Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

letzte Mal was zusammen unternommen, Tate?«
    »Wahrscheinlich als du aufgehört hast, verdammt, als alle aufgehört haben, mich anzurufen. Wenn ich mich richtig erinnere, war das ungefähr, als Emily gestorben ist.«
    »Das hatte nichts damit zu tun.«
    »So, was dann?«
    »Quentin James. Niemand glaubt, dass er sich aus dem Staub gemacht hat. Alle wissen, dass du ihn umgebracht hast. Aber ohne Leiche, ohne Beweise …«
    »Ich habe ihn nicht getötet.«
    »Hey, ich hätte ihn auch umgebracht. Jeder von uns hätte das getan – darum hat sich auch keiner besondere Mühe gegeben, nach ihm zu suchen. Blöd nur, dass ausgerechnet du es getan hast. Denn niemand wollte das von dir hören. Was wäre passiert, wenn du mir eines Abends nach ein paar Bier erzählt hättest, was du getan hast? Was dann? Keiner von uns konnte dich anrufen, Tate. Das war die einzige Möglichkeit. Es war sicherer. Für dich und für uns.«
    Ich antworte nicht. Ich weiß nicht genau, ob er recht hat oder ob er sich einfach nur eine Entschuldigung zurechtgelegt hat, die glaubwürdig klingt. Wahrscheinlich hätte ich an seiner Stelle dasselbe getan.
    Ein paar Minuten sitzen wir schweigend da, essen unsere Pizza und leeren unsere Coke. Ohne Bourbon schmeckt sie irgendwie anders.
    »Verrat mir nur eins«, sage ich, als ich mit einem Stück fertig bin und in das nächste beiße. »Bruce Alderman. Habt ihr ihn wegen der Morde mal unter die Lupe genommen?«
    »Wir haben jeden unter die Lupe genommen.«
    »Aber wie gründlich habt ihr ihn euch vorgeknöpft?«
    »Nicht so gründlich wie seinen Vater.«
    »Welchen Vater?«, frage ich.
    »Wenn du mir was mitteilen willst, sag’s einfach.«
    »Ich meine nicht seinen Priester.«
    Er legt sein Stück Pizza auf den Teller. »Wer hat dir das verraten?«
    »Dass Bruce und Sidney nicht verwandt sind? Das wusste ich von Anfang an. Weißt du, wer sein richtiger Vater ist?«
    Er nimmt sein Stück Pizza und isst weiter. »Tracey hat es dir gesagt.«
    »Und wie hast du es rausgefunden?«, frage ich.
    »Wahrscheinlich genauso wie du. Willst du’s mir nicht als Erster sagen?«
    »Komm schon, Carl. Du wärst nicht vorbeigekommen, wenn du nichts für mich hättest.«
    »Du solltest aufhören, dort was hineinzuinterpretieren, wo gar nichts ist. Ich hab nichts für dich. Ich bin nur hier, um nach dir zu sehen.«
    »Ich weiß das wirklich zu schätzen«, sage ich, »aber jetzt gib mir bitte einen kleinen Tipp. Du weißt selbst, dass wir es vor zwei Jahren verbockt haben, dass wir es hätten verhindern können; dann wären drei der Mädchen jetzt noch am Leben. Ich kann das nicht einfach so abhaken.«
    Erneut lässt er seine Pizza sinken. »Wundert mich, dass du so lange gebraucht hast, um damit rauszurücken«, sagt er.
    Ich antworte nicht. Sondern warte einfach, bis er weiterredet.
    »Wie schon gesagt, wir haben jeden unter die Lupe genommen, okay? Bei so einem wichtigen Fall – mit den ganzen toten Mädchen – werden sämtliche verfügbaren DNS-Proben überprüft. Ganz automatisch.«
    »Und Alderman war damit einverstanden?«
    »Nein, war er nicht. Er wusste nichts davon. Er war da, um die Leiche seines Sohnes zu identifizieren. Und als er auf dich losging, ist er gegen die Wand geklatscht, richtig? So sind wir an sein Blut gekommen. Die Werte haben wir dann in die Datenbank eingespeist.«
    »Und?«
    »Die DNS wurde noch nicht ausgewertet. Du weißt doch, Tate, es dauert Monate, bis der Scheiß wieder bei uns landet. Daran hat sich nichts geändert. Aber die Bluttests haben ergeben, dass sie nicht miteinander verwandt sind.«
    »Warum habt ihr die Tests überhaupt gemacht?«
    »Wie gesagt, das geschieht ganz automatisch.«
    »Und was ist mit Vater Julian? Habt ihr überprüft, ob seine DNS irgendwo aufgetaucht ist, wo sie nicht hingehört?«
    »Warum wusste ich, dass du das fragen würdest?«
    »Und?«
    »Du hattest reichlich Gelegenheit, uns von Vater Julian zu erzählen, Tate. Trotzdem hast du dich die ganze Zeit geweigert. Aber wir warten, wie gesagt, immer noch auf die Ergebnisse der DNS-Proben.«
    »Vater Julian war Bruce’ richtiger Vater, stimmt’s?«
    »Wie kommst du darauf?«
    Ich muss daran denken, wie Vater Julian sagte, dass Bruce wie ein Sohn für ihn sei. »Ist so ein Gefühl.«
    »Keine Ahnung. Will man die Vaterschaft ausschließen, geht das schneller mit einem Bluttest, und genau das haben wir getan. Die Vaterschaft nachzuweisen dauert hingegen sehr viel länger. Aber wir werden’s bald