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Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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ihn kaum -, durchsuche ich seine Taschen.
    Er hat einen kleinen Umschlag mit meinem Namen bei sich, allerdings ist er falsch geschrieben. Darin steckt ein kleiner Schlüssel. Ich will ihn gerade auf meinen Schreibtisch legen, als ich merke, dass er mit feinen Blutspritzern überzogen ist. Ich falte den Umschlag in der Mitte zusammen und stecke ihn ein. Dann durchsuche ich seine übrigen Taschen. Dabei stoße ich auf einen Autoschlüssel und eine Brieftasche; außerdem auf Papiertaschentücher, zwei Packungen mit einem Mittel gegen Sodbrennen, einen abgebrochenen Bleistift und eine meiner Visitenkarten. Ich lasse alles, wo es ist.
    Da mein Bürotelefon voller Blutspritzer ist, rufe ich die Polizei von meinem Handy aus an. Ich verlange Detective Schroder, doch man stellt mich zu Inspector Landry durch. Ich möchte lieber nicht mit ihm sprechen, doch ich habe kaum die Wahl. Ich erkläre ihm die Situation, als würde ich einen stinknormalen Polizeibericht durchgeben. Bevor ich auflege, bitte ich ihn, Kaffee mitzubringen.
    »Komm schon, Tate, das ist nicht mein erster Mord«, sagt er.
    »Du meinst Selbstmord.«
    »Ja. Was auch immer.« Er beendet das Gespräch.
    Ich setze mich draußen im Flur auf den Boden, platziere ein Kissen zwischen mir und der Wand, damit ich sie nicht mit dem Blut auf meiner Jacke beschmiere, und lehne mich zurück. Ich denke darüber nach, was Bruce zu mir gesagt hat. Warum sollte sich jemand umbringen, wenn er sich für unschuldig hält? Es scheint unwahrscheinlich, dass er diese Mädchen vergraben hat, ohne dass er was mit ihrem Tod zu tun zu hatte.
    Ich ziehe den Umschlag aus meiner Tasche. Der Schlüssel sieht etwas anders aus als die meisten Schlüssel, die ich kenne; ich kann ihn nicht zuordnen. Auf ihm sind weder Markierungen noch Ziffern oder Buchstaben. Er könnte zu einem Haus gehören, zu einem Schließfach, einem Tresor oder einem Boot – zu allem Möglichen. Er ist bloß ein weiterer Gegenstand, den ich heute jemandem abgenommen habe. Der Ring steckt in meiner Tasche, und die Armbanduhr liegt nach wie vor auf meinem Schreibtisch. Ich gehe zurück in mein Büro und werfe sie in einen Plastikbeutel, den ich in meiner Tasche versenke. Der ganze Bereich hier ist jetzt ein Tatort, und ich kann keine unliebsamen Fragen gebrauchen.
    Ich bin immer noch in meinem Büro, als ich höre, wie sie eintreffen. Die Aufzugtüren öffnen sich, und ein halbes Dutzend Polizisten, darunter Landry, strömen in den Flur. Bald werden weitere Beamte hier aufkreuzen, um Fragen zu stellen und Fotos zu machen, um alles zu dokumentieren und zu untersuchen. Zum Tatort auf dem Friedhof habe ich keinen Zugang, aber der hier gehört mir.
    Ich stehe im Türrahmen und schaue ihnen zu. Früher habe ich mit den meisten dieser Männer und Frauen zusammengearbeitet, aber sie mustern mich, als wäre ich ein Fremder. Ihre Begrüßung ist knapp, und man fordert mich auf, hinaus in den Flur zu treten und zu warten.

Kapitel 13
     
    Die Nacht nimmt kein Ende. Mein Büro wurde inzwischen abgesperrt, vor mir und dem Rest der Welt, mit gelbem, schwarz beschriftetem Absperrband. Die Typen von der Spurensicherung in ihren weißen Overalls wandern langsam durchs Zimmer und suchen jeden Quadratzentimeter ab, für den Fall, dass der entscheidende Hinweis mikroskopisch klein ist. Niemand will mich durchsuchen, meine Hände werden allerdings auf Schmauchspuren getestet, und ich muss meine Jacke abgeben, wegen der feinen Blutspritzer, die sich darauf abgesetzt haben. Ich bin keinesfalls beunruhigt, denn die Indizien werden meine Schilderung des Tathergangs in allen Punkten bestätigen. Kann gar nicht anders sein. Ausgeschlossen, dass sie morgen bei mir auftauchen und erklären, sie seien nach Abwägung sämtlicher Fakten zu dem Schluss gekommen, dass ich ihm die Pistole unters Kinn gehalten und abgedrückt habe.
    Andererseits ist dieser eindeutige Fall von Selbstmord vielleicht doch nicht so eindeutig, sonst würden sie sich nicht so viel Zeit lassen, um zu überprüfen, in welche Richtung das Blut gespritzt ist. Zumindest kommt es mir so vor. Sie nehmen sich so viel Zeit, weil sie es mit mir zu tun haben. Sie vertrauen mir nicht mehr wie früher, als ich noch einer von ihnen war. Als Außenstehender gehöre ich für sie zum Kreis der Verdächtigen, und das ist allein meine Schuld. Vor zwei Jahren war ich ein anderer Mensch. Ein völlig anderer Mensch.
    Nach einer Weile fangen ihre Fragen an, sich zu wiederholen. Die Formulierungen

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