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Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Toten, die niemand vermisst: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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ließen. Informationen, die den Schuldigen überführten und alle Ausflüchte betrügerisch erscheinen ließen. So funktionierte guter Journalismus.
    Bisher hatte er aber nur eine Verschlussakte und einige merkwürdige Ereignisse, die weit in der Zeit zurücklagen. Das war viel zu wenig. Er war gezwungen, mehr aus Shibeka herauszubekommen, und vor allem aus Saids Frau. Vielleicht stieß er auf etwas Wichtiges, wenn er tiefer grub. Darauf musste er seine Hoffnung setzen.

    Shibeka saß am Küchentisch und las die Gebrauchsanweisung ihres neuen Handys. Seite um Seite mit Informationen, wie man Telefonnummern speicherte, Kontakte synchronisierte, Spiele herunterlud und die SIM-Karte wechselte. Eigentlich brauchte sie höchstens einen Bruchteil all dieser Funktionen. Sie wollte erreichbar sein und vielleicht ein oder zwei Gespräche führen. Mit ihren Söhnen und dem Mann vom Fernsehen, Lennart. Vielleicht würde sie die Nummer auch einigen Freundinnen in der Sprachschule und bei der Arbeit geben, aber sonst niemandem. Keiner in ihrer unmittelbaren Umgebung war der Meinung, dass es sich für eine alleinstehende Frau schickte, ein eigenes Handy zu besitzen. Das wusste sie. Deshalb hatte sie sich bisher keines angeschafft, obwohl sie es mitunter gebraucht hätte. Sie testete ohnehin schon oft genug die Grenzen dessen aus, was für die anderen akzeptabel war. Es wäre dumm, sie unnötig zu provozieren. Aber jetzt las sie in dem dicken, kleinen, zwölfsprachigen Buch weiter. Es war spannend, all diese Möglichkeiten zu kennen, auch wenn Shibeka sie nie nutzen würde.
    Das Telefon im Flur klingelte. Es war Lennart Stridh. Er klang müder als sonst.
    «Hallo, Frau Khan. Alles in Ordnung?»
    «Ja, mir geht es gut, danke.»
    «Schön. Folgendes: Ich habe vor, morgen bei Ihnen vorbeizuschauen, wenn es Ihnen passt.»
    Shibeka erstarrte. «Sie wollen hierherkommen? Zu mir?»
    «Ja, das dachte ich. Ich muss Sie treffen, und vielleicht auch Ihre Söhne. Und dann müsste ich auch Kontakt zu Saids Frau aufnehmen.»
    Shibeka wurde innerlich ganz kalt. Damit hatte sie nicht gerechnet. «Das geht nicht», antwortete sie reflexmäßig.
    «Wie, das geht nicht?»
    Lennart klang verständnislos.
    «Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Es kommt mir nicht richtig vor», erwiderte sie matt.
    «Nicht richtig?»
    Shibeka zögerte. Wie sollte sie ihm das klarmachen? Wie sollte er es verstehen? Er war Schwede. Schweden konnten einfach jederzeit Menschen zu Hause besuchen.
    «Ich sollte nicht mit Ihnen allein sein», sagte sie schließlich.
    Sie hörte, wie er seufzte, und begriff, dass sie in keiner Weise dazu beitrug, seinen Tag aufzuhellen. Aber es gab nun einmal Regeln. Auch wenn sie ihm bestimmt merkwürdig vorkamen.
    «Gut, ich verstehe», hörte sie Lennart schließlich zu ihrer Erleichterung sagen. «Wäre es besser, wenn wir uns noch einmal in der Stadt treffen würden?»
    «Ja, das wäre besser.»
    «Aber irgendwann muss ich auch Ihre Kinder und Saids Frau treffen. Anders geht es nicht.»
    Shibeka wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie hatte sich die Ausmaße dessen, was sie ins Rollen gebracht hatte, nicht vorstellen können. Sie hatte gedacht, dass es genug wäre, ihn einmal zu treffen, dass es ausreichen würde. Der Mann vom Fernsehen sollte herausfinden, was mit ihrem Mann passiert war, und auf magische Weise alles lösen. Erst jetzt begriff sie, dass die Reise wirklich begonnen hatte.
    «Ich muss darüber nachdenken. Eigentlich möchte ich das nicht so gern.»
    «Aber es ist notwendig. Sonst komme ich nicht weiter.»
    Es musste ja so kommen. Mit einem Mal fühlte sie sich müde und ausgelaugt. Wie weggeblasen war die Freude darüber, dass das, wovon sie so lange geträumt hatte, nun endlich geschehen war. Dass ihr jemand zugehört und sie verstanden hatte. Jetzt bekam sie die Quittung.
    «Lassen Sie uns morgen noch einmal telefonieren. Ich rufe Sie an. Ich habe mir ein Handy gekauft.»
    «Gut. Können Sie mir die Nummer geben?»
    «Es funktioniert noch nicht.»
    «Ob es funktioniert oder nicht, hat nichts mit der Nummer zu tun», erklärte Lennart in einem Ton, als würde er einem Kind helfen. «Die Nummer steht auf einem separaten Zettel.»
    «Ich weiß, aber es sind so viele Zettel …»
    Sie hörte ihn erneut seufzen.
    «Okay. Also rufen Sie mich an, dann habe ich auch Ihre Nummer. Sie haben meine, oder?»
    «Ja, sie steht doch in dem Brief. Ich melde mich.»
    «Ja, tun Sie das», erwiderte er. Er klang noch

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