nach der Besprechung hatte Vanja entschieden, sich dem ausgebrannten Wagen zu widmen. Die Unterlagen von der Autovermietung lagen ihnen vollständig vor, und die polizeiliche Untersuchung zu dem Autounfall war geradezu vorbildlich dokumentiert. Ungewohnt vorbildlich, hätte Ursula gesagt, dachte Vanja und lächelte in sich hinein. Aber Vanja setzte etwas mehr Vertrauen in die örtliche Polizei als ihre Kollegin. Was eigentlich nicht viel aussagte. Jeder, der nicht der Meinung war, alle Lokalpolizisten seien hoffnungslose Amateure mit dem Denkvermögen eines durchschnittlichen Sechsjährigen, bewies größeres Vertrauen als Ursula.
    Vanja beschloss, einen Ausflug nach Åre zu unternehmen. Das Polizeiprotokoll war eine Sache. Aber persönlich war immer mehr zu erfahren. Besonders wenn diejenigen, die 2003 im dortigen Präsidium gearbeitet hatten, immer noch da waren. Vanja nahm die Kopie des Polizeiberichts, zog ihre Jacke über und stiefelte zum Ausgang.
    «Wo willst du hin?»
    Verwundert drehte sie sich um und erblickte Sebastian, der rechts neben dem Eingang in einem der Sessel versunken saß. Er hatte irgendein altes Klatschblatt in der Hand, und Vanja erhaschte einen Blick auf ein halb gelöstes Kreuzworträtsel, als er die Zeitschrift beiseitelegte. Seine gesamte Erscheinung strahlte Unlust aus.
    «Nach Åre», sagte sie.
    «Und warum?»
    «Vielleicht kann ich auf die Weise mehr über den Autounfall herausfinden.»
    «Darf ich mitkommen?»
    In seiner Stimme lag Hoffnung. Außerdem fand Vanja es bemerkenswert, dass er überhaupt fragte. «Ich komme mit!», wäre eigentlich eher Sebastians Stil gewesen. Aber seit dem Hinde-Fall und allem, was da passiert war, hatte er sich verändert. Er war weicher geworden, fand sie. Weniger auf Konfrontationskurs. Jedenfalls ihr gegenüber. Sie hatte nichts dagegen. Und auch nichts dagegen, dass er mitkam nach Åre.
    «Ist dir langweilig?», fragte sie mit einem Blick auf die zerfledderte Zeitschrift.
    «Nein, ich könnte noch den ganzen Tag über einen ägyptischen Sonnengott mit zwei Buchstaben grübeln. Aber ich würde gern mal ein bisschen rauskommen.»
    Vanja nickte. «Dann beeil dich.»
    «Ich bin in zwei Minuten wieder da», erwiderte Sebastian, und sie glaubte ein dankbares, kleines Lächeln in seinem Gesicht zu erhaschen, als er aufstand und zu seinem Zimmer eilte.
    Seine Behauptung, dass ihm langweilig sei, war stark untertrieben. Er spürte eine Rastlosigkeit und Unruhe im ganzen Körper, gegen die er eigentlich nur ein Heilmittel kannte, aber hier gab es ja niemanden, mit dem er ins Bett gehen konnte. Für eine Sekunde hatte er sogar an Klara gedacht. Allerdings hatte er sie noch nie mehr als zwei Schritte von ihrem ziegenbärtigen Mann entfernt gesehen, und noch dazu verbreitete sie eine Aura von robuster Natürlichkeit und frisch gelüfteter Kleidung, die er eigentlich ziemlich abstoßend fand. Vielleicht konnte ein kleiner Ausflug mit Vanja ja die

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