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Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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mich gerade noch erwischt.«
    Sie ist irgendwie verändert. Ihr Haar ist ein wenig zerzaust. Sie wirkt blasser, müder und abgekämpfter als sonst, als würden das Leben und der Tod sie allmählich fertigmachen.
    »Es war eine harte Woche«, erklärt sie wie zur Bestätigung meiner Gedanken.
    »Ja. Wem sagst du das.«
    Auf den leeren Metalltischen liegen Laken und Arbeitsgeräte, aber keine Leichen.
    »Ich könnte einen Drink vertragen«, sagt sie und stockt, als sie ihren Fehler bemerkt. »’tschuldigung, Tate, das war nicht besonders feinfühlig von mir.«
    »Keinesfalls schlimmer, als betrunken Auto zu fahren. Wie geht es ihr?«
    »Gut. Sie hat ganz schön was abgekriegt, aber sie ist über den Berg. Infolge eines Schädel-Hirn-Traumas ist es zu inneren Schwellungen gekommen, doch inzwischen ist es den Ärzten gelungen, den Druck zu verringern. Sie hat zwar ein paar harte Monate vor sich, aber es hätte schlimmer kommen können. Du weißt das besser als jeder andere.«
    Du weißt das besser als jeder andere . Wie viele Leute haben mir das innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden gesagt? »Das heißt … sie wird wieder hundertprozentig gesund?«
    »Das sagen zumindest die Ärzte.«
    Um meine Füße aufzuwärmen, trete ich von einem Fuß auf den anderen. Der Finger mit dem abgerissenen Nagel fängt wieder an zu pochen. Der Verband ist inzwischen dunkelgrau und sieht furchtbar aus, er wurde immer noch nicht gewechselt.
    »Tut’s weh?«, fragt sie.
    »Geht schon.«
    »Ich kann ihn wechseln, während wir reden.«
    Ich folge ihr ins Büro und setze mich. Sie rollt ihren Stuhl herüber, streift ein Paar Latexhandschuhe über und entfernt den alten Verband von meinem Finger. Die Gaze klebt leicht fest, und an der Außenseite haben sich Blut und Eiter abgesetzt.
    »Hast du dir schon den Priester vorgenommen?«
    »Komm schon, Theo, du weißt, dass ich mit dir nicht darüber sprechen darf.«
    »Es ist wichtig.«
    »Ich glaube, du vergisst, dass ich immer noch sauer auf dich bin, weil du Rachel Tylers Ring gestohlen hast.«
    »Tut mir leid.«
    »Oh, und damit ist die Sache dann wohl erledigt, was? Wenn’s dir nur leidtut.« Sie zerrt die Gaze herunter und reißt dabei den Schorf mit ab.
    »Au, Mann, Tracey.« Ich ziehe meine Hand weg.
    Sie wirft die Gaze in einen Abfalleimer. »Ich halte den Kopf für dich hin, erzähle keinem davon, aber auf einmal taucht Landry heute Morgen hier unten auf und stellt mir Fragen deswegen. Und jetzt stecke ich bis zum Hals in der Scheiße.«
    »Lass es mich wiedergutmachen.«
    »Her mit der Hand.«
    »Nein.«
    »Komm schon, Theo, sei nicht albern. Gib mir deine verdammte Hand.«
    Ich reiche sie ihr, und sie beginnt, die Wunde zu reinigen.
    »Hör zu«, sage ich, »ich denke, ich habe das Recht auf ein paar Informationen. Immerhin werde ich des Mordes beschuldigt.«
    »Im Gegenteil, du hast nicht das geringste Recht auf irgendwelche Informationen. Wann hast du es das letzte Mal einem Verdächtigen gestattet, hierherzukommen und Fragen zu einem Verbrechen zu stellen?«
    »In meinem Fall ist das was anderes.«
    »Nicht für mich. Für niemanden. Du dürftest nicht mal hier sein.«
    Sie schneidet ein frisches Stück Gaze ab und legt sie auf meine Fingerkuppe. Dann fügt sie etwas Watte hinzu. »Verdammt, Tate, wenn es jemanden gäbe, der qualifiziert genug wäre, um mich zu ersetzen, hätte man mich wahrscheinlich längst beurlaubt.«
    »Sie wissen, dass ich es nicht war. Hat Landry dir das nicht gesagt?«
    »Doch. Hat er. Aber das ändert trotzdem nichts.«
    Ich werfe einen Blick durch das Bürofenster auf die Schubfächer. In einem davon liegt Vater Julian. Vorgestern Nacht war ich kurz davor, ebenfalls eins der Fächer zu belegen. Das Pochen in meinem Finger wird stärker, und Tracey fängt an, ihn zu verbinden.
    »Für mich macht das sehr wohl einen Unterschied. Betrachte es mal von meinem Standpunkt aus. Die Cops und ich, wir wissen, dass jemand Vater Julian getötet und versucht hat, mir das anzuhängen. Darum glaube ich, dass ich ein Recht darauf habe, so viel wie möglich zu erfahren. Um mich zu verteidigen.«
    »Wogegen? Sie wissen doch, dass du unschuldig bist.«
    »Komm schon, Tracey. Du weißt Bescheid. Du weißt, dass drei der Mädchen noch am Leben wären, wenn ich vor zwei Jahren meinen Job richtig erledigt hätte. Ich will diesen Kerl von der Straße haben.«
    Sie umwickelt den Verband mit Klebeband und lehnt sich zurück. »Jedes Mal, wenn du jemanden von der Straße haben

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