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Die toten Mädchen von Villette

Die toten Mädchen von Villette

Titel: Die toten Mädchen von Villette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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zufrieden erzählt, daß es nach Ende der Prozession fast zu einem Ansturm auf seine Theke gekommen sei und daß alle Dosen mit preisreduzierter Gänseleber weggegangen seien. Aber wer sie gekauft hatte, konnte er unmöglich sagen. Eine rasche Kontrolle der Kasse zeigte, daß die meisten Kunden mit belgischen Bankkarten bezahlt hatten, und eine Handvoll hatte ausländische Kreditkarten benutzt, während fünf Personen bar bezahlt hatten. Wenn der Mörder unter den Kunden gewesen war, hatte er kaum mit Karte bezahlt, dachte Annick düster, aber jemand mußte trotzdem diejenigen durchgehen, die auf der Liste standen.
    Als sie zurück zum Justizpalast gekommen war, hatte gerade Christian de Jonge aus Brüssel angerufen. Sie hatte ihm von der verschwundenen Flasche Champagner erzählt, und er hatte sie gebeten, so bald wie möglich in Erfahrung zu bringen, ob die Journalisten, die am Freitag im Aux Armes de Verney zu Abend gegessen hatten, die Möglichkeit gehabt hatten, im Laufe des Abends unbemerkt zu verschwinden.
    – Zuerst möchte ich sagen, daß das hier einstweilen äußerst vertraulich ist, sagte sie zum Oberkellner, ich bin dankbar, wenn Sie nicht darüber reden, aber ich bin hier, um das Alibi einiger Personen zu überprüfen, die hier am Freitag zu Abend gegessen haben.
    – Journalisten? sagte er erstaunt.
    – Ja, allerdings, sagte Annick, und wie gesagt, es ist bis auf weiteres vertraulich. Erinnern Sie sich, wann das Essen anfing und wie lange es dauerte?
    – Die Gemeinde hatte diesen Saal von halb acht bis zehn Uhr abends gebucht, sagte der Oberkellner, und dann die Dachterrasse ab zehn, bis wir um ein Uhr nachts schlossen.
    – Saßen alle bis Punkt zehn auf ihren Plätzen, fragte Annick, oder haben sich die Gäste während des Essens auch ein bißchen bewegt?
    Eine Serviererin kam mit Annicks Salat herein. Er sah wunderbar aus. Die Romanasalatblätter waren dunkelgrün und knackig, die Brotcroutons goldgelb unter einer luftigen Wehe dünngehobelten Parmesans. Annick spießte einen Crouton auf die Gabel, tunkte ihn in das Dressing und führte ihn zum Mund. Die Geschmäcke explodierten in ihrem Gaumen – der salzige der Sardellen und der würzige des Senfs in cremiger Vereinigung mit Eigelb und Öl.
    – Weltklasse! sagte sie und lächelte den Oberkellner an. Er lächelte zurück.
    – Schön zu hören, sagte er. Ja, das Dessert wurde hier drinnen serviert, das war wohl gegen halb zehn, und dann servierten wir Kaffee und Avec auf der Terrasse. Die Leute gingen vermutlich nach und nach auf die Terrasse, nachdem sie mit dem Dessert fertig waren, ich meine, nicht alle zusammen.
    – Wie Sie verstehen werden, wüßte ich gern, ob sichmöglicherweise jemand unbemerkt entfernt hat, sagte Annick. Sind Sie sicher, daß alle auf die Terrasse gingen und während des Konzerts dort blieben?
    – Ich bin im Gegenteil sicher, daß das nicht der Fall war, sagte er. Sehen Sie, es war ja so, um zehn oder kurz danach begann das Fußballspiel, und mehrere der Journalisten wollten es sich ansehen. Das war das erste, was sie gefragt haben, als sie kamen, ob wir hier einen Fernseher hätten. Aber das haben wir nicht, das ist nicht unser Stil, wir sind ja keine Sportbar.
    Er zog seine aristokratischen Augenbrauen hoch und sah sich in dem Raum mit seinen vornehm graumarmorierten Paneelen und der Tapete im Stil des achtzehnten Jahrhunderts vielsagend um.
    – Aber der Gast hat ja immer recht, sagte er, deshalb sah ich mich gezwungen, darüber zu informieren, daß die Weinbar hier nebenan einen Fernseher hat, der während der Spiele läuft. Und ich sah, daß ziemlich viele der Journalisten den Kaffee auf der Terrasse in sich reinschütteten und dann rausschlichen, um Fußball zu sehen. Ein paar verschwanden wohl tatsächlich schon vor zehn.

    Auch Martine hatte mit Christian gesprochen, als er nach seinem Mittagessen mit den beiden Journalisten von Brüssel aus angerufen hatte. Während Annick losgeschickt wurde, um die Alibis zu kontrollieren, entschied Christian, daß Serge Boissard Jean-Pierre Wastias Angaben hinsichtlich des Autos, das vom Tatort gekommen sein konnte, nachgehen sollte.
    – Wir müssen überprüfen, ob einer der Typen, die in der Untersuchung interessant sind, ein solches Auto hat, sagte Serge, und ich muß irgendeinen armen Teufel daransetzen,der alles durchgeht, was bei der Anklopfaktion herausgekommen ist, um festzustellen, ob jemand einen dunklen BMW oder Mercedes gesehen hat. Es ist schade, daß wir

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