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Die toten Mädchen von Villette

Die toten Mädchen von Villette

Titel: Die toten Mädchen von Villette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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treffen, und dafür gesorgt, daß ihre Freundin bei der Begegnung dabei war. Nicht daß ihr das geholfen hätte.
    Hatte Peggy von Sabrinas Plänen gewußt? Annick laserneut Martine Poirots Verhör mit Jean-Pierre Wastia durch. Ihm zufolge hatten die Mädchen Bertrand zunächst den ganzen Weg heim nach Givray mitfahren wollen, während Sabrina aussteigen wollte; also war Peggy nicht von Anfang an mit Sabrinas Rendezvous einverstanden gewesen. Sabrina »hat dem anderen Mädchen, Peggy, zugeblinzelt und Grimassen geschnitten, als ob sie ihr erklären wollte«, hatte Jean-Pierre gesagt.
    Annick hob den Hörer ab und wählte Martine Poirots Nummer.
    – Haben Sie noch einmal mit Jean-Pierre Wastia geredet, Madame, oder werden Sie es tun? fragte sie, als Martine sich meldete.
    – Ich werde ihn heute abend noch einmal sehen, sagte Martine, haben Sie Fragen, die ich Ihrer Meinung nach stellen sollte, Annick?
    – Ja, sagte Annick, wenn wir jetzt davon ausgehen, daß er nicht schuldig ist, ist es ja um so interessanter, was er erzählt, wovon die Mädchen geredet haben, ob es vielleicht da Anhaltspunkte gibt. Vielleicht auch, wovon Sabrina im La Cave du Cardinal geredet hat?
    – Gut, sagte Martine, ich habe in dieselbe Richtung gedacht. Ich erzähle dann später, wenn ich mit ihm geredet habe.
    Annick kehrte zu ihren Papierhaufen zurück. Nach einer Dreiviertelstunde fand sie endlich etwas, das sie innehalten ließ. Es war ein kurzes Gespräch mit Marie Laval, die im La Cave du Cardinal neben Nadia Bertrand gesessen hatte. Annick konnte zwischen den Zeilen lesen, daß Nadia es dort langweilig gefunden hatte. Sie hatte über ihrer Cola gesessen und geschmollt und sich bei Marie, die sie offenbar kannte, beklagt. »Laval gab an, NB habe gesagt, daß SD voneinem ‚alten Mann’ zum Essen ins Aux Armes de Verney eingeladen worden sei, aber dankend abgelehnt habe«, stand kurzgefaßt im Polizeibericht. »Laval gab ferner an, daß SD NB’s Beurteilung zufolge den Mann gern hätte treffen wollen und nur im Hinblick auf die Reaktion der Eltern abgelehnt habe.«
    Ein ‚alter Mann’, der es sich leisten konnte, zum Essen in Villettes bestes Restaurant einzuladen und den Sabrina gern hätte treffen wollen? Annick entschloß sich, so bald wie möglich ein weiteres Gespräch mit Marie Laval zu führen.
    Sie ging zur Christelle-Untersuchung über und suchte auch da nach Zeugenaussagen junger Frauen. Nach einer Weile fand sie ein Verhör mit Jennifer Collard, Arbeitskollegin und Freundin von Christelle.
    Die beiden Mädchen hatten nach einem Empfang, bei dem beide serviert hatten, zusammen belegte Brote gegessen. Jennifer zufolge war Christelle guter Laune, beinah ausgelassen gewesen und hatte angedeutet, daß sie am Sonntag etwas Großes zu erzählen haben werde. Aber Jennifer hatte dem nicht viel Bedeutung beigemessen. Christelle war so, hatte sie zu dem Polizisten gesagt, der sie verhört hatte, sie baute ständig Luftschlösser, allein ein Inserat einer Modellagentur in der Zeitung konnte ihr den Kopf verdrehen. Aber es wurde nie etwas aus ihren großartigen Plänen.
    Ein neues Gespräch mit Jennifer Collard war auch eine vordringliche Aufgabe. Annick hoffte, daß sie noch in Villette war – es gab eine Adresse und eine Telefonnummer im Verhörprotokoll, aber es war nicht wahrscheinlich, daß sie zwölf Jahre später noch dort wohnte.
    Annick ging auf den Korridor und holte ein Telefonbuch. Doch, es gab eine Jennifer Collard, praktischerweisewohnhaft in der Rue Abelard, nur ein paar Blocks vom Justizpalast entfernt. Sie wählte die Nummer.
    Es war die richtige Jennifer Collard.
    – Daß Sie gerade jetzt anrufen, sagte sie, als Annick sich vorgestellt und ihr Anliegen erklärt hatte, ich habe eben gerade an Christelle gedacht. Diese schrecklichen Morde letzten Freitag wecken ja alte Erinnerungen. Glauben Sie, es gibt einen Zusammenhang?
    – Es gibt gewisse Ähnlichkeiten, sagte Annick vorsichtig, und deshalb möchte ich Sie gern so bald wie möglich treffen. Wann haben Sie Zeit?
    – Nicht heute abend, sagte Jennifer Collard, aber morgen vormittag vor der Arbeit geht gut. Gegen elf vielleicht, zu Hause bei mir? Oder soll ich zum Justizpalast kommen?
    – Nein, ich komme gern zu Ihnen, sagte Annick, also morgen um elf.
    Sie rief bei Marie Laval an und verabredete sich mit ihr zwei Stunden vor dem Treffen mit Jennifer Collard.
    Serge Boissard steckte den Kopf herein, als sie gerade aufgelegt hatte.
    – Hallo, Dardenne, sagte er,

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